KI und gesprochene Sprache (Italienisch/Französisch/Spanisch)

Der sprachliche Output KI-gesteuerter Agenten, sog. Chatbots (z.B. ChatGPT), ist ein neuer, wichtiger Bereich linguistischer Forschung. Diese konzentriert sich aktuell jedoch sehr häufig auf das Englische, während Untersuchungen zu den romanischen Sprachen trotz vieler neuer Forschungen (vgl. etwa De Cesare 2023) weniger zahlreich sind. Bestehende Studien zum romanischen Sprachraum fokussieren insbesondere die Sprache der kommunikativen Distanz, d.h. schriftlich konzipierte Sprache in primär monologischen Texten. Zum Komplex „gesprochene Sprache und künstliche Intelligenz“ wurde ebenfalls bereits geforscht, jedoch fast ausschließlich rezeptionsorientiert im Bereich der Spracherkennung und der automatisierten Transkription. Komplementär zu diesen bestehenden Ansätzen soll im vorliegenden Projekt die Fähigkeit von KI-gesteuerten Agenten untersucht werden, italienische, französische und spanische Gespräche selbst zu generieren. Der Schwerpunkt liegt auf informellen Gesprächssituationen der kommunikativen Nähe. In diesem Rahmen stellt sich nicht nur die Frage, wie realistisch KI-gesteuerten Agenten die Imitation des gesprochenen Italienisch, Französisch und Spanisch tatsächlich gelingt, sondern auch welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sich mit human produzierten Texten mit fingierter Mündlichkeit (Drehbücher, Theaterstücke, Comics etc.) ergeben. Die Untersuchung der KI-generierten Gespräche erfolgt im Projekt stets kontrastiv zu humanproduzierten Texten und fokussiert aus einer gesprächs- und varietätenlinguistischen Perspektive unterschiedliche Phänomene:

• universelle Merkmale gesprochener Sprache (Schwerpunkt Turn-Management und ko-konstruierte Syntax in der Interaktion);
• einzelsprachbezogene Merkmale des italiano parlato, français parlé und español hablado in unterschiedlichen diatopisch markierten Varietäten (Schwerpunkt Morphosyntax).

Im Rahmen des Projekts ist momentan der folgende Vortrag geplant:

• „A syntactic and conversational analysis of confrontational interruptions in AI-generated French and Spanish disputes“, Vortrag im Rahmen des Workshop Natural Language and AI: New Perspectives for Linguistic Studies auf der Austrian Linguistics Conference, Universität Innsbruck, 17.-19.12.2024. (zusammen mit Martha Kaiser).