Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement

Gerade in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels, in Zeiten der Globalisierung und Medialisierung zeigt sich, dass insbesondere der Literatur und dem Theater eine herausgehobene Stellung zukommt. Sie (er)finden neue Ausdrucksformen, definieren ihren Raum in der Gesellschaft neu, regen zur Reflexion an und leisten gegebenenfalls Widerstand. In Abgrenzung zur sog. politischen Literatur der 1960er und 70er Jahre legt die gegenwärtige Literatur ihren Fokus stärker auf die Reflexion von Normen und Werten, statt moralische Ansprüche zu generieren. Hier zeigt sich vor allem ihre ethische Relevanz. Auch das Theater als ehemals ‚moralische Anstalt‘ findet neue Formen der gesellschaftlichen Teilhabe.

 

Damit einher geht der Befund, dass der Begriff des Engagements in der gegenwärtigen Literatur und Kultur wieder eine herausgehobene Rolle spielt. Dies zeigt sich auch an der regen Anteilnahme, die zeitgenössische Schriftsteller*innen und Künstler*innen am gesellschaftlichen Diskurs nehmen. Flankiert wird dieser Befund von der Beobachtung, dass auch der wissenschaftliche Diskurs die politische Literatur und Kunst wieder stärker in seinen Blick nimmt. Auf diese Beobachtungen reagieren die Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement, indem die Diskussionen fundiert, gebündelt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

 

In enger Kooperation mit dem Friedensbüro Augsburg und dem Sensemble Theater werden einmal im Jahr Schriftsteller*innen, Kulturschaffende und Studierende eingeladen, um über Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe zu diskutieren. Unter einem jährlich wechselnden, aktuellen Motto wird in geschlossener Runde und im öffentlichen Gespräch darüber diskutiert, wie sich soziale Wirklichkeiten verändern und wie sich Literatur und Theater dazu stellen kann.

Die Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement werden u.a. regelmäßig gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

BayStMWK
© Universität Augsburg
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Interviews mit Künstler*innen der Augsburger Gespräche

Salome Dastmalchi hat von 2002 bis 2006 Schauspiel an der Hochschule der Künste in Bern studiert. 2010 debütierte sie als Autorin und Regisseurin mit dem Stück Mein Herz ist voller Hass und das liebe ich. 2012 folgte ihre zweite Inszenierung Run Brother Run. Weitere Projekte waren Stückentwicklungen namens Shizo! und die Inszenierung Run. Neben ihrer Tätigkeit als Sprecherin gibt sie seit 2012 immer wieder Theaterworkshops. schauinsblau hat mit ihr unter anderem über die Strukturen und Hierarchien im Theater gesprochen.

 

 

Olga Grjasnowa ist 1984 in Baku, Aserbaidschan, geboren und im Kaukasus aufgewachsen. Heute lebt sie in Berlin. Sie ist Absolventin des deutschen Literaturinstituts Leipzig und hat bis heute vier Romane veröffentlicht. Für ihr Debüt Der Russe ist einer der Birken liebt wurde sie mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet. Die Literaturverfilmung dieses Werks startet im November 2022. 2021 erschien ihr Sachbuch Die Macht der Mehrsprachigkeit. Sie behandelt darin den Wert der Mehrsprachigkeit unserer Gesellschaft und macht die Forderung einer größeren Wertschätzung für Multilingualität zum Thema. Über ihr essayistisches Werk und ihrem Blick auf dieses Thema hat schauinsblau mit ihr gesprochen.

 

 

Thomas Köck wurde 1986 in Steyr Oberösterreich geboren und wurde laut der Ankündigung auf den Seiten des Suhrkamp-Verlags „durch Musik sozialisiert“. Seine Texte thematisieren Lücken und Verbindungen zwischen Pop und Politik, zwischen Gegenwart und Zukunft. Für sein dramatisches Werk wurde Köck mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt, 2022, inszenierte er das Theaterstück vendetta, vendetta. Sein Stück eure paläste sind leer, das an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt wurde, erscheint außerdem als Buch im Oktober im Suhrkamp Verlag. Aktuell lebt er auf Einladung der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.

