Stadtpfeifer*innen: Workshop und Gesprächskonzert
Moritz Kelber, Laura Dümpelmann, Dávid Budai und Katharina Preller organisieren gemeinsam im Juni zwei Veranstaltungen zum Thema Stadtmusik.
Am 09. Juni 2024 findet ein Workshop statt, der sich mit Tanzmusikpublikationen aus dem Jahr 1555 beschäftigt (vgl. Abstract unten).
Am 10. Juni 2024 um 19 Uhr findet dann ein Gesprächskonzert statt, bei dem das Ensemble [hanse]Pfeyfferey die Sammlung einer breiten Öffentlichkeit vorstellt. Beide Veranstaltungen finden im Orff-Zentrum München (Kaulbachstraße 16, 80539 München) statt.
Weitere Informationen gibt es hier:
Website des musikwissenschaftlichen Instituts der Universität MünchenWorkshop und Gesprächskonzert mit dem Ensemble [hanse]Pfeyfferey 9.-10.6.2024
09. Juni 2024, 9.00–19.30 Uhr
Orff-Zentrum München
Kaulbachstraße 16
Im Jahr 1555 veröffentlichten Bartholomäus und Paul Hess in Breslau zwei Musikdrucke, die in der musikwissenschaftlichen Forschung bislang nur wenig Beachtung fanden. In den Sammlungen Etlicher gutter Teutscher und Polnischer Tentz, biss in die anderthalbhundert (RISM B/I 1555/34; 1555a) und Viel feiner lieblicher Stucklein Spanischer Welscher, Englischer Frantzösischer composition und tentz (RISM B/I 1555/35; 1555b) brachten die Brüder erstmals im deutschen Sprachraum in größerem Umfang mehrstimmige Tanzmusik im Druck heraus. Dabei handelt es sich wohl weitgehend um die Bearbeitung präexistenter Melodien oder polyphoner Sätze, nicht nur aus dem zentraleuropäischen Raum, sondern auch aus Italien, Spanien und Frankreich. Explizit als Tanzmusik gekennzeichnete Sammlungen zu veröffentlichen, war in der Mitte des 16. Jahrhunderts auch aus europäischer Perspektive ein neues Phänomen. Nachdem Pierre Attaignant im Jahr 1529 mit seinen Dixhuit basses dances erste Versuche in diesem Bereich gestartet hatte, nahm die Produktion von Tanzmusik im Druck erst in den 1540er Jahren zunehmend Fahrt auf – gut vier Jahrzehnte nach dem Erscheinen der ersten gedruckten Sammlungen mit mehrstimmiger Vokalmusik. Insbesondere in Frankreich und den Niederlanden erschien nun in größerer Menge Tanzmusik. Davon dürften auch die Brüder Hess inspiriert worden sein, die auf den vielen Reisen, die sie als Hofmusiker unternahmen, viel Repertoire kennengelernt und offenbar auch gesammelt hatten. Die beiden Breslauer Sammlungen sind (auch im internationalen Vergleich) bemerkenswert umfangreich.
Uhrzeit |
Name |
Vortragstitel |
09.15-09.30 Uhr |
Dávid Budai, Laura Dümpelmann, Moritz Kelber, Katharina Preller |
Begrüßung |
09.30-10.00 Uhr |
Paul Kolb | Reconstructing Early Music: Process and Purpose |
10.30-12.00 Uhr |
Dávid Budai, Laura Dümpelmann |
Hess 1555a: Rekonstruktionsworkshop |
12.00-13.00 Uhr |
Philippe Canguilhem |
A case of successive composition and simultaneous improvisation in the Lerma manuscript |
14.30-15.00 Uhr |
Antonio Chemotti | Musical Culture in Mid-Sixteenth-Century Silesia |
15.00-15.30 Uhr |
Ryszard Wieczorek |
„Polnische Tänze“ im 16. und 17. Jahrhundert. Quellen und Probleme |
15.30-16.00 Uhr |
Paul Newton Jackson |
German, Polish, or “German-Polish”? National and Regional Identity in the Dances of Hess 1555a |
16.30-17.00 Uhr |
Katharina Preller |
Stadtpfeiferensembles und ihre Instrumente |
17.00-17.30 Uhr |
Moritz Kelber |
Die Mobilität von Stadtmusikern im deutschsprachigen Raum des 15. und 16. Jahrhunderts |
18.00-19.30 Uhr |
Markus Lehner, Nicolle Klinkeberg |
Tanzpraxis im 16. Jahrhundert |
Gesprächskonzert: Tanz & Stadtmusik im 16. Jahrhundert
09. Juni 2024, 19.00 Uhr
Orff-Zentrum München
Kaulbachstraße 16
Gesprächskonzert besteht aus zwei Teilen: In der ersten Hälfte stellt das Ensemble Hanse Pfeyfferey rekonstruierte Tanzmusik aus der 1555 gedruckten Sammlung und ihr musikalisches Umfeld vor. Moderiert wird die Präsentation von Laura Dümpelmann und Dávid Budai. Im zweiten Teil findet ein Tanzworkshop unter der Leitung von Mareike Greb zum Live-Spiel des Ensembles statt; das Publikum ist herzlich dazu eingeladen, mitzutanzen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, und es besteht auch keine Pflicht zu tanzen.
