Was Gemeinschaften zusammenhält

Im Gespräch mit Universitätspräsidentin Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel ist diesmal der Historiker Prof. Dr. Lothar Schilling. Sein Interesse an Politik und Recht spiegelt sich unter anderem in Fragen danach, was Gemeinschaften zusammenhält, welche Standards sie setzen und wie Entscheidungen getroffen werden.

In dem intensiven Gespräch zwischen Universitätspräsidentin und Prof. Schilling geht es um so spannende Themen wie die Vorboten von Systemwechseln und sich zuspitzende gesellschaftliche Dynamiken, beispielsweise durch Ungleichheit. Prof. Schilling zieht Parallelen zwischen der Französischen Revolution und heute. Das menschliche Bedürfnis, sich zu unterscheiden, sei sehr ausgeprägt und heute zusätzlich von Marktökonomie getrieben. Dies stehe in einem Spannungsverhältnis zur in modernen westlichen Verfassungen garantierten Gleichheit vor dem Recht.

International lasse sich rechtliche Gleichbehandlung noch schwerer durchsetzen. „Die Hoffnung, dass es eine geordnete Weltgesellschaft gibt, in der überall das gleiche Recht gilt, dass im Austragen von Interessen vernünftige Verfahren gewählt werden, hat sich leider nicht realisiert“, sagt Schilling.

„Die Welt kann nicht mit wenigen Glaubenssätzen verstanden werden“

Im Podcast werden wichtige Fragen aufgeworfen: Wieviel von vergangenen Gesellschaften, die wir glauben, überwunden zu haben, ist noch gegenwärtig? Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Geschichte hält Prof. Schilling für eine Schule im Umgang mit Komplexität. „Wir brauchen die Fähigkeit, anzuerkennen, dass die Welt nicht mit wenigen Glaubenssätzen verstanden werden kann, sondern gerade auch in ihren Widersprüchen unbedingt genaueres Hinsehen und Nachdenken erforderlich macht“, sagt Lothar Schilling.

Was für ihn auch bedeutet, dass es keine ewigen Wahrheiten gibt. „Die Unabhängigkeit des Denkens befähigt, sich kritisch gegenüber autoritären Vereinnahmungen verhalten zu können“ – so eine seiner vielen starken Aussagen.

Bisherige Folgen des Podcasts

In den vorangegangenen Folgen des Podcasts „UniA Research to go“ ging es um folgende Themen:

Folge 5: Öffentliches Recht und Krisenresilienz
Folge 4: Karrierewege in der Musik
Folge 3: Künstliche Intelligenz im Alltag
Folge 2: Literatur des Mittelalters
Folge 1: Grüne Transformation

In der Auftaktfolge war Prof. Dr. Axel Tuma, Inhaber des Lehrstuhls für Produktion und Lieferketten-Management an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, zu Gast. Er berichtete über seine Forschungsschwerpunkte, zu denen Umweltmanagement, zukunftsfähige Technologien, die Optimierung von Produktions- und Zulieferketten sowie die übergeordneten Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität zählen.

Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Anna Kathrin Bleuler sprach in der zweiten Folge über die Erforschung der Literatur des Mittelalters und darüber, welchen anderen Blick uns diese Zeit auf die Gegenwart eröffnet, so zum Beispiel die kostbare, mehrere Kilogramm schwere Handschriftensammlung „Codex Manesse“ aus dem frühen Mittelalter. Neben der Auswertung des kulturellen Erbes ist Prof. Dr. Bleuler auch deren Digitalisierung ein wichtiges Anliegen.

In der dritten Folge gab Prof. Dr. Markus Sause vielfältige Einblicke in die Nutzung und Erforschung von Künstlicher Intelligenz. Der Physiker und Informatiker leitet am Institut für Materials Resource Management den Bereich Mechanical Engineering und ist Direktor des KI-Produktionsnetzwerks an der Universität Augsburg.

In Folge vier sprach Gesangspädagoge und Tenor Prof. Dominik Wortig über die verschiedenen Karrierewege in der Musik und die Ausbildung am Leopold Mozart College of Music der Universität Augsburg, die kürzlich neu ausgerichtet wurde. Wortig selbst war Solist auf nationalen und internationalen Opernbühnen, bevor er an die Universität Augsburg wechselte.

Die fünfte Folge widmete sich mit der Juristin Prof. Dr. Sina Fontana dem Thema Öffentliches Recht und Krisenresilienz: Fontana, Expertin am Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg, sprach mit der Universitätspräsidentin unter anderem darüber, wie die globale Staatengemeinschaft mit Konflikten umgeht und warum Gesetze nötig sind, um die Folgen des Klimawandels zu gestalten.

Über den Podcast „UniA research to go“

„UniA research to go“ ist der Wissenschafts-Podcast der Universität Augsburg und wird durch die Universitätspräsidentin Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel moderiert. Im persönlichen Gespräch im Medienlabor der Universität Augsburg bietet der Podcast Einblicke in den Augsburger Universitätsbetrieb sowie in Forschung und Lehre.

Redaktion & Schnitt: Stabsstelle Kommunikation & Marketing mit Diana Smikalla

Musik: „Vaivén“ von Elbio Mango, gespielt vom Gitarrentrio des Leopold Mozart College of Music an der Universität Augsburg: Noah Plota, Theo Reischl und Klaus Wladar