Schweiz: Basel
„Drey scheenschte Dääg“ – Exkursion nach Basel
Ein Bericht von Katja Boser - mit Fotos von Luisa Hagen
Im Wintersemester 2016/17 bot der Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde eine dreitägige Exkursion in eine der bedeutendsten Messestädte Europas an. Zusammen mit Professor Günther Kronenbitter und Christoph Salzmann machten sich zehn Bachelor- und Masterstudierende der Studiengänge Kunst- und Kulturgeschichte und Interdisziplinäre Europastudien auf nach Basel.
Als drittgrößte Stadt der Schweiz zeichnet sich Basel neben seiner besonderen Lage im Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich auch als internationales Zentrum der Chemie- und Pharmaindustrie aus und bietet seinen BewohnerInnen und BesucherInnen darüber hinaus ein vielseitiges und breitgefächertes Angebot an Kunst und Kultur.
Nach Bezug unserer Unterkunft am Barfüßerplatz und einer ersten kurzen Erkundungstour besuchten wir das Jüdische Museum der Schweiz und bekamen auf dem Weg dorthin bereits einen Eindruck vom durch Fachwerkhäuser romantisch anmutenden Basler ‚Stadtviertel’ Spalenvorstadt.
Am Abend wartete ein erstes Highlight auf die Reisegruppe: ein Besuch der Fondation Beyeler. Das Museum wurde im Jahr 1997 gegründet und beherbergt seither Exponate aus der Privatsammlung des Sammlerehepaares Ernst und Hildy Beyeler, die nach ihrer Tätigkeit im Kunsthandel ihre erworbenen Kunstschätze in eine Stiftung überführt und anschließend für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Zum Sammlungsbestand des Museums zählen rund 300 Werke des Postimpressionismus, der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst. Außerhalb des Basler Stadtkerns, im Vorort Riehen, ist ein Museumsbau entstanden, der vom italienischen Architekten Renzo Piano entworfen wurde und die umliegende Natur mit der Kunst im Inneren des Hauses in Einklang bringt. Neben der Dauerausstellung der Sammlungsobjekte der Beyelers hatten wir zudem die Gelegenheit, die Sonderausstellung ‚Monet’ im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums des Museums zu besuchen.
Daran anschließend kehrten wir in Elsas Alpchuchi im ‚kuuhl’ ein, das uns auf der Fahrt vom Museum zurück in die Stadt von einer Dame in der Tram empfohlen worden war. Neben Gerichten aus der Schweizer Bergwelt versprühte auch die Inneneinrichtung des Lokals alpines Flair: uriges Hüttenfeeling, meterhohe Bäume, die aus dem Eingangsbereich des Restaurants in den oberen Stock emporzuragen schienen. Der absolute Hingucker war allerdings eine Gondel, in der gespeist und gleichzeitig, mittels an der Wand montiertem Flatscreen, das Bergpanorama genossen werden kann.
Nach diesem ‚kunstvollen’ Auftakt in Basel erwartete uns am zweiten Tag eine Exklusivführung durch das Museum der Kulturen. Nach der Begrüßung durch die Museumsdirektorin Dr. Anna Schmid und den MitarbeiterInnen und KuratorInnen Alexander Brust, Tabea Buri und Dr. Beatrice Voirol, bekamen wir einen einmaligen Einblick hinter die Kulissen des Museums und in die Sammlungs- und Ausstellungskonzepte.
