Gesundheitsförderung im Studium
Forschungsprojekt: Beratungskompetenz für Studierende der Medizin und der Erziehungswissenschaft
Augsburg/PW – Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention stehen im Mittelpunkt eines interdisziplinären Forschungsprojekts, das zum Ziel hat, ein Lehrkonzept für die Entwicklung von medizinischen und gesundheitlichen Beratungskompetenzen aufzubauen. Medizin- und Erziehungswissenschaftsstudierende erarbeiten gemeinsam, was gesundheitsbewusstes Verhalten im Studium ausmacht und wie es gefördert werden kann. Von den erworbenen Kompetenzen sollen später im Berufsleben ihre Patientinnen und Klienten profitieren. Das Projekt ist eine Initiative der Lehrstühle für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung und für Pädagogik. Kooperationspartner sind der Lehrstuhl für Medizinische Psychologie und die AOK Bayern. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben Schwierigkeiten, Informationen, die ihnen von Gesundheitsprofessionen, etwa bei Arztbesuchen oder in Beratungsgesprächen, vermittelt werden, zu verstehen. Darauf deuten Befragungen hin. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach beratender Gesundheitsförderung und Prävention immer größer. In der medizinischen Versorgungspraxis basiert die Gesundheitsberatung bisher jedoch kaum auf handlungsanleitenden erziehungswissenschaftlichen oder gesundheitspsychologischen Theorien. Ein gemeinsames interdisziplinäres Forschungsprojekt will dies ändern. Studierende der Erziehungswissenschaft und der Humanmedizin sollen voneinander lernen und bereits im Studium Beratungskompetenzen für die Gesundheitsförderung und Prävention sammeln. Dazu soll ein Mustercurriculum entwickelt und in die Lehre der verschiedenen Fachrichtungen implementiert werden. Das für Deutschland innovative Projekt ist eine Initiative des Lehrstuhls für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung der neuen Medizinischen Fakultät (Prof. Dr. Thomas Rotthoff) und des Lehrstuhls für Pädagogik der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät (PD Dr. Petra Götte am Lehrstuhl von Prof. Dr. Matthes) der Universität Augsburg. Zur Erweiterung der fachlichen Expertise ist der Lehrstuhl für Medizinische Psychologie und Soziologie (Prof. Dr. Kunz) in die Projektleitung und Umsetzung des Projektes eng eingebunden. Im Forschungsprojekt G.i.S. (Gesundheitsförderung im Studium. Interdisziplinär studieren, interprofessionell handeln) wird ein kompetenzorientiertes interprofessionelles Studienmodul zur Studierendengesundheit entwickelt, in dem Studierende der Medizin und Studierende der Erziehungswissenschaft gemeinsam Handlungskompetenz in der Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention erwerben. Damit Studierende ihre im interdisziplinären Studienmodul erworbenen Kompetenzen einerseits frühzeitig praxisnah trainieren können und gleichzeitig ein niederschwelliges Beratungsangebot zur Gesundheitsförderung für Studierende aufgebaut werden kann, soll an der Universität Augsburg ein Angebot für ein studentisches Peer-Coaching etabliert werden. „Die Peer-Beratung hat den Vorteil einer Kommunikation auf Augenhöhe. Peers verfügen über denselben Status, ihre Lebenssituation ähnelt sich“, erläutern Rotthoff und Götte die Vorteile dieses studentischen Beratungsangebotes. „So entstehen passgenaue, lebensnahe Lösungen zur Gesundheitsförderung der Studierenden.