Habilitationsprojekt: Empfindsame Spielformen
Das Forschungsprojekt widmet sich unter Hinzuziehung von kulturanthropologischen und literaturtheoretischen Konzeptionen des Spielbegriffs Erziehungs-, Freundschafts- und Geselligkeitsdiskursen in Texten des 18. Jahrhunderts. Das Projekt geht von der These aus, dass seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert (u.a. bei Gottfried Wilhelm Leibniz, Georg Philipp Harsdörffer und John Locke) und in dieser Zeit zunehmend auch in der Literatur das Spiel - Gedankenspiele, Gesellschaftsspiele, epideiktische Spiele (Freundschaft, Liebe), Kinderspiele, auch das Schauspiel in besonderer Weise - in Analogie zum spielenden Kind, das sich im Spiel die Welt erstmals aneignet, der individuellen und gesellschaftlichen Erziehung, also dem Zwecke der Glückseligkeit, dem summum bonum des 18. Jahrhunderts, dient.
Das Spiel wird im 18. Jahrhundert, so die These, nicht nur zum Übungsfeld gesellschaftlicher Interaktion und individuellen Verhaltens, sondern auch zur Ausformung einer neuen conditio humana, des homo ludens. Das Projekt vereint in sich sowohl Untersuchungen zur Literatur- und Kulturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts als auch theoretische Überlegungen und Konzeptionen des Spiels in seinen unterschiedlichen Ausprägungen in Gesellschaft, Kindheit und Literatur und geht dessen Bedeutung für die Ausformung eines modernen Menschen- und Gesellschaftsbildes nach.
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