Zu Beginn wurden wir in die Traditionen und Besonderheiten der Basler Fasnacht eingeführt, zu der die Larven (Gesichtsmasken) ebenso gehören wie die riesigen Laternen der Fasnachts-Cliquen. Die Dauerausstellung zur Basler Fasnacht veranschaulicht durch eine Vielzahl an Exponaten die besondere Bedeutung dieser Basler Tradition. Im Anschluss daran führte uns die Kuratorin Dr. Beatrice Voirol der Ausstellung ‚Gross. Dinge Deutungen Dimensionen’ durch die größten Exponate der Sammlung und ermöglichte uns dabei, einen Eindruck zu bekommen, was es heißt, große Exponate in Szene zu setzen. Welche Wirkung Ausstellungsstücke besitzen, wenn sie nicht als einzelnes Exponat auftreten, sondern gemeinsam mit scheinbar gleichen Objekten präsentiert werden, wurde uns in der Ausstellung ‚In der Reihe tanzen. Einzelstücke in Serie’ durch Tabea Buri deutlich gemacht.
Nach diesem umfangreichen Einblick in die Ausstellungskonzepte des Museums folgte die Besichtigung des Basler Münsters, des Rathauses und der Altstadt. Daran anschließend wurde bei einem kleinen Stadtspaziergang durch die Spalenvorstadt der Spalenbrunnen und das Spalentor, das die mittelalterliche Stadt mit der Kornkammer, dem Elsass verband, besichtigt. Außerdem konnten wir einen Blick auf einen der vier ehemaligen Basilisken der Wettsteinbrücke sowie den Berri-Briefkasten am Spalentor, gestaltet vom Basler Architekten Melchior Berri, dem Erfinder der berühmtesten Schweizer Briefmarke – der Basler Dybli – werfen.
Auch der zweite Abend stand ganz im Zeichen der Kunst. Das Kunstmuseum Basel erstreckt sich auf drei Gebäude und teilt sich in ‚Hauptbau’, ‚Neubau’ und ‚Gegenwart’ auf. Der überwältigenden Anzahl an Kunstwerken konnten wir in dem uns zur Verfügung stehenden Zeitraum leider nur pointiert zuwenden. Dennoch war der Besuch besonders eindrücklich und bereichernd.
Als gemeinsamer Ausklang des letzten Abends kehrte die Reisegruppe auf der linkrheinischen Seite in einem Kleinbasler Wirtshaus ein, wo wir uns typisch Basler Küche schmecken ließen. Passend zur morgendlichen Führung durch die Ausstellung zur Basler Fasnacht, wurde unsere Einkehr musikalisch zünftig umrahmt. Denn im Stockwerk über dem Gastraum probte eine Clique für ihren Auftritt bei der diesjährigen Basler Fasnacht, was für einen gelungenen Tagesabschluss sorgte.
Vor der Abreise stand noch ein letzter Punkt auf der Agenda: das Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Beim Probesitzen auf Vitra Designklassikern konnten die bereits müde gewordenen Knochen der ExkursionsteilnehmerInnen geschont werden. Die Sammlung an verschiedenen Stühlen im Schaudepot bot eine Zeitreise vom Wiener Kaffeehausklassiker bis hin zu futuristischen Modellen aus Glas und Draht. Ein abschließendes Highlight des Ausflugs zum Vitra Design Museum bot der Besuch der Sonderausstellung ‚Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine’.
Dort konnte nicht nur mit der als Pflegeroboter entwickelten ‚Robbe’ Paro auf Tuchfühlung gegangen, sondern auch Computerspiele der Kindheit reaktiviert oder aber der originale R2D2 aus den Star Wars-Filmen bestaunt werden. Und auch ein bisschen Augsburg fand sich in der Ausstellung wieder – in Form eines Kuka-Roboters, der aus beliebigen Sätzen ein Manifest zusammenstellte und dieses vor den Augen der Besucher auf Papier schrieb und zum Mitnehmen ‚austeilte’– ein einzigartiges Urlaubssouvenir. Mittlerweile ziert das Roboter-Manifest die Wand im Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde.
Dann hieß es Abschied nehmen von der überschaubaren und gleichermaßen lebhaften Stadt am Rhein, die Moderne und Tradition gleichermaßen vereint und uns, obwohl wir die Basler Fasnacht nicht miterleben konnten, dennoch „Drey scheenschte Dääg“ ermöglicht hat.