“ Eine begleitende regelmäßige professionelle Supervision ermöglicht dabei den studentischen Tutorinnen und Tutoren die Reflexion ihrer Erfahrungen und somit die Weiterentwicklung ihrer Handlungs- und Beratungskompetenz. Neben dem studentischen Angebot sollen langfristig Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet und ein Transfer von studentischen Projekten und Aktivitäten aus der Universität hinaus in die Gesundheitsregionenplus Augsburg Stadt und Augsburg Landkreis stattfinden. Im Sinne einer ganzheitlichen Perspektive soll die Handlungskompetenz der Studierenden im Bereich der interprofessionellen Gesundheitsförderung und Zusammenarbeit weiterentwickelt und für den späteren beruflichen Kontext nutzbar gemacht werden. Ziel ist, Kompetenzen aus den verschiedenen medizinischen Disziplinen mit denen der Gesundheitspädagogik, der Sportwissenschaften und den Ernährungswissenschaften zu bündeln und so Beratungs- und Präventionsangebote für das Setting Kommune zu entwickeln. „Eine solche interdisziplinäre Gesundheitsförderung stellt sich als Querschnittsaufgabe aller Beteiligten dar“, erklärt Götte den Grund für die interdisziplinäre Ausrichtung des Projektes. „Gesundheitsförderung und Prävention sind nur in interprofessioneller Zusammenarbeit zu bewältigen, welche auf fachlicher Ebene die Medizin, die Erziehungswissenschaft, die Medizinische Psychologie und nicht zuletzt Medizinische Soziologie integriert.“ Schließlich wünschen sich die Initiatoren, dass auch andere Medizinstandorte von ihrem Pilotprojekt profitieren: „Wir werden das Mustercurriculum wissenschaftlich evaluieren und es dann auch anderen Universitäten als Good-Practice Beispiel zur Verfügung stellen,“ so Rotthoff. Deutschlandweit gibt es 18 Universitäten, die sowohl Studiengänge für Humanmedizin als auch Erziehungswissenschaften anbieten und somit entsprechendes Potential für die Nutzung böten. „Auch aus Sicht der AOK Bayern stellt Gesundheitsförderung eine interdisziplinäre Aufgabe dar. Es freut uns besonders, diesen innovativen Ansatz zum Thema Studierendengesundheit als Inhalt universitärer Bildung am Standort Augsburg im Rahmen des Projektes ‚Gesund Studieren‘ mit einer Fördersumme von knapp 200.000 Euro innerhalb der nächsten drei Jahre zu unterstützen. Besonders, da die Universität Augsburg die Erste in Bayern ist, die im Rahmen dieses Projektes gefördert wird.“ erklärt der Augsburger AOK-Direktor Alfred Heigl. Die virtuelle Kick-off Veranstaltung findet mit allen Projektbeteiligten am 19.2.2021 statt. …umfasst die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, das Universitätsklinikum Augsburg sowie – als Kooperationspartner – das Bezirkskrankenhaus Augsburg – Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Die Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät liegen in den Bereichen Medizinische Informatik sowie Umwelt und Gesundheit. Rund 100 Professorinnen und Professoren werden im Endausbau in der bio- und humanmedizinischen Forschung und Lehre tätig sein. Seit dem Wintersemester 2019/20 bietet die Medizinische Fakultät einen humanmedizinischen Modellstudiengang an, der vorklinische und klinische Inhalte integriert und besonderen Wert auf eine wissenschaftliche Ausbildung der im Endausbau 1.500 Studierenden legt. Das Universitätsklinikum Augsburg (UKA), seit 2019 in der Trägerschaft des Freistaates Bayern, bietet unter anderem durch seine Einbindung in universitäre medizinische Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg der Bevölkerung der Stadt und der Region eine optimale medizinische Versorgung. Die tagesklinischen Betten mitgezählt, stehen am UKA 1.740 Betten zur Verfügung. 24 Kliniken, drei Institute und 19 Zentren garantieren in allen medizinischen Fachdisziplinen Diagnose und Therapie auf höchstem Niveau. Jährlich werden über 250.000 ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten versorgt. Mit zirka 80.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr ist die Notaufnahme des UKA die zweitgrößte der Bundesrepublik. Jährlich erblicken am UKA mehr als 2.450 Kinder das Licht der Welt. Mit 560 Ausbildungsplätzen ist die an das UKA angeschlossene Akademie für Gesundheitsberufe einer der größten Ausbildungsträger der Region.
E-Mail:
petra.goette@phil.uni-augsburgphil.uni-augsburg.de ()
E-Mail:
thomas.rotthoff@med.uni-augsburgmed.uni-augsburg.de ()
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