Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt seit Herbst 2023 das gemeinsam von Prof. Dr. Arnd Koch und Prof. Dr. Martin Löhnig (Regensburg) geleitete Forschungsprojekt:


"Sondergerichtsbarkeit zwischen Räterepublik und Hitler-Prozess. Die bayerischen Volksgerichte 1918-1924".


Die Laufzeit des Projekts, für das drei Mitarbeiterstellen vorgesehen sind, beträgt 30 Monate. Ziel ist es, die bislang unbekannte Urteilspraxis der bayerischen Volksgerichte aufzuarbeiten und einen Beitrag zur wenig erforschten Justizgeschichte der frühen Weimarer Republik zu leisten.

 

Volksgerichte bestanden in Bayern von November 1918 bis Mai 1924. Ursprünglich von der Regierung Eisner zur Unterbindung von Plünderungen und zur Sicherung der Revolution geschaffen, urteilten sie nach Niederschlagung der Münchener Räterepublik (auch) über die Revolutionäre und ihre Helfer. Ihre Zuständigkeit erstreckte sich auf immer weitere Bereiche der mittleren und schweren Kriminalität und verdrängte hier zusehends die ordentliche Strafgerichtsbarkeit mitsamt ihrer im Verlaufe des 19. Jahrhunderts erkämpften Verfahrensgarantien. Die Volksgerichte erließen in den rund viereinhalb Jahren ihres Bestehens ca. 31.000 Urteile.  Während ihre Urteilspraxis in der bayerischen Provinz nahezu unbekannt ist, konnte eine Pionierstudie für das Volksgericht München knapp 6.400 Sachen ausmachen. Erste Stichproben deuten auf eine eher moderate Urteilspraxis gegen die Revolutionäre und ihre Helfer hin. Zu den bekanntesten Skandalurteilen der Volksgerichte zählen indes – neben dem berühmten „Hitler-Urteil“ – die Verurteilung des Journalisten und USPD-Politikers Felix Fechenbach sowie das Verfahren gegen den Eisner-Mörder Graf Arco auf Valley.

 

Projektbezogene Veröffentlichungen aus Augsburg: 

 

Prof. Dr. Arnd Koch:

  • Arco-Prozess (1920), Historisches Lexikon Bayern (in Bearbeitung)  
  • Auf dem rechten Auge blind? Vom Leviné-Prozess zum Hitler-Prozess, in: Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Hrsg.). Demokratie im Abwehrmodus. Bayern im Krisenjahr 1923 (im Erscheinen)
  • Das Urteil des Volksgerichts München gegen Adolf Hitler (1924). Verfassungswidrig und nichtig?, 2025 (im Erscheinen, deutsche Festschrift)
  • Anmerkungen zum Hitler-Prozess (1924) (im Erscheinen, ungarische Festschrift)  
  • NS-Verbrechen im Urteil des Volkes. Bayerische Schwurgerichtsbarkeit nach 1945, Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte (ZNR), 2016, S. 241–260
  • Laienbeteiligung im Strafverfahren. Historische, dogmatische und vergleichende Perspektiven, in: Rosenau/Kim (Hg.), Straftheorie und Straf­gerechtig­keit. Deutsch-Japanischer Strafrechtsdialog, 2010, S. 15–29
  • Die Rückkehr der „Volksgerichte“ – Das bayerische Schwurgericht der Nachkriegs­zeit, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte –  Germanistische Abteilung (ZRG GA) Bd. 122 (2005), S. 242–262

 

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