Pressemitteilung 24/25 - 18.03.2025

Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens: Ein digitales Projekt zur Erhaltung und Erinnerung

Ein Kooperationsprojekt bewahrt die Geschichte des Landjudentums in Bayerisch-Schwaben von 1560 bis 1945

Ein Forschungsprojekt an der Universität Augsburg hat Zeugnisse jüdischen Lebens und der jüdischen Geschichte in Bayerisch-Schwaben digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ergebnisse umfassen 1600 Objekte und vier virtuelle Ausstellungen, die nun auf der Plattform www.bavarikon.de – Bayerns digitaler Schatzkammer – verfügbar sind.

Die Bildseite der Karte „Gruss aus Binswangen“ (Lkr. Dillingen/Donau) zeigt fünf Detailansichten der Gemeinde, auf der Basis von Zeichnungen: Hauptstraße, Schule und Pfarrhaus, Synagoge, Bruderschaftskapelle und Kirche St. Nikolaus. © Bavarikon

Das Projekt „Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums (16. Jahrhundert bis 1945)“ hat in den vergangenen zwei Jahren dazu beigetragen, die Geschichte und das Erbe jüdischer Gemeinden in einer einzigartigen Region Süddeutschlands zu bewahren. Unter der Leitung des Initiators Prof. Dr. Klaus Wolf von der Universität Augsburg und in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Augsburg Schwaben (JKMAS) sowie der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) wurde ein umfangreiches Archiv an historischen Objekten erstellt und digitalisiert.

Erforschung und Digitalisierung des Erbes

Das Ziel des Projekts ist es, Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayerisch-Schwaben zu erforschen, zu digitalisieren und für zukünftige Generationen zu bewahren. Die Region, die von den ersten jüdischen Siedlungen im 16. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs reichte, spielte eine zentrale Rolle in der Geschichte des Landjudentums. Die erforschten Objekte reichen von baulichen Überresten wie Synagogen und Mikwen über Ritualgegenstände, Fotografien, Druckwerke und Briefe bis hin zu Kleidung und Alltagsgegenständen.

Die Digitalisierung und detaillierte Erfassung dieser Objekte sichern nicht nur deren Erhalt, sondern stellen sie auch einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Alle Daten wurden auf der Plattform bavarikon zugänglich gemacht, die zur Bewahrung und Nachnutzung des Kulturerbes dient.

bavarikon ist das Onlineportal des Freistaats Bayern zur Präsentation von Kunst, Kultur und Wissensschätzen von der Vor- und Frühgeschichte über Antike und Mittelalter bis hin zur Neuzeit.

Die kulturelle Bedeutung der Frauen

Die Forschenden haben dabei die Rolle jüdischer Frauen in der Gesellschaft und im täglichen Leben besonders hervorgehoben, was einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur leistet. Ferner wurden die kulturelle Vielfalt und das Unternehmertum jüdischer Menschen in Bayerisch-Schwaben dokumentiert, ebenso wie die Bedeutung jüdischer Literatur und jüdischen Schrifttums aus der Region.

Virtuelle Ausstellungen für die Öffentlichkeit

Das Forschungsteam hat neben der digitalen Erfassung von Objekten vier virtuelle Ausstellungen kuratiert, die auf www.bavarikon.de zugänglich sind. Diese Ausstellungen widmen sich verschiedenen Aspekten des jüdischen Lebens in Bayerisch-Schwaben:

  1. Jüdisches Leben auf dem Land: Eine tiefgehende Betrachtung der Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinde in Ichenhausen (1541–1948).
  2. Frauen jüdischer Herkunft aus Bayerisch-Schwaben: Eine Ausstellung, die die Rolle jüdischer Frauen in der Region beleuchtet.
  3. Jüdisches Unternehmertum in Bayerisch-Schwaben: Eine Analyse der wirtschaftlichen Bedeutung jüdischer Unternehmer.
  4. Jüdisches Schrifttum und Literatur aus Bayerisch-Schwaben: Eine Sammlung von Texten und Schriften, die die kulturelle Bedeutung der Region widerspiegeln.
     

Ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur

„Das Projekt stellt nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur jüdischen Geschichte Bayerisch-Schwabens dar, sondern trägt auch dazu bei, jüdische Geschichte als wichtigen Bestandteil der kulturellen Identität der Region zu verankern“, sagt Wolf. Durch die sorgfältige Dokumentation und digitale Bereitstellung werde das Projekt auch zu einem wertvollen Instrument für die zukünftige Forschung und das Verständnis jüdischer Lebenswelten in Süddeutschland.

„Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens“ ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie durch digitale Technologien ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur geleistet wird. Es bewahrt nicht nur historische Objekte, sondern ermöglicht es auch, die Geschichte und das Erbe des Landjudentums für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen und somit die Bedeutung jüdischer Kultur in der Region nachhaltig zu würdigen.

Zur Sammlung: „Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums von 1560-1945“ auf bavarikon.de (inkl. Liste der Orte und Gemeinden, für die Zeugnisse des jüdischen Lebens erfasst wurden):  https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-CMS-0000000000010135?lang=de

Alte Synagoge Binswangen – Haus der Besinnung und Begegnung, Landkreis Dillingen an der Donau. © Bavarikon/Eduard Rüber und Michael Christa

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