Forschung
Digitaler Naturführer: Natur auf dem Campus
Nach einer Vegetationskartierung durch die Arbeitsgruppe der Biogeographie auf dem Campusgelände der Universität Augsburg im Jahr 2016, folgt nun der digitale Naturführer „Natur auf dem Campus“, der spannende Beiträge rund um die pflanzlichen als auch tierischen Bewohner unserer Universität und deren Lebsnräume enthält. Das Projekt „Natur auf dem Campus“ wurde 2017 durch das WZU ins Leben gerufen und konnte über die Jahre in Kooperation mit der Biogeographie weiter wachsen. Auch in Zukunft wird die Natur weiter beobachtet und im Rahmen von Lehrveranstaltungen der Biogeographie als auch Abschlussarbeiten aufgearbeitet, was zur Folge haben wird, dass der Naturführer wächst.
EuroAuster Holozän
Die Europäische Auster (Ostrea edulis) war im Holozän eine weitverbreitete Muschelart in Nordsee, Ostatlantik und Mittelmeer. Ihre Fähigkeit ausgeprägte Aggregationen auf dem Meeresgrund zu bilden, ist die Grundlage für eine diverse marine Lebensgemeinschaft (Biozönose).
Seit der Neuzeit fand ein Einbruch der Austernbänke statt, der schließlich nahezu zum Erlöschen der Art geführt hat.
Ziel unseres Projektes EuroAuster Holozän ist die Analyse von Austernschalen, die im Rahmen von archäologischen Grabungen an vorgeschichtlichen und historischen Fundplätzen entdeckt wurden. Daneben sollen erloschene Austernvorkommen anhand von Schalenresten an europäischen Küsten dokumentiert werden.
Da durch das gesamte Holozän hindurch die Europäische Auster eine begehrte Nahrungsressource war, finden sich Austernimporte bis weit ins Binnenland, etwa auch in der Römerstadt Augsburg.
Mit Hilfe dieser Austernschalen aus archäologischen Fundstellen soll versucht werden, Hinweise auf Herkunft, Fangmethoden und marinen Umweltbedingungen zu erlangen.
Unsere Forschungen haben das Ziel die Aussterbegeschichte dieser für Europa charakteristischen Muschelart zu verstehen, um so die Dynamik mariner Biozönosen im Holozän zu rekonstruieren.
Wenn Sie sich für das EuroAuster Holozän Projekt interessieren und ein Thema für eine Abschlussarbeit suchen, dann wenden Sie sich bitte an den Projektverantwortlichen.
Derzeitige Abschlussarbeiten: Paula von Bremen
Kooperationspartner:
Dr. Bernadette Pogoda, Projektleitung RESTORE, Alfred-Wegener-Institut (AWI), Bremerhave u. Helgoland
Prof. Dr. Bernd Päffgen, Professur für Vor- und Frühgeschichte, Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie, Universität München (LMU)
Dr. Sebastian Gairhos, Stadtarchäologie Augsburg, Kunstsammlungen und Museen
Prof. Dr. Arne Friedmann, Professur für Biogeographie, Institut für Geographie, Universität Augsburg
Florian Bichlmeier, Archäologischer Verein im Landkreis Freising
EuroAuster-Sommer 2021
Im August und September 2021 haben wir zwei erfolgreiche Kampagnen in Eckernförde an der Ostsee und Mali Losinj an der Adria durchführen können. Dabei konnten weitere Aspekte mariner Biogeographie, die mit der Verbreitung der europäischen Austern in Zusammenhang stehen, aufgegriffen werden. In der Adria konnten Orte mit lebenden Austernvorkommen prospektiert werden, um Vergleichspopulationen zu den historischen Verbreitungsschwerpunkten zu dokumentieren.
Im Rahmen unserer aktuellen Forschungen gibt es weitere Themen für Abschlussarbeiten. Sollten Sie Interesse haben, dann melden Sie sich bitte einfach unter:
fesq-martin@geo.uni-augsburg.de
Auf der Suche nach Wikinger-Austern
Am Windebyer Noor, einer ehemaligen Bucht der Ostsee, wurden in der Eisenzeit (1. Jahrtausend n. Chr.) große Muschelhäufen angelegt. Auch Europäische Austern fanden sich neben Mies- und Herzmuscheln in diesen shell middens. Frau Melanie Wagner hat im Oktober diese Austernfunde vor Ort untersucht, um so biogeographische Rückschlüsse auf die Verbreitungsmöglichkeiten von Austern in der westlichen Ostsee ziehen zu können. Im Landesmuseum Schloss Gottorf bei Schleswig durfte Frau Wagner für ihre Abschlussarbeit die Wikingermuscheln vermessen und dokumentieren.
