Die richtige Wahl bei Diagnose und Therapie treffen
Kick-off für EU-Forschungsprojekt an der Universität Augsburg: Wie können Medizinstudierende lernen, später im klinischen Alltag Entscheidungen für die Diagnose und Behandlung von Patientinnen und Patienten zu treffen?
Augsburg/AR/MH – Klinische Entscheidungskompetenz oder clinical reasoning nennt man das komplexe Set von Fähigkeiten und Fertigkeiten, das es braucht, um im klinischen Alltag eine Diagnose zu erstellen und einen Therapieplan für und mit Patientinnen und Patienten zu entwickeln. Knapp 1 Million Euro stellt die EU einem internationalen Forschungsteam zur Verfügung, das an der Universität Augsburg koordiniert wird. Ziel ist es, einen Lehrplan für Studierende und Lehrende im Gesundheitsbereich zu entwickeln, der sowohl den Erwerb als auch die Vermittlung klinischer Entscheidungskompetenz in den Blick nimmt. Kick-off für das Projekt ist am 14. Januar mit einer öffentlichen Veranstaltung von 12.30 bis 13.30 Uhr im großen Hörsaal des Universitätsklinikums Augsburg. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO liegt die Zahl der Fehler und unerwünschten Effekte im Gesundheitswesen in der Europäischen Union bei circa zehn Prozent. Falsche Entscheidungen bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten tragen wesentlich zu dieser Fehlerquote bei. Die Folgen können schwerwiegend sein: Sie gefährden die Sicherheit von Patientinnen und Patienten und führen zu höheren Kosten im Gesundheitswesen. „Obwohl die Kompetenz, klinische Entscheidungen zu treffen, so wichtig für ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist, wissen wir noch viel zu wenig darüber, wie diese Kompetenz in der Ausbildung für Gesundheitsberufe richtig gelehrt und geprüft werden kann. Das gilt auch für das Medizinstudium in Deutschland und Europa“, erklärt Privatdozentin Dr. Inga Hege von der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg. Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Europa hat sie deshalb ein Forschungsprojekt gestartet, das diesen Mangel beheben soll. „Wir möchten sowohl Lehrpläne für die Studierenden entwickeln, als auch die Lehrenden fortbilden“, so Hege weiter. Das Thema sei ebenso schwer zu lernen wie zu unterrichten, da es um viele unbewusste Fähigkeiten und Fertigkeiten ginge. Deshalb haben sich die Projektverantwortlichen vorgenommen, sowohl ein Curriculum für die Studierenden zu erarbeiten, als auch einen Train-the-trainer Kurs, der die Lehrenden dabei unterstützt, Klinische Entscheidungsfindung zu unterrichten. Dabei möchten sie moderne und innovative Lehr- und Prüfungskonzepte mit einer Kombination von Online- und Präsenzunterricht einsetzen, das sogenannte blended learning. „Die Förderung des Forschungsprojekts durch die EU zeigt, wie wichtig das Thema klinische Entscheidungsfindung für alle Gesundheitsberufe ist,“ betont die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Martina Kadmon. „Ich bin schon gespannt auf die Ergebnisse des Projekts, die auch für uns in Augsburg wichtig und hilfreich bei der weiteren Ausgestaltung unseres Medizinstudiengangs sein werden.“ „Wir achten auch darauf, dass unser Curriculum leicht in verschiedenste, bereits vorhandene Studienprogramme eingebaut werden kann“, so Hege weiter. Schließlich sei es ein großes Anliegen des Forschungsverbunds, die Ergebnisse international in die unterschiedlichen Ausbildungs- und Studiengänge der Gesundheitsberufe einzuspeisen. Die Projektpartner aus ganz Europa machen eine gezielte Bedarfsanalyse, um die aktuelle Situation an den Europäischen Universitäten besser zu verstehen. Darauf aufbauend werden Lernziele formuliert und geeignete Lern- und Prüfungsmethoden ausgewählt. Sowohl das Curriculum als auch die Angebote für die Lehrenden werden an allen Partneruniversitäten mit Unterstützung von Industriepartnern umgesetzt und ausgewertet. Für das Projekt gibt es knapp 1 Million Euro von den Erasmus+ Wissensallianzen 2019, die unter anderem die Entwicklung innovativer und multidisziplinärer Unterrichts- und Lernkonzepte in Kooperation von Hochschuleinrichtungen und Unternehmen fördern. DID-ACT. Developing, implementing, and disseminating an adaptive clinical reasoning curriculum for healthcare students and educators … umfasst die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, das Universitätsklinikum Augsburg sowie – als Kooperationspartner – das Bezirkskrankenhaus Augsburg – Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Die Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät liegen in den Bereichen Medizinische Informatik sowie Umwelt und Gesundheit. Rund 100 Professorinnen und Professoren werden im Endausbau in der bio- und humanmedizinischen Forschung und Lehre tätig sein. Seit dem Wintersemester 2019/20 bietet die Medizinische Fakultät einen humanmedizinischen Modellstudiengang an, der vorklinische und klinische Inhalte integriert und besonderen Wert auf eine wissenschaftliche Ausbildung der im Endausbau 1.500 Studierenden legt.
E-Mail:
inga.hege@med.uni-augsburgmed.uni-augsburg.de ()
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Fakten zum Forschungsprojekt:
Förderung:
Erasmus+ Wissensallianzen 2019
Budget: 998.908 Euro
Laufzeit: Januar 2020 bis Dezember 2022 (Drei Jahre)
Projektkoordination: Universität Augsburg, Deutschland (PD Dr. med. Inga Hege)
Partner: Universität Bern, Schweiz (Prof. Dr. Sören Huwendiek); Universität Örebro, Schweden (Dr. Samuel Edelbring); Instruct gGmbH, Deutschland (Martin Adler); Digital Education Holdings Ltd., Malta (Dr. Nils Thiessen); Universität Maribor, Slowenien (Monika Sobocan); Jagiellonen Universität, Polen (Dr. habil Andrzej Kononowicz)Die Augsburger Universitätsmedizin
Das Universitätsklinikum Augsburg (UKA), seit 2019 in der Trägerschaft des Freistaates Bayern, bietet unter anderem durch seine Einbindung in universitäre medizinische Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg der Bevölkerung der Stadt und der Region eine optimale medizinische Versorgung. Die tagesklinischen Betten mitgezählt, stehen am UKA 1.740 Betten zur Verfügung. 24 Kliniken, drei Institute und 19 Zentren garantieren in allen medizinischen Fachdisziplinen Diagnose und Therapie in allen medizinischen Fachdisziplinen auf höchstem Niveau. Jährlich werden über 250.000 ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten versorgt. Mit zirka 80.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr ist die Notaufnahme des UKA die zweitgrößte der Bundesrepublik. Jährlich erblicken am UKA mehr als 2.450 Kinder das Licht der Welt. Mit 560 Ausbildungsplätzen ist die an das UKA angeschlossene Akademie für Gesundheitsberufe einer der größten Ausbildungsträger der Region.
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