Die Autorität des Staates repräsentieren
Preisträgerin 2019 ist Dr. Christine Lang (Osnabrück), der Förderpreis geht an Aylin Karabulut (Duisburg-Essen) / Preisverleihung am 15. Juli im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses.
Augsburg/AR – Der Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien 2019 geht an Dr. Christine Lang (Osnabrück), die für ihre Dissertation über Diversität in städtischen Verwaltungen ausgezeichnet wird. Aylin Karabulut (Duisburg-Essen) erhält den Förderpreis für ihre Masterarbeit über Rassismuserfahrungen in der Schule. Die feierliche Preisverleihung findet am 15. Juli um 19.00 Uhr im Goldenen Saal des Rathauses der Stadt Augsburg statt. Die Preisverleihung ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Die Produktion von Diversität in städtischen Verwaltungen: Wandel und Beharrung von Organisationen in der Migrationsgesellschaft Dr. Christine Lang widmete sich in ihrer Studie der Frage, ob und wie sich städtische Verwaltungen in der Migrationsgesellschaft wandeln. Dabei ging es vor allem um die Personalrekrutierung und die damit verbundenen Chancen von Menschen mit Migrationshintergrund, im Öffentlichen Dienst beschäftigt zu werden. Lang fand heraus, dass die Einstellungsroutinen vor allem dann verändert und erweitert wurden, wenn die Personalverantwortlichen aufgrund des demographischen und sozialen Wandels nicht mehr genug Nachwuchs fanden und sich deshalb um neue Zielgruppen bemühten. Politische Zielsetzungen zur Erhöhung des Beschäftigtenanteils mit Migrationshintergrund hatten dagegen teilweise zur Folge, dass Stereotype eher verstärkt als abgebaut wurden. Sie dienten Personalzuständigen als Begründung, weshalb sie bestimmte ethnische Gruppen als besonders geeignet ansahen und bevorzugten, während sie andere für ungeeignet hielten und daher keine besonderen Rekrutierungsbemühungen unternahmen. „Die Studie von Dr. Christine Lang ist hoch relevant für unsere Gesellschaft und bedarf unbedingt der öffentlichen Wahrnehmung und Reflektion“, betont der Jury-Vorsitzende Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel und verweist darauf, dass es für Menschen mit Migrationshintergrund ein wichtiges Element der Verbesserung der Teilhabe sei, die Autorität des Staates repräsentieren zu dürfen. Dr. Christine Lang ... war von 2011 bis 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück. Dort hat sie ihre Dissertation „Die Produktion von Diversität in städtischen Verwaltungen. Wandel und Beharrung von Organisationen in der Migrationsgesellschaft“ erarbeitet und vorgelegt. Seit Juli 2017 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften in Göttingen. Gegenwärtig erforscht sie, wie in deutschen und französischen Städten die Herausforderungen zunehmender Diversität politisch bearbeitet werden. Rassismuserfahrungen von Schüler*innen ‚mit Zuwanderungsgeschichte’ im Schulwesen der Bundesrepublik Deutschland Die Förderpreisträgerin Aylin Karabulut hat in ihrer Masterarbeit die Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen von Schülerinnen und Schülern mit ‚Zuwanderungsgeschichte’ untersucht. Sie fand heraus, dass Diskriminierungen vor allem vom Lehrpersonal ausgingen: So wurden die Schülerinnen und Schüler von den Lehrerinnen und Lehrern als Teil einer häufig als defizitär dargestellten Gruppe stark vereinheitlicht und nicht mehr als Individuen wahrgenommen. Diese Erfahrungen wurden von den Jugendlichen als besonders einschneidend empfunden, da sie wenig Spielraum für ihren Ausdruck und ihre Verarbeitung hatten und darüber hinaus schulische Benachteiligungen erfuhren. Trotz der ungleichen Machtstrukturen im Schulsystem entwickelten sie jedoch verschiedene Strategien des Umgangs mit rassistischer Diskriminierung und blieben dadurch handlungsfähig. „Als Lehramtsstudentin hat Frau Karabulut in ihrer Abschlussarbeit die Erfahrungswelt von Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte kritisch in den Blick genommen und schmerzliche Fragen gestellt, deren Antworten auch für die Praxis von großer Bedeutung sind“, fasst Nagel das Urteil der Jury zusammen. Aylin Karabulut ... hat von 2012 bis 2018 an der Universität Duisburg-Essen das Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen mit den Fächern Deutsch, Sozialwissenschaften und Bildungswissenschaften studiert. Aktuell ist sie Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Sie arbeitet an einer Promotion zum Thema „Schulische Rassismuskritik. Zur Überwindung des Artikulationstabus in schulischen Organisationsmilieus“. Feierliche Preisverleihung im Goldenen Saal Die diesjährigen Auszeichnungen werden am 15. Juli im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses überreicht werden. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Stefan Kiefer und einem Grußwort von Professorin Leonie Herwartz-Emden, Vorsitzende von FILL e. V., wird Professor Nagel als Jury-Vorsitzender die beiden Preisträgerinnen würdigen. Im Anschluss an ihre Dankesworte werden sich die beiden in einem Podiumsgespräch mit der Ethnologin und Präsidentin der Universität Augsburg, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, äußern. ______________________________________ Der Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien Der 1998 von Helmut und Marianne Hartmann gestiftete Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien wird seither jährlich von der Universität Augsburg gemeinsam mit der Stadt Augsburg und dem Augsburger "Forum Interkulturelles Leben und Lernen (FILL) e. V." verliehen – mit dem Anliegen, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Auseinandersetzung mit dem Thema "Interkulturelle Wirklichkeit in Deutschland” zu motivieren. Über die Preisträger 2019 hat unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Eckhard Nagel, Mitglied des Deutschen Ethikrats sowie Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth, eine elfköpfige Jury entschieden. Ihr gehörten an: die Journalistin Angela Bachmair, der Bayreuther Philosoph Prof. Dr. Alexander Brink, Reiner Erben, Referent für Umwelt, Nachhaltigkeit und Migration der Stadt Augsburg, die Erziehungswissenschaftlerin Prof. em. Dr. Leonie Herwartz-Emden (Universität Augsburg), Prälat Dr. Bertram Meier als Vertreter der katholischen Kirche, der Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi (LMU München), Regionalbischof Axel Piper als Vertreter der evangelischen Kirche, die Historikerin Prof. Dr. Susanne Popp (Universität Augsburg) und der Friedens- und Konfliktforscher Prof. Dr. Christoph Weller (Universität Augsburg). ______________________________________ Anhang: Ausschreibung für den Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2020 Eingereicht werden können wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten, die nicht länger als zwei Jahre vor dem jeweils aktuellen Bewerbungsschluss an einer deutschen Universität vorgelegt wurden. Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis wird für Dissertationen oder Habilitationsschriften vergeben, der Förderpreis in Höhe von 1.500 Euro für Master-, Diplom-, Magister- oder Staatsexamens-Arbeiten. Bewerbungen sind durch eine*n der betreuenden Hochschullehrer*innen mit zwei Exemplaren der Arbeit (in Druckform), einer von der*dem Bewerber*in erstellten max. vierseitigen Zusammenfassung der Studie (hinsichtlich der Kriterien 1. Motivation, 2. gesellschaftliche Relevanz und Passung zur thematischen Ausrichtung des Preises, 3. Methode, 4. Ergebnisse), den beiden Gutachten der Betreuer*innen (in Kopie) sowie einem Lebenslauf einzusenden an das Präsidium der Universität Augsburg, Universitätsstr. 2, 86159 Augsburg. Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2019.
E-Mail:
anna.ruile@med.uni-augsburgmed.uni-augsburg.de ()
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