Tanzimprovisation anleiten
Von dem Interesse geleitet, die existierende tanzpädagogische Praxis kritisch zu beleuchten, fokussiert die Studie die Analyse und Beschreibung der im Kontext von Tanzimprovisationsunterricht beobachtbaren multimodalen Instruktionen hinsichtlich der Formen und Funktionen mit dem Ziel einer Bestandsaufnahme und Systematisierung.
Bewegungslernen und kreatives Verhalten im Tanzunterricht sind maßgeblich von Instruktionen der Lehrenden beeinflusst. Durch diese wird das Unterrichtsgeschehen organisiert und inszeniert. Lehrende bedienen sich dabei unterschiedlicher Mittel, um tänzerische Kreativität auszulösen, Bewegungsideen und tänzerische Qualitäten zu veranschaulichen und den Improvisationsprozess anzuleiten. Der Inszenierung von Tanzimprovisation und Gestaltung von Instruktionen kommt daher zentrale methodische Bedeutung zu. Ausgangspunkt der Arbeit bildet die Hypothese, dass sich bei der Anleitung von Tanzimprovisation verschiedene Instruktionsmuster auffinden lassen, die eine bestimmte Form und Performanz sowie unterschiedliche Modalitätsstrukturen aufweisen. Gefragt wird nach der Art und Weise der Realisierung.
Die qualitativ-empirische Videostudie fokussiert die Analyse und Beschreibung der auf das Bewegungshandeln der Teilnehmenden bezogenen Instruktionsmuster von Lehrenden hinsichtlich ihres Zeitpunkts in Bezug zur Bewegungshandlung (prä-, syn-, postaktional), der Interaktionsstruktur und unter Berücksichtigung verbaler, vokaler, nonverbal-tänzerischer und musikalischer Komponenten. Über eine Mehrebenen-Analyse von Oberflächenstrukturen werden zugrundeliegende Muster im multimodalen Instruktionshandeln rekonstruiert und deren dramaturgische Einbindung in das Inszenierungsmuster einer Unterrichtseinheit erschlossen. Der methodische Zugriff basiert auf der funktional-pragmatischen Diskursanalyse, die erstmals auf videographierte Daten angewendet und für die Anwendung auf multimodale Kommunikation adaptiert wurde. Angesichts fehlender empirischer Vorarbeiten in der Tanzdidaktik stellt die Studie eine explorativ-deskriptive, fallanalytische Grundlagenarbeit dar und leistet einen Beitrag zur Unterrichtsforschung im Tanz. Die entstandene Systematik bildet ein Beobachtungsinventar für die Reflexion und Evaluation von Tanzunterricht.
Publikationen
Monographie
Stibi, Sonja (2018): Tanzimprovisation anleiten. Eine beschreibende Systematik multimodaler Instruktionsmuster. Diss., Univ. Augsburg. Online verfügbar unter urn:nbn:de:bvb:384-opus4-385776.
Buchbeiträge
(2019)
„Also ihr seid mit dem Körper die dritte Stimme…“. Musikalische Facetten von Instruktionen zur Tanzimprovisation. In: Puffer, Gabriele/ Becker, Andreas/Körndle, Franz/Sprau, Kilian (Hg.): Musik – Pädagogik- Professionalität. Festschrift für Bernhard Hofmann. Innsbruck: Helbling. S. 245-261.
(2016)
Tanzende Verbindungen: Tanzimprovisation in der EMTP. Künstlerische und didaktische Perspektiven. In: Schneidewind, Ruth/Widmer, Manuela (Hg.): Die Kunst der Verbindung. Reflexionen und Praxisberichte zur elementaren Musik-, Tanz- und Bewegungspädagogik in Österreich. Innsbruck: Helbling, S. 61-87
Ansprechpartnerin
- Telefon: +49 821 598 2918
E-Mail: sonja.stibi@phil.uni-augsburgphil.uni-augsburg.de ()