Katja Boser, M.A.

Gelebte Tradition: Der Schäfflertanz Dinkelscherben im Spannungsfeld von Traditionsbildung und Brauchpraxis (AT)

Alle sieben Jahre findet in Dinkelscherben (Lk. Augsburg) während der Faschingszeit der Schäfflertanz statt. Dieser dominiert über mehrere Wochenenden hinweg den Alltag in der Marktgemeinde. Der Schäfflertanz besteht aus einer Tanzaufführung, Darbietungen der Reifenschwinger, die ein gefülltes Schnapsgläschen in einem Reifen schwingen, sowie sogenannter Clownsreden über die Dorfbewohner:innen. Im Zentrum der Aufführung stehen beim Schäfflertanz männliche Akteure, denn die Teilnahmekriterien legen fest, dass nur Schäffler werden darf, wer volljährig, ledig, in Dinkelscherben wohnhaft und männlich ist.

Während des Schäfflertanzes 2019 wurde ein mehrmonatiger Feldaufenthalt durchgeführt, bei dem die Aufführungen des Schäfflertanzes teilnehmend beobachtet wurden.

Ergänzend dazu wurden offene Leitfadeninterviews mit Akteur:innen aus dem Feld geführt und diese mithilfe der Narrationsanalyse ausgewertet.

Der Schäfflertanz Dinkelscherben wird im Sinne eines sozialkonstruktivistischen Verständnisses von Tradition als Produkt verschiedener Herstellungsprozesse verstanden. Neben der Brauchmotivation und -funktion wird danach gefragt, welche Bedeutung die Gesprächspartner:innen dem Schäfflertanz retrospektiv zusprechen. Damit verbunden ist die Frage, wie der Schäfflertanz als lokale Tradition narrativ hergestellt und verhandelt wird.

(Dissertationsprojekt)