Pressemitteilung 74/24 - 26.06.2024

Macht der Klimawandel psychisch krank?

Internationales Kooperationsprojekt unter Beteiligung der Universität Augsburg untersucht Zusammenhang

Ein internationales Kooperationsprojekt unter Beteiligung der Universität Augsburg untersucht den Zusammenhang zwischen Klimawandel und psychischer Gesundheit. Geplant ist eine Meta-Analyse, die den internationalen Wissensstand dazu aufbereitet. Das Forschungsprojekt „Klima und Psyche“ wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) mit 150.000 Euro gefördert.


 
Wie beeinflusst der Klimawandel unsere psychische Gesundheit? In einer Meta-Analyse gehen Forschende dieser Frage nach. Colourbox.de

Zahlreiche Studien zeigen, dass der Klimawandel und damit einhergehende extreme Wetterereignisse wie Hitze oder Starkregen die psychische Gesundheit beeinflussen. Auch wirken sich indirekte Folgen wie Ernährungsunsicherheit oder klimabedingte Migration auf die Psyche aus. Diese direkten und indirekten Folgen des Klimawandels können bei allen Menschen und insbesondere bei vulnerablen Personengruppen, die möglicherweise bereits an psychischen Störungen leiden, schwerwiegende Erkrankungen auslösen oder diese verschlimmern. Depressionen, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung oder sogar Suizid können die Folge sein. Im Projekt „Klima und Psyche“ werden Forschende der Universität Augsburg, der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universität Amsterdam den internationalen Wissensstand zu diesem Thema regelmäßig analysieren und zusammenfassen.

„Es gibt sehr viele internationale Einzelstudien, welche die Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit in den Blick nehmen. Dadurch steigt die Datenlage enorm, aber der Überblick geht verloren. Es fehlt eine Meta-Analyse, die all diese Erkenntnisse zusammenfasst und auswertet“, erklärt Projektleiter Dr. Lasse Brandt, Leiter der Arbeitsgruppe Evidence-Based Mental Health an der Charité. „Wenn wir verstehen, welche Effekte der Klimawandel auf die Psyche hat, können wir in Zukunft bessere Präventionsstrategien entwickeln, um die Bevölkerung zu schützen.“

Auswertung weltweiter Forschungserkenntnisse

Das Forschungsprojekt „Klima und Psyche“ wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) mit 150.000 Euro gefördert. Ziel ist es, die dringlichen klinischen, wissenschaftlichen und gesundheitspolitischen Fragen zu beantworten, die sich aus dem Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der psychischen Gesundheit ergeben: Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die psychische Gesundheit und die Entstehung psychischer Störungen? Welche psychiatrischen und psychotherapeutischen Handlungsmöglichkeiten gibt es? Zur Beantwortung werden erstmals in einem „Systematic Umbrella Review“ und in einer Metaanalyse alle weltweit vorhandenen Erkenntnisse zu diesem Thema regelmäßig und systematisch ausgewertet.

Dieses umfassende Projekt soll als Referenzwerk für Expertinnen und Experten, Patientinnen und Patienten, Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie andere Stakeholder dienen. Die internationalen Kooperationspartnerinnen und -partner aus über 16 Ländern beabsichtigen, auf Basis dieser Analysen Empfehlungen mit Relevanz für die Gesundheitsversorgung zu erstellen.

Forschung zu Environmental Health Sciences in Augsburg

„Das Projekt passt hervorragend zu unserem Augsburger Else-Kröner-Fresenius Kolleg ARISE, in dem Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sich mit dem Zusammenhang zwischen Psyche, Organismus und Umwelt befassen. Sie können nun an der Weiterentwicklung dieses spannenden Forschungsprojekts mitwirken und dabei wissenschaftlich gefördert werden“, erklärt Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Prodekan der Medizinischen Fakultät und zugleich Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg. Die Medizinische Fakultät hat einen Forschungsschwerpunkt namens Environmental Health Sciences im Bereich Umwelt und Gesundheit, in den das Kolleg eingebunden ist.

Zum Forschungsprojekt

Das Projekt „Klima und Psyche“ wurde durch Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz (Charité – Universitätsmedizin Berlin), Dr. Lasse Brandt (Charité – Universitätsmedizin Berlin), Prof. Dr. Alkomiet Hasan (Universität Augsburg) und Dr. Jurjen J. Luykx (Universität Amsterdam, Gastprofessor an der Universität Augsburg im Sommersemester 2023) beantragt und setzt sich im Sinne der DGPPN für evidenzbasierte Maßnahmen gegen den Klimawandel und für eine Verbesserung der Nachhaltigkeit in der psychiatrischen Versorgung und Forschung ein, da der Klimawandel eine Bedrohung für die Zukunft der psychiatrischen Versorgung darstellt. Start des Projekts ist voraussichtlich im Juli 2024.

Wissenschaftlicher Kontakt

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Psychiatrie und Psychotherapie
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Medienkontakt

Corina Härning
Stellvertretende Pressesprecherin
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