Pressemitteilung 37/25 - 09.04.2025

Von der Religion der Mächtigen zum Glauben aller Gesellschaftsschichten

Forschungsprojekt beleuchtet Entwicklung des Christentums vom 5. bis zum 15. Jahrhundert

Der Wandel von christlichen Glaubensinhalten im Verlauf des Mittelalters, dargestellt in der Lebenswelt der damals lebenden Menschen – das ist der Forschungsgegenstand, dem Prof. Dr. Martin Kaufhold, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Augsburg, ein kürzlich erschienenes Buch gewidmet hat.

Prof. Dr. Martin Kaufhold mit einem Exemplar seines neu erschienenen Buches "Die abendländiesche Christenheit im Mittelalter". © Universität Augsburg/Peter Neidlinger

Vielfältig und durch einfache Lebensverhältnisse in unterschiedliche Glaubensgemeinschaften aufgeteilt – so gestaltete sich die christliche Religion im frühen Mittelalter. Erst im Lauf der folgenden tausend Jahre wurde aus den kleinen christlichen Gemeinschaften der Mächtigen unter der Führung von Königen eine Christenheit, die sich über ganz Europa erstreckte und Menschen aller Schichten umfasste. Dieser Wandlungsprozess brachte tiefgreifende Veränderungen und war von etlichen Konflikten und Neuanfängen begleitet.

„Die Kirche sieht diese tausend Jahre in hohem Maße aus einer päpstlichen Perspektive, und für die Studierenden ist die Kirche und die Geschichte der Christenheit zunehmend ein fremdes Terrain. Dabei ist sie eine Geschichte voller Bewegung, voller ernsthafter – auch blutiger – Konflikte und voller menschlicher Erfahrungen mit Strahlkraft weit über das Mittelalter hinaus“, sagt Prof. Dr. Martin Kaufhold. Der Historiker hat die Wandlungen vom 5. bis zum 15. Jahrhundert daher im Rahmen seiner Forschungen aus der lebendigen Perspektive der handelnden Menschen dieser Zeit verfolgt.

Fokus auf der Lebenswelt der Menschen im Mittelalter

Über seine Forschung hat Prof. Dr. Martin Kaufhold jüngst ein Buch veröffentlicht. Der Fokus liegt nicht auf der klassischen Geschichte der Institution oder der Päpste. Nah an den historischen Quellen versucht Prof. Dr. Martin Kaufhold vielmehr, die Glaubensüberzeugungen und die Lebenswelt der Menschen im Mittelalter in ihren Wechselwirkungen zu erfassen. „Bei näherem Hinsehen sehen wir Menschen, die die großen Fragen der Existenz sehr unterschiedlich beantworten – nicht nur in der Theorie, auch in ihrem praktischen Leben.“

Grundlegende Veränderung der Glaubensinhalte

Dabei zeigt sich, dass die fortschreitende Christianisierung der Bevölkerung die Glaubensinhalte deutlich veränderte: Galt das Christentum im Frühmittelalter noch als eine Religion der Sieger im Milieu der Könige und Krieger mit alttestamentarischen Vorbildern, so verschob sich die Aufmerksamkeit im ausgehenden Mittelalter des 14. und 15. Jahrhunderts auf das Vorbild des Menschen Jesus von Nazareth am Kreuz, dem Angehörige aller Gesellschaftsschichten nachfolgen wollten. „Das große Bild verändert sich grundlegend: von einer Religion der mächtigen Elite, die einen Gott wählt, der ihr zum Sieg verhilft (im frühen Mittelalter), zu einer Religion für sehr viele – auch einfache – Menschen, die einen Gott verehren, der durch sein Leiden für sie erreichbar wurde (im späten Mittelalter). Das ist ein grundlegender und spannender Wandel“, sagt Prof. Dr. Martin Kaufhold.

Die Geschichte der Gewalt aus dem Glauben kommt in Kaufholds Forschungen ebenso zur Sprache wie die Verfolgungen Andersgläubiger, die Geschichte des Armutsideals, die Kenntnisse und Wirkungen der Schrift, die Rolle der Frau oder die Welt der Magie.

Weitere Informationen zum Buch

Die abendländische Christenheit im Mittelalter, Verlag Herder, 1. Auflage 2025. 432 Seiten, ISBN: 978-3-451-02977-6

https://www.herder.de/theologie-pastoral/shop/p2/88739-die-abendlaendische-christenheit-im-mittelalter-gebundene-ausgabe/

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