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Telegraphenkabel und Formationen der Betreibergesellschaften im Nordatlantik (vor dem Ersten Weltkrieg)
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war der Nordatlantik die wichtigste Handelsstraße der Welt , die auch weltweit die größten Kabelkapazitäten besaß. Seit rund 50 Jahren verlegten hier europäische und US-amerikanische Telegraphenbetriebsgesellschaften Kabelverbindungen (1870, 1880, 1890, 1902, 1914), wobei der wichtigste Telekommunikationsbedarf von der Wirtschaft ausging. In den letzten Jahren vor dem 1. Weltkrieg wurden täglich fünfstellige Telegrammzahlen mit höchster Zuverlässigkeit übertragen.
Die Telegraphengesellschaften verlegten die Kabel auf Routen, auf denen sie das Meeresbodenprofil durch Lotungen erkundet hatten. Kapazitätsausbauten wurden, jeweils um einige Meilen parallel versetzt, auf denselben Strecken realisiert. Somit konnten beschädigte Kabel leicht geortet werden, wenn man sie zur Reparatur bergen musste.
Der nordatlantische Raum war unter den europäischen und US-amerikanischen Betreibergesellschaften hart umkämpft. Denn es handelte sich aufgrund des hohen Kommunikationsbedarfes zwischen den USA und Europa (z.B. Handel, Börse) um den weltweit größten Markt. Bereits mit den ersten Kabelprojekten kam es zu Bündnissen zwischen den Unternehmen. Ging es dabei zunächst um gegenseitige technische Unterstützung und gemeinsame Risikominimierung, so stand später eine Bündnispolitik im Vordergrund, die auf eine zunehmend sich aggressiv verschärfende Konkurrenzsituation auf den Gebieten der Reglementierung der Telegrammpreise sowie des Zugangs zu den Nachrichtenmärkten antwortete.
Die US-amerikanischen Atlantikgesellschaften hatten den Vorteil, zugleich ausgedehnte Binnennetze zu besitzen, die, anders als in Europa, in den Händen privater Gesellschaften waren.
Hierdurch kam den beiden US-amerikanischen Atlantikgesellschaften, der Western Union und der Commerical Cable Company, kam eine bündnisstrategisch zentrale Funktion zu, da diese entscheidenden Einfluss auf die Gesamtpreisgestaltung für interkontinentale Telegramme nehmen konnten, die streckenweise von US-amerikanischen Binnennetzen bedient wurden.
Gegen den britisch dominierten Pool ("Gruppe von Telegraphengesellschaften") unter der Führung der Anglo-American Telegraph Company formierte sich seit der zweiten Hälfte der 1880er Jahr eine zweite Gruppe unter der Führung der US-amerikanischen Commercial Cable Company.
Diese fand einen ersten Partner in der französischen Compagnie Française des Cables Télégraphiques, die 1886 aus dem Pool ausgetreten war. In diesem Bündnis fand auch die Deutsch-Atlantische Telegraphengesellschaft, die vor der Jahrhundertwende ein erstes Kabel realisieren konnte, ihre Partner. Bis zum Ersten Weltkrieg standen sich zwei Kartelle in einem geschlossenen Duopol gegenüber, die ungefähr über gleiche Kabelkapazitäten verfügten.
Literaturhinweise:
- Wobring, Michael: Die Globalisierung der Telekommunikation im 19. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2005.