Austern im Herzen Londons
Auf der Suche nach der Europäischen Auster hat sich ein neuer Fundort aufgetan. Mitten im Herzen Londons lassen sich bei Niedrigwasser der Themse zahlreiche Austernschalen nachweisen. Es handelt sich hier allerdings um Speisereste, was durch Bruchmarken an den Schalenrändern bestätigt wird. Die natürlichen Vorkommen der Europäischen Auster lagen hier weiter flussabwärts an der Themsemündung in die Nordsee, die allerdings durch Überfischung fast komplett ausgelöscht wurden. Britannische Austern waren bereits in der Römerzeit eine Delikatesse und wurden bis nach Rom importiert. Da London seit der römischen Antike existiert, Londinium, ist mit Austernschalen aus zwei Jahrtausenden in der City of London zu rechnen. Mit zahlreichen Fotos wurden die Austernreste am Thames foreshore auf Exkursionen dokumentiert. Sehr interessant sind dabei die Spuren von Prädatoren und Parasiten auf diesen historischen Schalen.
Euroauster-Prospektion 2022
In diesem Sommer wurde die Suche nach Resten der Europäischen Auster im Thyrrenischen Meer an der Ost- und Südküste Sardiniens fortgesetzt. Im Felslitoral bis auf ca 4 m Tiefe wurden in zwar geringer Dichte aber nahezu überall Reste von Austernschalen gefunden. Es handelt sich dabei um die am Felsgrund zementierten Schalenhälften. Allerdings konnten nur Austernreste und keine lebenden Exemplare angetroffen werden. Es kann vermutet werden, das es sich bei den Schalenresten um von Sporttauchern geöffnete Exemplare handelt. Gleiches gilt für die am Fels ebenfalls fixierten Schalenhälften der Stachelauster Spondylus gaederopus. Spondylus-Exemplare wurden in geringer Zahl sogar lebend dokumentiert. In dieser Prospektionssaison hat es sich erwiesen, dass es einen Synergieeffekt darstellt, weitere im Felslitoral fixierte marine Arten zu untersuchen: Neben der Europäischen Auster bietet es sich bei den Prospektionstauchgängen an ebenfalls Spondylus gaederopus und die beiden Steinkorallenarten Balanophyllia europaea und Cladocora caespitosa zu dokumentieren. All diese marinen Arten sind natürlich Kohlenstofffixierer aufgrund ihrer biogenen Kalkbildung und somit wertvolle Elemente der mediterranen Biodiversität!
Flechtenkartierung in Schwaben
Seit der Industrialisierung dienen Flechten als Bioindikatoren. Damals zeigte das Abhandensein, die sog. Flechtenwüste, in Städten eine Luftverschmutzung durch Schwefeldioxid. Unterdessen sind bestimmte Flechtenarten in die Innenstädte zurückgekehrt und weißen zunehmend auf eine Eutrophierung der Umwelt hin. Flechten sind vielseitige Bioindikatoren, da sie unterschiedlich auf Umwelteinflüsse reagieren oder Schadstoffe wie etwa Schwermetalle einlagern. Wanderbewegungen von Arten aus alpinen oder ozeanischen Gebieten zeigen die Veränderung des Klimas, bzw. der Vegetationszonen an. Somit zeigen vorkommende Flechtenarten, welche lokalen Umweltfaktoren dominieren und welche tendenziellen Veränderungen zu beobachten sind.
Weitere Informationen zum Projekt
Projektverantwortlicher Flechtenkartierung in Schwaben
- Telefon: +49 821-598-2656
Pollenmonitoring in Augsburg
In Europa leidet etwa 30% der Bevölkerung an Allergien, bis zum Jahr 2025 soll dieser Wert bis auf 50% steigen. Über die Gründe für diesen Anstieg wird von Forschern in den letzten Jahren viel spekuliert. Einer der Gründe ist der Klimawandel, so verlängert sich durch die globale Temperaturerhöhung die Vegetationsperiode und damit auch die Dauer und die Intensität des Pollenflugs. Auch auf den Menschen selbst wirken sich diese Veränderungen aus. Daraus ergibt sich die Frage, wie Vegetation im Allgemeinen, sowie die Phänologie der Blüten und die Pollenproduktion im Speziellen, auf den Einfluss des sich verändernden Klimas reagieren, sich der Allergengehalt vor diesem Hintergrund verändert und wie dies sich auf die menschliche Gesundheit auswirkt.
Laufzeit: Seit 2015
Vegetationsdynamik auf dem Zugspitzplatt
Untersuchungen zum Einfluss des Klimawandels in den Alpen mittels Höhengradienten – Komplettierung der Gradienten und Vernetzung der alpinen Gärten in Europa - KLIMAGRAD II
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Laufzeit: 2015 - 2018
Teil des Verbundprojekts:
Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen - Erfassung mittels Höhengradienten - KLIMAGRAD
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Laufzeit: 2009-2013