Dr. Stephanie Armer
Dr. Stephanie Armer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Archiv Faber-Castell
Wie sind Sie zum Fach Geschichte gekommen?
Das Grundinteresse an Geschichte haben meine Eltern vermittelt. Wir sind in meiner Kindheit viel gereist, wobei Geschichte, Kunst und Kultur immer eine wichtige Rolle spielten. Prägend war auch meine Schulzeit.
Ich hatte das Glück, einige Jahre einen sehr engagierten Geschichtslehrer zu haben, unter dessen Federführung einige Mitschüler*innen und ich am Geschichtswettbewerb „Erinnerungszeichen“ teilgenommen haben. Wir haben – damals hochmodern – eine interaktive CD-ROM mit Materialien zur Geschichte meiner Heimatstadt Landsberg am Lech im Österreichischen Erbfolgekrieg entwickelt und mit unserem Beitrag tatsächlich den ersten Preis in Oberbayern gewonnen.
Mein Interesse an der Beschäftigung mit frühneuzeitlicher Landesgeschichte war geweckt. Dennoch begann ich nach dem Abitur zunächst ein Studium der Biologie, um später bessere Berufsperspektiven zu haben. Ich entschied mich jedoch schon nach kurzer Zeit um und folgte meinem eigentlichen Wunsch, Geschichte zu studieren.
Welche Qualifizierungen und Initiativen während des Studiums waren wichtig für die spätere Berufswahl? Wie können sich Geschichtsstudierende auf mögliche spätere Berufsfelder vorbereiten?
Ich habe mein Studium ohne eine spezifische Berufsvorstellung begonnen und bin der Meinung, dass Neugier und Offenheit zu Beginn völlig ausreichend sind. Wichtig für meine berufliche Laufbahn war v.a. meine Tätigkeit als studentische Hilfskraft. Sie ermöglichte es mir früh Tagungen zu besuchen, Kontakte zu knüpfen und noch während des Studiums selbst Vorträge zu halten und erste Aufsätze zu publizieren. Ich habe außerdem die Freiheiten des Magisterstudiums genutzt und abseits des Standard-Curriculums eine Zusatzqualifikation in Historischen Hilfswissenschaften absolviert. Von den Kursen in Archivkunde und Paläographie habe ich später sehr profitiert, außerdem weckten sie mein Interesse an einer beruflichen Tätigkeit im Archivbereich.
Ganz wichtig ist meiner Meinung nach auch der Kontakt mit Kommiliton*innen. In der Fachschaft Geschichte haben wir uns über Erfahrungen bei Praktika oder Nebenjobs ausgetauscht, Exkursionen unternommen, interessante Absolvent*innen des Fachs Geschichte eingeladen und uns gegenseitig bei ersten Bewerbungen geholfen – für die Entwicklung meiner eigenen beruflichen Vorstellungen waren diese Gespräche sehr hilfreich.
Ein Patentrezept gibt es sicher nicht. Wichtig ist es, im Verlauf des Studiums Schwerpunkte zu entwickeln und diese durch praxisbezogene Angebote wie z.B. ein Museums- oder Archivpraktikum zu vertiefen. Eine gewisse Offenheit und Flexibilität sollte man sich dennoch bewahren, denn meiner Erfahrung nach spielt auch der Zufall beim beruflichen Werdegang eine nicht zu verachtende Rolle.
Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?
Nach meiner Promotion und Tätigkeit als Dozentin stand ich vor der Entscheidung, meine wissenschaftliche Laufbahn an der Universität fortzusetzen oder mich in anderen Berufsfeldern zu qualifizieren; ich entschied mich für Letzteres. Für mich kam dabei nur eine wissenschaftsnahe Tätigkeit in einem Museum oder einem Archiv in Frage. Schließlich kam ich als wissenschaftliche Volontärin ans Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Ausschlaggebend war hierbei v.a. mein wissenschaftlicher Schwerpunkt auf Reformationsgeschichte, denn meine Aufgabe bestand in der Mitarbeit an einer großen Sonderausstellung zum 500. Reformationsjubiläum, die ich später auch mit kuratierte.
Es folgten verschiedene befristete Projektstellen im Museumsbereich und Hochschulmanagement in Nürnberg, Eichstätt und Erlangen. Durch Zufall stieß ich auf eine Ausschreibung der Firma Faber-Castell. Das Stellenprofil mit seiner Mischung aus klassischer Archivarstätigkeit, Betreuung der Firmenkunstsammlung und Mitarbeit bei der Betreuung der großen Objektsammlung passte sehr gut zu meinen Berufserfahrungen und Interessen. Als schließlich die Stellenzusage vorlag, wagte ich nach knapp 15 Jahren beruflicher Tätigkeit im öffentlichen Dienst den Schritt in ein Wirtschaftsunternehmen.
Worin besteht genau Ihre Aufgabe im Beruf? Wie sieht der konkrete Arbeitsalltag aus?
Die Tätigkeit ist sehr vielfältig, da das Archiv zum einen „klassische“ Archivalien wie Schriftstücke und Fotos verwahrt, gleichzeitig aber auch eine große Objektsammlung mit Produkten der Firma umfasst, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Die Sammlungstätigkeit wird stetig fortgesetzt, so dass wir im Archiv laufend Neuzugänge verzeichnen. Da das Archiv eine der größten Spezialsammlungen für Schreibgeräte ist, werden Objekte immer wieder für Ausstellungen, sowohl interne als auch externe, angefragt, wobei das Archiv den Leihverkehr betreut. Manchmal sind wir auch in die Entwicklung neuer Produkte involviert, wenn sich z.B. Designer Anregungen in unserer Sammlung holen. Ein Teil der Objekt- und Kunstsammlung ist in einer Dauerausstellung im Schloss Faber-Castell zu sehen, die ebenfalls durch das Archiv betreut wird. Im Schloss zeigen wir auch wechselnde kleine Ausstellungen zur Firmen- und Familiengeschichte.
Zu meinen laufenden Arbeiten im Alltag gehört das Beantworten von Anfragen von Kund*innen zu alten Schreibgeräten, von Sammler*innen und Forscher*innen, sowie die Digitalisierung unserer Bestände. Als Firmenarchiv sind wir natürlich auch intern Ansprechpartner für alle historischen Themen, z.B. bei der Vorbereitung von Jubiläen oder Kampagnen mit Bezug zur Unternehmensgeschichte.
Zu meinem Tätigkeitsspektrum gehört auch die eigene wissenschaftliche Forschung. Die über 250jährige Geschichte der Firma A.W. Faber, später Faber-Castell, ist in Teilen gut erforscht, aber hier gibt es noch Lücken zu schließen.
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