Pressemitteilung 51/24 - 02.05.2024

Wie das Leben begann: Eine molekulare Perspektive

Die Geschichte der chemischen Evolution verstehen ist Ziel eines neuen Sonderforschungsbereichs

Die ersten molekularen Schritte der Entstehung von Leben auf der Erde erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Anfang April interdisziplinär in einem neuen Sonderforschungsbereich. Das an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) in Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM) angesiedelte Großforschungs-Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG, mit mehr als 2 Millionen Euro pro Jahr gefördert. Das Institut für Physik der Universität Augsburg ist mit einem Teil-Projekt beteiligt.

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Wie aus unbelebter Materie Leben entstehen konnte, gehört zu den großen Fragen der Menschheit. Eine interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mehrerer Universitäten macht sich gerade auf, der Beantwortung dieser grundlegenden Frage näher zu kommen. Im Mittelpunkt des groß angelegten Forschungsprojekts steht die Frage wie Moleküle in einer Welt ohne Leben eine Evolution durchlaufen konnten und dabei die ersten molekularen Bausteine, wie wir sie von heutigem Leben kennen, entstanden. In der Erdfrühzeit entwickelten sich dann aus diesen Molekülen die ersten Zellen, die auch Protozellen genannt werden.  

Momentan wird vermutet, dass die Ribonukleinsäure (RNS) Trägerin der ersten Erbinformationen war. Im Großforschungsprojekt „Molekulare Evolution in präbiotischen Umgebungen“ untersuchen die Forschenden, welche chemischen, physikalischen und geologischen Bedingungen erforderlich sind, um die molekulare Evolution mit der RNA als Trägermolekül auszulösen. Der sogenannte SFB/Transregio 392 "Molekulare Evolution in präbiotischen Umgebungen" wird von der DFG mit mehr als 2 Millionen Euro pro Jahr gefördert.

Voraussetzung für frühes Leben

Von der Universität Augsburg ist Prof. Dr. Christoph Weber, Lehrstuhlinhaber Theoretische Physik II, und Leiter der Forschungsgruppe „Mesoscopic Physics of Life“, dabei. „Wir möchten verstehen, inwiefern Phasenumwandlungen, wie wir auch aus unserem Alltag kennen, geholfen haben, spezielle Bausteine des Lebens entstehen zu lassen“, erklärt er. „Phasenumwandlungen, wie zum Beispiel die Bildung von Tropfen, waren allgegenwärtig auf der frühen Erde, und sind es vermutlich auch auf anderen Planeten. Die gewonnenen Erkenntnisse des interdisziplinären Konsortiums könnte auch erlauben, die Voraussetzungen für die Entstehung von Leben auf anderen Planeten besser zu verstehen.“
 

Visualisierung zum Projekt "Mesoscopic Physics of Life" © Universität Augsburg

Weber untersucht in seinem Teilprojekt wie funktionelle und lange „Lebens-Bausteine“, beispielsweise RNS,  durch oszillierende Phasenumwandlungen, entstehen. Die Idee des Projektes ist, dass die ständigen sich ändernden Umgebungsbedingungen, die chemischen Prozessen, die der Entstehung von RNS zu Grunde liegen, beeinflussen. Diese Oszillationen tragen den unsteten Bedingungen auf der frühen Erde Rechnung, die unter anderem durch die vulkanische Aktivität, starke Strahlung, und chaotisches Wetter erzeugt wurden. „Wir denken, dass oszillierende Phasenübergänge ein Selektionsmechanismus sein könnten und werden das in unserem Projekt in enger Zusammenarbeit mit experimentellen Gruppen im Konsortium überprüfen“, sagt Weber.

Anspruchsvolle Spitzenforschung

Die Federführung des SFB/Transregio 392, zunächst für vier Jahre gefördert, liegt bei der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem renommierten Biophysiker Prof. Dr. Dieter Braun als Sprecher. Mitantragstellerin ist die Technische Universität München. Beteiligt sind neben der Universität Augsburg, die Universitäten Stuttgart, Würzburg und Heidelberg, die Technische Universität Dortmund sowie das Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB). Das Großforschungsprojekt bündelt Fachwissen aus verschiedenen Disziplinen, darunter Geowissenschaften, Chemie, Astrophysik, Biophysik und Biochemie.

Sonderforschungsbereiche richtet die DFG, zur Stärkung der Spitzenforschung ein und fördert damit besonders innovative, anspruchsvolle und langfristige Verbundvorhaben für maximal 12 Jahre. Alle vier Jahre wird über eine Weiterfinanzierung entschieden. Die Universität Augsburg ist mit dem nun gestarteten Projekt an vier SFB beteiligt und koordiniert einen weiteren.

