Pressemitteilung 91/23 - 29.11.2023

Augsburger Forschende auf der UN- Klimakonferenz COP28

Fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen für die Universität Augsburg an der 28. UN-Klimakonferenz vom 30.11.23 bis zum 12.12.23 in Dubai teil und stehen den Medien für Gespräche zur Verfügung.

Im Fokus der COP28 stehen zum einen die Bestandsaufnahme der bisherigen Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion der einzelnen Länder weltweit, zum anderen die Umsetzung der von den Industrieländern zugesagten Beiträge zur Klimafinanzierung. Forscherinnen und Forscher des Zentrums für Klimaresilienz der Universität Augsburg begleiten die Konferenz aus wissenschaftlicher Sicht.
Rafael Henrique

Nichtregierungsorganisationen und Hochschulen entsenden Angehörige zu den UN-Klimakonferenzen, um die Verhandlungsfortschritte zu beobachten und wissenschaftlich zu analysieren. Nach einem umfangreichen Bewerbungsverfahren nimmt das Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg erstmals im Rahmen des „Observer Status“ an der Konferenz teil.  

Ganz oben auf der Agenda der Weltklimakonferenz in Dubai steht der „Global Stocktake“: Hierfür wird erhoben, inwiefern die von allen Ländern bisher geleisteten nationalen Klimaschutzbeiträge in Summe ausreichen, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5-2°C zu begrenzen. Es ist offensichtlich, dass die bisherigen Beiträge nicht genügen. Umstritten ist aber, wer nun nachbessern muss – alle, oder nur bestimmte Länder? Welche Rolle kann dabei die deutsche Initiative für eine Verdreifachung der Kapazität der erneuerbaren Energien und eine Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 spielen?  
 
Ein weiterer Streitpunkt ist die Finanzierung von Klimaschutz und -anpassung. Die Industrieländer wollten dafür zwischen 2020 und 2025 jährlich $100 Mrd. an die Entwicklungsländer transferieren. Allerdings wurde dieses Ziel seit 2020 jedes Jahr verfehlt. Dank einer Zusage von Kanada und ein Vorziehen deutscher Zahlungen sieht es so aus, als ob das Ziel dieses Jahr erstmals erreicht werden könnte.

Und schließlich steht die Operationalisierung des Fonds für nicht verhinderte Schäden und Verluste durch Klimafolgen an, der letztes Jahr in Sharm el-Sheik beschlossen wurde. Bislang ist dies ein leerer Topf, der in Dubai gefüllt und operationalisiert werden muss.

Augsburger Expertise in Dubai 

Diese und weitere spannende Fragen adressieren die Forschenden der Universität Augsburg vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen fachlichen Expertise: 

Grüner Wasserstoff: Prof. Angela Oels, Professorin für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Klimapolitik, richtet für das Deutsche Klima-Konsortium am Montag, den 4. Dezember 2023 um 15:00 ein Side Event zum Thema grüner Wasserstoff aus. Sie wird dieses in ihrer Funktion als stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Klima-Konsortiums eröffnen. In Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich und der Universität Newcastle sowie mit Beteiligung zahlreicher afrikanischer Partner wird auf diesem Side Event danach gefragt, unter welchen Bedingungen Wasserstoff-Partnerschaften zwischen Europa und Afrika nachhaltig sein können.  

Der Fonds für Verluste und Schäden: Prof. Dr. Angela Oels und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Marie Fischer untersuchen empirisch, wie die vom Klimawandel verursachten Schäden und Verluste auf internationaler Ebene diskursiv verhandelt werden und wie sich dies auf die Ausgestaltung des neuen Fonds für Schäden und Verluste auswirkt. Auf der COP28 führen die beiden dazu u.a. Interviews mit Verhandelnden und NGOs durch und beobachten täglich die Verhandlungen. Marie Fischer interessiert insbesondere, wie die internationalen Klimaverhandlungen mit der Umsetzung auf nationaler und lokaler Ebene verbunden sind.  

Die Rolle von Religionen für Klimagerechtigkeit: Prof. Dr. Elisabeth Naurath, Professorin für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts, betont die mentalitätsbestimmende Relevanz von Religionen für umweltethische Ziele und Klimagerechtigkeit. Erstmalig sind für diese Klimakonferenz Religionen und interreligiöse Netzwerke als Protagonisten für einen gesellschaftsbestimmenden Bewusstseinswandel stärker im Fokus. 

Nachhaltiges Finanzwesen: Prof. Dr. Marco Wilkens, Inhaber des Lehrstuhls für Finanz- und Bankwirtschaft, beschäftigt sich mit verschiedenen Fragen im Bereich Sustainable Finance. Auf der COP 28 sind hierzu Kooperationen u.a. mit dem DIN Deutsches Institut für Normung e. V. geplant. Weitere Themen, an denen mitgewirkt werden soll, sind Impact Investing und generell die Mobilisierung von privatem Kapital zur Bewältigung der Klimaprobleme. 

Resilienz in Afrika: Prof. Harald Kunstmann, Lehrstuhl für Regionales Klima und Hydrologie, ist Co-Organisator des Side Events “Early Warning, Income Diversification & Food System Transformation for Resilience Building in Africa”, das am 11.12.23 stattfinden wird. Er stellt neueste Methoden zur verbesserten Vorhersage von Hitzewellen und Dürreperioden u.a. mittels Methoden der künstlichen Intelligenz vor und eruiert Möglichkeiten zum Praxistransfer. 

