Promotionsfeier mit Preisverleihungen
Die vier ausgezeichneten Dissertationen befassen sich unter anderem mit Softwaresicherheit, einer neuen Methodikanwendung für die Finanzwirtschaft und gesellschaftspolitischen Fragen rund ums Sterben.
Insgesamt 134 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler haben im Akademischen Jahr von Oktober 2021 bis einschließlich September 2022 an der Universität Augsburg ihre Promotion erfolgreich abgeschlossen. 42 von ihnen an der Mathematisch-Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät, 25 an der Juristischen, 22 an der Fakultät für Angewandte Informatik, 17 an der Wirtschaftswissenschaftlichen, 15 an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen, 11 an der Philologisch-Historischen Fakultät und zwei an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Am 18. November waren alle Doktorinnen und Doktoren des Jahrgangs eingeladen, im feierlichen Rahmen der Zentralen Promotionsfeier ihre Urkunden entgegenzunehmen. Unter ihnen erfuhren vier eine besondere Würdigung ihrer Leistungen - die dotierte Auszeichnung mit dem Mieczysław-Pemper-Preis und den Wissenschaftspreisen der Universitätsstiftung. Was ist ein gutes Sterben und wer bestimmt darüber? Diese Fragen hat PD Dr. Florian Greiner vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte in den Mittelpunkt seiner Habilitation „Das menschliche Lebensende in beiden deutschen Staaten nach 1945“ gestellt. Darin ergründet er, welche Folgen die Erfahrungen der Massengewalt für den Umgang mit dem Sterben in post-nationalsozialistischen Gesellschaften hat. Berührt werden so vielschichtige Komplexe wie Sterbebegleitung, die Organisation des Wohlfahrtsstaates oder auch die neuartige Ökonomiesierung des Sterbens. Seine interdisziplinär angelegte Studie wird in der renommierten Reihe des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin erscheinen. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis richtet sich speziell an Beiträge jüngerer Forscherinnen und Forscher zum Verständnis der Katastrophen des 20. Jahrhunderts und ihrer Wurzeln. Mieczysław Pemper (1920 bis 2011) war ein aus Krakau stammender, Augsburger Unternehmensberater, der in der Zeit des Nationalsozialismus Häftling im Konzentrationslager war. Seine Zeitzeugenberichte gingen in den Steven-Spielberg-Film „Schindlers Liste“ ein. Die drei mit jeweils 1.500 Euro dotierten Wissenschaftspreise der Stiftung der Universität Augsburg gehen in diesem Jahr an:
E-Mail:
manuela.rutsatz@presse.uni-augsburgpresse.uni-augsburg.de ()
Mieczysław-Pemper-Preis 2022
Wissenschaftspreise der Universitätsstiftung Augsburg 2022
Dr. Nicole Dürrenberger von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät für ihre Dissertation zu Überqualifikation in Arbeitsmärkten. In Deutschland ist rund jede achte beschäftigte Person in einer Position, für die sie überqualifiziert ist. Unter den Universitätsabsolventinnen und -absolventen ist die Zahl sogar mehr als doppelt so groß. Das Phänomen führte ganz im Gegensatz zur Unterqualifikation in Wissenschaft und Praxis bislang ein Schattendasein. In ihren Analysen berücksichtigt Dürrenberger Elemente aus Psychologie, Volks- und Betriebswirtschaftslehre. Sie liefert ein umfassendes Bild zu Ursachen und Auswirkungen der Überqualifikation am Arbeitsplatz sowie Lösungsideen.
Dr. Jerome Geyer-Klingeberg von der Mathematisch-Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät zur meta-analytischen Methodik in der Finanzwirtschaft. Mit Hilfe einer angewandten Meta-Analyse von über 1.000 Ergebnissen aus empirischen Studien kommt er unter anderem zu dem Schluss, dass der Unternehmenswertzuwachs von Firmen, die sich aktiv absichern (sogenanntes Hedging), deutlich geringer ausfällt, als in der Literatur üblicherweise angenommen. Seine Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur methodischen Weiterentwicklung, indem er die Meta-Analyse der Finanzwirtschaft zugänglich macht.
Dr. Stefan Bodenmüller von der Fakultät für Angewandte Informatik für seine Arbeit zu Softwarekorrektheit und -sicherheit durch den Einsatz maschineller Beweissysteme. Sie sind eine Teildisziplin der Künstlichen Intelligenz. Je komplexer Algorithmen sind, desto fehleranfälliger sind sie. Am Beispiel einer NASA Fallstudie hat sich Bodenmüller drei technische Fehlerquellen in der Datenverarbeitung angesehen, die die Effizienz von Algorithmen beeinträchtigen. Als praktisches Ergebnis dieser Dissertation existiert nun das erste, vollständig verifizierte und absturzsichere Dateisystem für Flash-Speicher, das realistischen Standards entspricht. Im Zusammenhang mit der Arbeit sind sechs internationale, wissenschaftliche Publikationen entstanden. Außerdem ist sie Grundlage für ein weiteres Projekt der Deutschen Forschungsgesellschaft.
Die Wissenschaftspreise werden seit 1995 gestiftet von der Buchhandlung Rieger & Krantzfelder, von der Kurt-Bösch-Stiftung zugunsten der Universität Augsburg und der Stiftung der Universität Augsburg. Gefördert werden hervorragende Arbeiten aus allen Fakultäten.
Der Festvortrag der diesjährigen Promotionsfeier trug den Titel „Scientia und conscientia (Wissenschaft und Gewissen) – Skizze einer Universitätsethik für das Jahr 2022“ und wurde von Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl vom Lehrstuhl für Moraltheologie gehalten. Sie skizzierte eine universitäre Alltagsethik mit der Rolle der Promovierten und verschiedener Statusgruppen und der Frage, was sie davon abhalten könnte, aus der Wissenschaft auszusteigen.
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