 

 

Katja Petrowskaja ist spätestens seit dem Ingeborg Bachmann-Preis, den sie 2013 für Vielleicht Esther erhalten hat, eines der bekanntesten zeitgenössischen Gesichter der russisch- und deutschsprachigen Literaturszene. Dabei ist das Schreiben auf Deutsch für sie alles andere als eine Selbstverständlichkeit. 1970 in Kiew geboren zog sie 1999 nach Deutschland, nachdem sie zuvor Literaturwissenschaft und Slavistik an der Universität Tartu in Estland studiert hatte und 1998 an der Universität Moskau promoviert hatte. Erst mit 27 Jahren erlernte sie so, nach eigenen Angaben, erst das Deutsche. Zu ihren Veröffentlichungen zählen neben Vielleicht Esther auch der Essay Tausendundein Buch und ihre Kolumne Die Westöstliche Diva sowie ihre Fotokolumne im Sammelband Das Foto schaute mich anschauinsblau hat mit ihr über Zusammenhalt, Familien und Identität gesprochen.

 

 

Theresia Walser wurde 1967 in Friedrichshafen geboren. Von 1990 bis 1994 absolvierte sie eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Bern und war anschließend für zwei Jahre Ensemblemitglied am Jungen Theater in Göttingen. Ihr Debüt als Dramatikerin hatte sie 1996 mit Das Restpaar. 1997 folgte dann die Uraufführung ihres Stücks Kleine Zweifel. 2011 und 2012 nahm sie eine Poetikdozentur an der Universität Koblenz-Landau auf. Nach ihrer Tätigkeit als Hausautorin am Theater in Mannheim lebt sie nun als freie Schriftstellerin bei Freiburg in Breisgau. In ihrem Interview mit schauinsblau spricht sie unter anderem über die Bedeutung und Einflussnahme von Sprache.

 

 

Pressespiegel

Publikationen im Rahmen der Gespräche

© Starfruit Publications

 

Ruiniert Euch! Literatur – Theater – Engagement

Podiumsdiskussion und Buchpräsentation im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) am 01. August 2021 um 18.00 Uhr

 

 

Immer lauter wird heute die Frage nach Haltung und Engagement in Kunst und Literatur, immer mehr Autor*innen, Theaterleute und Kulturschaffende setzen sich in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels und globaler Bedrohung mit Formen und Funktionen des Politischen auseinander. Sie (er)finden Ausdrucksformen dafür, definieren ihren Raum in der Gesellschaft neu, regen an zu Diskussion und Reflexion – und leisten gegebenenfalls Widerstand.

 

In welcher Form und mit welchen Intentionen können sich Ästhetik und Engagement im 21. Jahrhundert verbinden, welche gesellschaftlichen Funktionen sollten Literatur und Kunst übernehmen, wie verhält es sich mit dem althergebrachten Anspruch an das Theater, als moralische Anstalt zu fungieren? Wo ist der Ort des Politischen in Literatur und Kunst? Was ist »Haltung«? Welche Denk- und Möglichkeitsräume können die Literatur und das Theater schaffen gegenüber den politischen, sozialen und kulturellen Herausforderungen unserer Zeit?

 

Die Anthologie Ruiniert Euch! – Literatur, Theater, Engagement behandelt diese Fragen vielstimmig und durchaus kontrovers, aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen Formaten. Zahlreiche Essays und Interviews sowie poetische und künstlerische Interventionen von rund 40 Kulturschaffenden liefern Anstöße zur Debatte: Welche Positionen beziehen Literatur und Theater heute, wie reagieren sie auf die drängenden Fragen unserer Zeit, können Literatur und Kunst die Welt verändern – vielleicht sogar zum Besseren?

 

Das Buch erscheint am 01. August 2021 bei starfruit publications. Herausgeber*innen sind Stephanie Waldow (Universität Augsburg), Sebastian Seidel und Anne Schuester (Sensemble Theater), Manfred Rothenberger (starfruit publications) und Christiane Lembert-Dobler (Friedensbüro).

 

   Wer am 1. Oktober leider nicht mit dabei sein konnte, hat hier die Möglichkeit die Veranstaltung online zu genießen:

 

Teil 1 (https://youtu.be/ytRysE3ymHk)
 

Teil 2 (https://youtu.be/-qbDcSfnC7Y)
 

Teil 3 (https://youtu.be/NgnGJ34_9lw)

 

 

 

Hier geht’s direkt zum Buch-Teaser:

 

Anthologie #Ruiniert Euch! Literatur, Theater, Engagement (https://youtu.be/NGtqB74dkfM)

 

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Augsburger Gespräche 2020  —  Der Film

 

 

  

Augsburger Gespräche zu Literatur und Engagement #Rituale (https://youtu.be/YFPGgGEMvEk)

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