Die jährlichen Vertragsstaatenkonferenzen (Conference of the Parties, COP) der UN-Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) verfolgen im Wesentlichen das Ziel, den Klimaschutz auf globaler Ebene voranzutreiben und ärmere Länder bei der Anpassung an die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu unterstützen. Infolge ihrer erfolgreichen Bewerbung unter Mitwirken des Zentrums für Klimaresilienz wurde der Universität Augsburg der vorläufige Observer-Status erteilt. So können jeweils drei Forschende aus Augsburg an der Konferenz teilnehmen. Weitere sind über andere Partner-Organisationen vor Ort. 

Über die Personen 

Marie Fischer ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Klimapolitik am Zentrum für Klimaresilienz. In Ihrer Promotion untersucht sie die diskursive Aushandlung dazu, wie durch den Klimawandel verursachte Schäden und Verluste politisch adressiert werden können. Ihr Forschungsinteresse führt sie anschließend an die COP28 nach Costa Rica, um Widerstände gegen eine dominierende Regierungsweise im Nationalen und Lokalen zu ergründen. 2022 absolvierte Marie Fischer ihren Master im Fach Umweltethik an der Universität Augsburg. Den fachübergreifenden Blick auf ökologische Fragen bringt sie seit November 2022 im interdisziplinär ausgerichteten Zentrum für Klimaresilienz ein.  

Prof. Dr. Harald Kunstmann promovierte nach dem Studium der Physik an der ETH Zürich und der Universität Bloemfontein in Südafrika. In seinen Augen ist die Bewältigung von Armut und die nachhaltige Entwicklung eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen – deshalb absolvierte er parallel zur Dissertation in Zürich einen Nachdiplomkurs Entwicklungsländer. 1999 begann er als Postdoc am Fraunhofer-Institut für Atmosphärische Umweltforschung in Garmisch-Partenkirchen damit, eine Arbeitsgruppe Hydrologie aufzubauen. 2004 wurde ihm zusätzlich zur Leitung der Arbeitsgruppe die Verantwortung der Abteilung Regionale Klimasysteme übertragen. 2009 wurde er, nach dem Jülicher Modell, gemeinsam mit dem KIT auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Regionales Klima und Hydrologie an die Universität Augsburg berufen, wo seitdem ein weiterer Teil seiner Arbeitsgruppe angesiedelt ist. Seit 2015 ist er stellvertretender Institutsleiter des KIT-Campus Alpin und seit 2021 Gründungsdirektor des Zentrums für Klimaresilienz der Universität Augsburg. 2021 erhielt er den mit 100,000 Euro dotieren Wasserressourcenpreis der Rüdiger Kurt Bode Stiftung im Stifterverband. 

Prof. Dr. Elisabeth Naurath ist Theologin und Religionspädagogin. Seit 2013 Professorin für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts der Universität Augsburg, arbeitet sie mit dem Schwerpunkt Friedensbildung und interreligiöse Bildung. Sie gründete das Friedenspädagogische Zentrum für interreligiöse Bildung und engagiert sich vielseitig in verschiedenen interdisziplinären Gremien und interreligiösen Organisationen. So ist sie u.a. Mitglied der internationalen Nichtregierungsorganisation „Religions for Peace“. (RfP) Sie wurde im März 2021 zur Vorsitzenden von RfP Deutschland gewählt. Seit einigen Jahren arbeitet sie zur religiösen Bildung für nachhaltige Entwicklung und ist Projektleiterin des von Erasmus-Plus geförderten Projekts zum Thema ‘Klimaschutz, Klimaresilienz und Klimagerechtigkeit in der Ausbildung von Religionslehrkräften in Deutschland, Österreich, Spanien, Albanien und Malaysia’. 

Prof. Dr. Angela Oels ist seit April 2022 Inhaberin des Lehrstuhls für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Klimapolitik am neu gegründeten interdisziplinären Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg. Seit April 2023 ist sie darüber hinaus stellverstretende Vorsitzende des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK), dem größten Netzwerk der Klima- und Klimafolgenforschung in Deutschland. Angela Oels hat sich als Diskursforscherin und Mitbegründerin der Climate Governmentality Studies einen Namen gemacht. Sie promovierte im Jahr 2001 an der School of Environmental Sciences der University of East Anglia in England und habilitierte sich im Jahr 2016 im Fach Politikwissenschaft an der Universität Hamburg. Im Jahr 2015 wurde Angela Oels mit dem Humboldt-Forschungsstipendium von Riksbankens-Jubiläumsfond ausgezeichnet verbunden mit einer Gastprofessur an der Universität Lund für ein Jahr. Von 2016-2019 war sie als Juniorprofessorin für Environmental Governance an der Open Universität der Niederlande tätig. Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt sind die UN-Klimaverhandlungen zum Thema Schäden und Verluste. 

Prof. Dr. Marco Wilkens ist seit 2010 Inhaber des Lehrstuhls für Finanz- und Bankwirtschaft an der Universität Augsburg. Vorher war er an den Universitäten Eichstätt-Ingolstadt, Göttingen und Hamburg tätig. Er ist Gründungsmitglied des Zentrums für Klimaresilienz und der Wissenschaftsplattform Sustainable Finance und hierüber u.a. für den Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung tätig. Seine Forschung beschäftigt sich insb. mit Kapitalmärkten, Finanzprodukten wie Investmentfonds, Finanzmarktrisiken und Finanzmarktregulierung – seit ca. 10 Jahren primär im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit.

 

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