Analyse und Förderung der Regulation von Gruppenlernprozessen bei Studierenden
- Projektstart: 01.01.2017
- Projektträger: Universität Augsburg
- Projektverantwortung vor Ort: Prof. Dr. Ingo Kollar
- Beteiligte Wissenschaftler(innen) der Universität Augsburg: Dr. Martin Greisel, Laura Spang
- Ehemalige beteiligte Wissenschaftler:innen der Universität Augsburg: Dr. Nadine Melzner, Kerstin Fett
Zusammenfassung
Im Mittelpunkt dieses Projekts steht die Frage, wie in Lerngruppen individuelle und kollaborative Lernprozesse reguliert werden und inwiefern diese Regulationsprozesse durch unterschiedliche individuelle Lernvoraussetzungen beeinflusst werden. Die Regulationsaktivität von Studierenden wird dabei in verschiedenen Lernszenarien sowohl in Hinblick auf verschiedene Strategietypen als auch auf verschiedenen Regulationsebenen (Self-, Co-, Shared-Ebene) untersucht. Des Weiteren wird untersucht, wie die adaptive Strategieanwendung in wissens- und motivationshomogenen vs. in wissens- und motivationsheterogenen Lerngruppen instruktional unterstützt werden kann.
Beschreibung
Studentisches Lernen findet häufig kollaborativ (z.B. in Form von Lerngruppen zur Prüfungsvorbereitung) statt. Allerdings liegt bislang wenig systematische Forschung dazu vor, welche Regulationsstrategien Studierende bei unterschiedlichen Problemlagen während des kollaborativen Lernens anwenden und inwiefern Lerngruppen adaptiv auf die Art des jeweiligen Problems reagieren (Pintrich, 2004). Dies ist von Relevanz, da sich vielfach gezeigt hat, dass die Potentiale des kollaborativen Lernens oft nicht gehoben werden können (Weinberger, Stegmann, & Fischer, 2010). Um langfristig den Lernerfolg von studentischen Lerngruppen sichern zu können, müssen daher Regulationsprozesse analysiert und bei Bedarf gefördert werden.
Zur Beschreibung der Regulationsprozesse können zwei Ansätze herangezogen werden: Erstens die Forschung zum Selbstregulierten Lernen, in der Typisierungen von Strategien entwickelt wurden (z.B. Schwinger, Steinmayr, & Spinath, 2012), und zweitens die Forschung zur Co-Regulation kollaborativen Lernens, die zwischen der Self-, der Co-, und der Shared-Ebene der Regulation differenziert (Hadwin & Järvelä, 2011). Da die Forschung dieses Projekts von der Verbindung beider Ansätze profitieren kann, soll die Strategieanwendung sowohl nach Strategietypen differenziert als auch nach Ebenen differenziert erfasst werden. So soll ermittelt werden, ob Studierende adaptiv, d.h. auf unterschiedliche Probleme mit passenden Regulationsstrategien reagieren. Zudem werden die Effekte eines Trainings zur adaptiven Reaktion auf verschiedene Problemsituationen untersucht werden.
Im Rahmen des Forschungsprojekts ist deshalb von Interesse,
- welche individuellen Lernvoraussetzungen, z.B. unterschiedliche Zielorientierungen (Spinath, Stiensmeier-Pelster, Schöne & Dickhäuser, 2012) der Studierenden, Einfluss auf ein Engagement in Regulationsaktivitäten auf Self-, Co- und Shared-Ebene nehmen,
- inwiefern Studierende adaptiv auf verschiedene Regulationsanlässe reagieren,
- inwiefern sich Befundmuster aus einer ersten Studie unter Einbezug eines verhaltensnäheren Maßes zur Strategieerfassung replizieren lassen,
- ob die Art der Gruppenzusammensetzung (homogene vs. heterogene Lerngruppen) einen Einfluss auf die Regulationsaktivität hat und inwiefern die adaptive Regulation in homo- bzw. heterogenen Gruppen instruktional unterstützt werden kann.
Finanzierung
Eigenmittel des Lehrstuhls für Psychologie m.b.B.d. Pädagogischen Psychologie und der Universität Augsburg und Förderung von Vorarbeiten für Drittmittelanträge durch die Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät.
Ausgewählte Publikationen
Greisel, M., Spang, L., Fett, K., Kollar, I. (2024). Problem perception and problem regulation during online collaborative learning: What is important for successful collaboration? Frontiers in Psychology, 15. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2024.1351723.
Özbek, T., Greisel, M., Wekerle, C., Gegenfurtner, A., Kollar, I. (2024). How Do Different Goals Affect Students’ Internal Collaboration Script Configurations? Results of an Epistemic Network Analysis Study. Frontiers in Psychology, 15. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2024.1410152.
Greisel, M., Melzner, N., Kollar, I. & Dresel, M. (2023). How are achievement goals associated with self-, co-, and socially shared regulation in collaborative learning?. Educational Psychology, 43(4), 384-402. https://doi.org/10.1080/01443410.2023.2211751.
Melzner, N., Dresel, M. & Kollar, I. (2022). Examining the regulation of motivational and comprehension-related problems during collaborative learning. Metacognition and Learning, 17(3), 813-836. https://doi.org/10.1007/s11409-022-09316-9.
Melzner, N., Greisel, M., Dresel, M., & Kollar, I. (2020). Regulating self-organized collaborative learning: The importance of homogeneous problem perception, immediacy and intensity of strategy use. International Journal of Computer-Supported Collaborative Learning, 15, 149-177. https://doi.org/10.1007/s11412-020-09323-5.
Melzner, N., Greisel, M., Dresel, M., & Kollar, I. (2019b). Using process mining (PM) and epistemic network analysis (ENA) for comparing processes of collaborative problem regulation. In B. Eagan, M. Misfeldt, & A. Siebert-Evenstone (Hrsg.), Advances in Quantitative Ethnography. ICQE 2019 (Bd. 1112, S. 154–164). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-030-33232-7_13.
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