(...) Der Neue Laienspiegel von Ulrich Tengler ist eines der ersten Rechtsbücher in deutscher Sprache, das erstmals 1509 in Augsburg gedruckt wurde, viele Auflagen erlebte und über 100 Jahre lang die Rechtsentwicklung im damaligen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation maßgeblich beeinflusste. Der Laienspiegel diente vor Ort der Rechtsprechung sowie der Beilegung von Rechtsstreitigkeiten. Dieser großen rechtshistorischen Bedeutung steht bislang eine vergleichsweise geringe wissenschaftliche Auseinandersetzung gegenüber.

 

Dies hat damit zu tun, dass der vormoderne Rechtstext in der Volkssprache zum umfassenden Verständnis eines interdisziplinären Ansatzes bedarf. Schon Juristen mussten intradisziplinär arbeiten, weil der Laienspiegel das gesamte Recht, also Zivilrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht umfasst. Für die Juristen lässt sich der Laienspiegel einmal aus „vertikaler“ rechtshistorischer Perspektive in die bisherige Rechtsentwicklung einordnen und mit dem heutigen Recht vergleichen. Es lohnt sich aber auch, ihn „horizontal“ mit dem damaligen ius commune und der damaligen Rechtspraxis abzugleichen und ihn damit in einen zeitgenössischen europäischen Zusammenhang zu stellen. Für die germanistischen Sprachwissenschaftler ist interessant, dass der Laienspiegel die deutsche Sprache prägte, zeitgleich mit der Luther-Bibel. Für Theologen ist die Behandlung des Hexenprozesses in seiner Argumentationsstruktur interessant. Kunsthistorisch sind die mehr als dreißig Holzschnitte des Meisters H.F. und des Hans Schäufelein beeindruckend, die in juristischen Werken eine Rarität darstellen.  

         

Die bestehende Forschungslücke soll das interdisziplinäre Buchprojekt Der Neü Layenspiegel von Ulrich Tengler – Das deutschsprachige Augsburger Rechtsbuch zwischen Mittelalter und Neuzeit Europas schließen helfen. Dabei werden zahlreiche renommierte Referenten aus dem In- und Ausland ihre Forschungsergebnisse präsentieren.

 

 

Vorläufiges Tagungsprogramm

 
 

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