Alternative Medien - Alternative Öffentlichkeiten - Alternative Realitäten

DFG-Projekt
Projektbeschreibung:

Das Projekt beforscht die Nutzer*innen von systemkritischen Alternativmedien und deren Nutzungsweisen im Zeitverlauf. Systemkritische Alternativmedien werden in der aktuellen Debatte stark mit der Verbreitung von Falschinformationen, Verschwörungsmythen und populistischer Agitation und der Gefahr gesellschaftlicher Polarisierung bis hin zur Radikalisierung in Verbindung gebracht. Darüber wird oft übersehen, dass Alternative Medien traditionell wichtige Arenen der Gegenöffentlichkeit und der legitimen gesellschaftlichen Kritik gebildet haben. Alternative Medien und die Alternativen Öffentlichkeiten, die sich in ihnen, durch und um sie herum entwickeln können sowohl prosoziale und prodemokratische Impulse geben, Missstände thematisiern und legitimen Gegenpositionen Ausdruck verschaffen, als auch auf Verunsicherung, Zerstörung von Diskursen und Debattenkultur abzielen. Wie sich die Potentiale alternativer Medien längerfristig auswirken und wie sie öffentliche Diskurse und Meinungsbildung beeinflussen, lässt sich letztlich erst durch den Umgang mit diesen Medien und ihren Öffentlichkeiten erschließen. Daher kommt dem Umgang von Bürger*innen mit Alternativmedienangeboten und den damit einhergehenden Konsequenzen eine hohe gesellschaftliche und politische Relevanz zu.

Das Projekt analysiert in einer qualitativen Panelstudie mit mehreren Erhebungszeitpunkten die Entwicklung der (Alternativ-)Mediennutzung über die Zeit hinweg und fragt dabei nach möglichen damit einhergehenden Transformationen in Nutzungsweisen und Nutzungsintensität.

Solche Transformationen beziehen sich u.a. auf den Stellenwert und die Zentralität von Alternativmedien im Medienrepertoire ihrer Nutzer*innen und in ihrem Verhältnis zu anderen, traditionellen Medien. Ebenso werden damit verbundene kommunikative Anschlusshandlungen (z. B. Teilen, Liken, Anschlusskommunikation und Vernetzung) analysiert.

So wird untersucht, inwieweit eine Nutzung von Alternativmedien mit der Abkehr von traditionellen Öffentlichkeiten und einer (überwiegenden) Teilhabe an alternativen Öffentlichkeiten einhergeht und ob dies in letzter Konsequenz schließlich auch zur Teilhabe an alternativen (Medien- )Realitäten und einer Abkehr von einer als gemeinsam anerkannten gesellschaftlichen Wirklichkeit einhergeht. Hierfür wird in einer Medienrepertoireperspektive erhoben, wie und unter welchen Bedingungen Alternative Medien in die Nutzung eingehen und wie sich das Repertoire über die Zeit hinweg entwickelt (Emergence, Maintenance und (Re-)Formation von Medienrepertoires).

Im Zuge dessen wird auch erforscht, unter welchen Bedingungen die Nutzung systemkritischer Alternativmedien eventuell umschlagen und zu einer Abkehr von demokratischem Diskurs und einer Zuwendung zu radikaleren Positionen führen kann oder ob die Nutzung alternativer Medien zu einem vielseitigeren und kritischeren Informationsverhalten beitragen kann.

 

Laufzeit:

2021-2024

 

Aktuelle Veröffentlichungen:

  • Wagner, A., Schwarzenegger, C. & Gentzel, P. (2022). Recordings of digital media life: Advancing (qualitative) media diaries as a method. Studies in Communication Sciences (SComS), 22(1), 53–68. doi:10.24434/j.scoms.2022.01.3066 

  • Schwarzenegger, C. (2022). Understanding the users of alternative news media – Media epistemologies, news consumption, and practices. Digital Journalism.

  • Schwarzenegger, C. (2021). Communities of Darkness? Users and uses of anti-system alternative media between audience and community. Media and Communication. 9(1).
  •  Schwarzenegger, C. (2020). Personal epistemologies of the media: Selective criticality, pragmatic trust, and competence–confidence in navigating media repertoires in the digital age. New Media & Society, 22(2), 361–377.

 

Präsentationen:

Schwarzenegger, C., Schöppl, K. (2023). Ambivalences of News Avoidance: Alternative media use between dissatisfaction, a search for happiness and radicalization. Angenommener Votrag im Rahmen der International Association for Media and Communication Research (IAMCR) Konferenz. Juli, Lyon, Frankreich. 

 

Schöppl, K., Schwarzenegger, C. (2023). Avoid, resist, turn elsewhere: Alternative media use as a form of news avoidance and media resistance. Vortrag im Rahmen der International Communication Association (ICA) Preconference "News avoidance, resistance, and related audience practices: definitions, predictors, and consequences". Mai, Toronto, Kanada. 

 

Schöppl, K., Schwarzenegger, C. (2023). “Alternative Authenticity?“ How users of alternative media negotiate authenticity. Vortrag im Rahmen der International Communication Association (ICA) Preconference "Mis/disinformation and the Artifices of Authenticity and Authentication". Mai. Toronto, Kanada.

 

Schöppl, K., Schwarzenegger, C. (2022). The theft of counter-publics? Rethinking conceptual and methodological challenges for affective publics of resistance after the Corona-Pandemic. Vortrag im Rahmen der Jahrestagung der European Communication Research and Education Association (ECREA). Oktober. Aarhus, Dänemark. 

 

Schöppl, K. (2022). Conceptual amiguities, historical peculiarities, theoretical complexities. A bottom-up approach to rethink Alternative Media & Counter Public Spheres. Vortrag im Rahmen der ECREA Communication History Section Preconference. Oktober. Via Zoom. 

 

Kontakt:

 

Assoziierter Projektleiter im Projekt "100 Jahre 'Widerstand'?"
Öffentliche Kommunikation
  • Telefon:

Startseite:

E-Mail:

Katharina Schöppl
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Öffentliche Kommunikation

E-Mail:

Suche