Roman Tischberger

Roman Tischberger, M.A.

Fragile Verbindungen. Eine ethnografische Analyse von Erwerbsarbeit, Unternehmenskultur und Konnektivität in der Software-Entwicklung.

Die Praxis der geschäftlichen Software-Entwicklung ist auf mehreren Ebenen fragil: Aushandeln und Programmieren von Software ist stets von Missverständnissen und Fehlern begleitet. Die Übersetzung von Software-Arbeit in Geld – zwischen Angeboten, Verträgen oder Zeitmessung – ist von zahlreichen Unwägbarkeiten durchzogen. Schließlich wird das Ideal einer stabilen Belegschaft und einer kollektiv verbindenden Unternehmenskultur von zahlreichen Diskontinuitäten herausgefordert.

Diesen verschiedenen Brüchigkeiten begegnen die Beschäftigten des Software-Unternehmens, das im Rahmen ethnografischer Feldforschung untersucht wurde, mit Elementen der Stabilisierung. Diese Elemente werden mit dem theoretischen Konzept von Konnektivität (Kolb et al. 2008, 2012, 2020) gerahmt. So werden etwa Programmier-Werkzeuge, Projektmanagement-Strukturen, die detaillierte Erfassung von Arbeitszeit, Sprach- und Kommunikationskulturen, Räume kollektiver Teilhabe oder das Angebot firmenweiter Werte als konnektive Strategien analysiert, indem sie Verbindungspotenziale bieten, über die Menschen Wissen, explizieren, aktualisieren, fixieren oder austauschen können.

Vor imaginierten New Work-Horizonten praktizieren die Beschäftigten so eine hochkollektivierende Form von Erwerbsarbeit, in der Subjektivierung mit Identifikation verwoben wird und in der stete Selbstvergewisserung durch Narrative von Expertise dazu führt, dass fragile Verbindungen im Arbeitsalltag des Unternehmens stabilisiert werden – solange das gemeinschaftlich gesponnene Netz konnektiver Elemente in Praxis aufrechterhalten und reproduziert wird.

 

 

Dazu publizierte Aufsätze:

Wie wir coden wollen. Zum strategischen Umgang mit der Ressource Wissen in der Softwarearbeit. In: Hamburger Journal für Kulturanthropologie (13) 2021 (= Welt. Wissen. Gestalten. 42. Kongress der dgv in Hamburg 2019), S. 139-149.

Menschen ordnen Code. Zum Verhältnis von formalisierter Software und ihrer sozialen Herstellung. In: Kuckuck. Notizen zur Alltagskultur 1 (2021), S. 18–22.

 

Computer sagt Nein. Fehlerkulturen in der Softwarearbeit. In: Groth, Stefan/May, Sarah/Müske, Johannes (Hg.): Vernetzt, Entgrenzt, Prekär? Arbeit im Wandel und in gesellschaftlicher Diskussion – kulturwissenschaftliche Perspektiven. (= Arbeit & Alltag. Beiträge zur ethnografischen Arbeitskulturenforschung, Bd. 17) Zürich 2020, S. 113–134.

 

 

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Europäische Ethnologie/Volkskunde

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