Weitere Sonderforschungsbereiche der Universität Augsburg

Von der Universität Augsburg koordinierter SFB/Transregio:

  • SFB/Transregio 360: „Eingeschränkte Quantenmaterie“ (Sprecher: Professor Dr. István Kézsmárki, Universität Augsburg; ebenfalls antragstellend: TU München)

An weiteren von der DFG bewilligten Sonderforschungsbereiche/Transregios ist die Universität Augsburg beteiligt:

  • SFB 1585 „Strukturierte Funktionsmaterialien für multiplen Transport in nanoskaligen räumlichen Einschränkungen“  (Universität Bayreuth, Sprecher: Professor Dr. Jürgen Senker; Beteiligt an der Universität Augsburg: Prof. Dr. Fabian Pauly, Theoretische Physik)
  • SFB/Transregio 386 „HYP*MOL – Hyperpolarisation in molekularen Systemen“ (Universität Leipzig, Sprecher: Professor Dr. Jörg Matysik; ebenfalls antragstellend: TU Chemnitz; beteiligt an der Universität Augsburg: Dr. Christian Wiebeler, Computergestützte Biologie)
  • SFB 1389 „Überwindung der Therapieresistenz von Glioblastomen“ (Universität Heidelberg, Sprecher: Professor Dr. Wolfgang Wick; beteiligt an der Universität Augsburg: Prof. Dr. Matthias Schlesner, Biomedizinische Informatik, Data Mining und Data Analytics)

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Since the beginning of April, an interdisciplinary Collaborative Research Centre (CRC) has been researching the first molecular steps that led to the development of life on Earth. The large-scale project based at Ludwig-Maximilians-Universität in Munich (LMU) in cooperation with the Technical University of Munich (TUM) is funded to the tune of €2 million by the German Research Foundation (DFG). The Institute of Physics at the University of Augsburg is also involved through a sub-project.

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How life developed from inanimate matter remains one of the greatest questions of all time. An interdisciplinary group of researchers from several universities is currently working towards answering this fundamental question. The question of how molecules were able to evolve in a world without life, thereby creating the first molecular building blocks which we know of today, stands at the centre of this large-scale research project. During the Proterozoic Eon, the first cells, also known as proto cells, developed from these molecules.

It is currently assumed that ribonucleic acid (RNA) was the first carrier of genetic information. The large-scale project “Molecular evolution in prebiotic environments” is investigating which chemical, physical, and geological conditions are necessary to trigger molecular evolution with RNA. The CRC/Transregio 392 “Molecular evolution in prebiotic environments” is funded by the German Research Foundation (DFG) to the tune of €2 million per year.

Prerequisites for early life

Prof. Christoph Weber, Chair of Theoretical Physics II and leader of the research group “Mesoscopic Physics of Life,” is involved in the project. “We would like to understand the extent to which phase transformations that we know of from our everyday life have helped to create the special building blocks of life,” he explains. “Phase transformations, such as the formation of droplets, were ubiquitous on the Earth in its early phase and also probably on other planets as well.” The knowledge gained from this interdisciplinary collaboration could enable us to better understand the prerequisites for the development of life on other planets.”

Visualisierung zum Projekt "Mesoscopic Physics of Life" © Universität Augsburg

In his sub-project, Weber is researching how functional and long “building blocks of life” such as RNA are created through oscillating phase transformations. The idea is that constantly changing environmental conditions influence the chemical processes that underlie the formation of RNA. These oscillations take into account the unstable conditions on the early Earth caused by volcanic activity, strong radiation, and chaotic weather. “We think that oscillating phase transformations could be a selection mechanism, which we plan to investigate in close collaboration with experimental groups in the CRC,” says Weber.

 Ambitious world-class research

The CRC/Transregio 392 is funded for four years and is being led by Ludwig-Maximilians-Universität in Munich (LMU), with the renowned bio-physicist Prof. Dieter Braun as speaker. The Technical University of Munich (TUM) is the co-applicant. Alongside the University of Augsburg, the University of Stuttgart, Julius-Maximilians-Universität of Würzburg (JMU), Heidelberg University, TU Dortmund University, as well as the Max Planck Institute of Biochemistry (MPIB) are involved. The large-scale project brings together expertise from various disciplines, including geosciences, chemistry, astrophysics, biophysics and biochemistry.

Collaborative Research Centres are designed by the German Research Foundation (DFG) to strengthen world-class research and provide a funding mechanism for particularly innovative, ambitious, and long-term research projects for a maximum of 12 years. Every four years, a decision is made as to whether to continue the funding. With this newly started project, the University of Augsburg is now a participant in four Collaborative Research Centres; it also coordinates a fourth.

Collaborative Research Centres at the University of Augsburg

Collaborative Research Centre/Transregio coordinated by the University of Augsburg:

  • CRC/Transregio 360: “Constrained Quantum Matter” (Speaker: Prof. István Kézsmárki, University of Augsburg; Co-applicant: TUM)

Other CRC/Transregios in which the University of Augsburg is involved

  • CRC 1585 “Structured functional materials for multiple transport in nanoscale confinements” (University of Bayreuth, Speaker: Prof. Jürgen Senker; University of Augsburg: Prof. Fabian Pauly, Theoretical Physics)
  • CRC/Transregio 386 “HYP*MOL – Hyperpolarisation in molecular systems” (Leipzig University, Speaker: Prof. Jörg Matysik; Co-applicant: TU Chemnitz; University of Augsburg: Dr Christian Wiebeler, Computational Biology)
  • CRC 1389 “Understanding and Targeting Resistance in Glioblastoma” (Heidelberg University, Speaker: Prof. Wolfgang Wick; University of Augsburg: Prof. Matthias Schlesner, Biomedical Informatics, Data Mining and Data Analytics)

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