Frankreichs Seekabel bis zum Ersten Weltkrieg

Michael Wobring

Seit den 1850er Jahren verlegte Frankreich telegraphische Seekabel. Die Kabelaktivität konzentrierte sich zunächst auf den Mittelmeerraum, den Nordatlantik, Afrika und Westindien. Weitere Kabel wurden vor Südostafrika und im südostasiatischen Raum realisiert. Unter den führenden Seekabelmächten nahm Frankreich eine eher schwache Position ein. Staatliche Reglementierung und technische Probleme prägten die Kabelaktivität der französischen Telegraphenbetriebsgesellschaft. Vor dem Ersten Weltkrieg waren etwa 10 Prozent des Weltkabelnetzes in französischem Besitz.
 

Nach England zeigte zunächst Frankreich ein großes Interesse an der Verlegung von Seekabeln. Seit den 1850er Jahren wurden Nachbarländer und Landesteile auf kürzeren Seestrecken angebunden (England, Korsika, Sardinien und Nordafrika). Bis zur Jahrhundertwende realisierte Frankreich 8 England-Verbindungen, zwei Kabel nach Korsika mit Weiterleitung nach Italien und Sardinien. Ein Kabeln von Marseille nach Oran, 3 Kabel von Marseille nach Algier und ein Kabel von Marseille nach Tunis.

Im Nordatlantik wurden drei französische Kabel verlegt. Das erste französische Atlantikkabel von 1869 geriet unter den Einfluß einer britischen Gesellschaft und mußte zur Mitte der 1870er Jahre wegen technischer Mängel aufgegeben werden. Frankreich realisierte bis zum Ersten Weltkrieg zwei dauerhaft erfolgreiche Atlantikkabel (1879 und 1898).
 

In den 1880er Jahren etablierte sich die französische Kabelaktivität im westindischen Raum. Frankreich verwirklichte ein ausgedehntes Netz zwischen Kuba und Haiti und weiter über Puertorico, Guadelupe, Martinique nach Paramaribo, Niederländisch Guiana und von dort über Cayenne nach Pará in Brasilien.

Frankreich besaß ein südatlantisches Kabel von Dakar nach Pernambuco sowie eine Reihe von Kabeln an der afrikanischen Küste. Hinzu kam eine Linie von Mocambique bis Mauritius. Hier war eine Ausdehnung durch den Indischen Ozean nach Niederländisch-Indien geplant. Am Beginn des 20. Jahrhunderts betrieb Frankreich Kabel in Fernost und ein Kabel an der australischen Ostküste.


Literaturhinweise:

  • Grizet, Pascal: Les télécommunications transatlantiques de la France (XIX.-XX. siècles), Paris 1996.
  • Neutsch, Cornelius: Erste "Nervenstränge des Erdballs": Interkontinentale Seekabelverbindungen vor dem Ersten Weltkrieg, in: Teuteberg, Hans-Jürgen/ Neutsch, Cornelius (Hrsg.) Vom Flügeltelegraphen zum Internet. Geschichte der modernen Telekommunikation, Stuttgart 1998, 47-66.
  • Wobring, Michael: Die Globalisierung der Telekommunikation im 19. Jahrhundert. Pläne, Projekte und Kapazitätsausbauten zwischen Wirtschaft und Politik. Frankfurt/M 2005.
  • Röper, August: Unterseekabel, Leipzig 1910.
  • Roscher, Max: Die Kabel des Weltverkehrs hauptsächlich in volkswirtschaftlicher Hinsicht, Berlin 1911.
  • Lenschau, Thomas: Das Weltkabelnetz, Frankfurt 1908.

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