Evidenzorientiertes Denken und Handeln von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften (EviDenk II)

  • Projektstart: 15.10.2024
  • Projektträger: DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)
  • Projektverantwortung vor Ort: Prof. Dr. Ingo Kollar
  • Beteiligte Wissenschaftler*innen der Universität Augsburg: Dr. Martin Greisel, Sophia Just
  • Kooperationspartner und beteiligte Wissenschaftler*innen der Universität des Saarlandes: Prof. Dr. Robin Stark, Lea Charleen Schwindt

 

 

Zusammenfassung

Das Projekt zielt darauf ab, Lehramtsstudierende im evidenzorientierten Umgang mit unterrichtlichen Problemsituationen zu fördern. Aufbauend auf dem Vorgängerprojekt wird untersucht, wie Studierende pädagogisch-psychologische Informationen aus wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Dokumenten reflektiert integrieren und aus ihnen pädagogische Handlungskonsequenzen ableiten. Zwei Studien analysieren dabei den Einfluss der Passung der Informationen zur Unterrichtssituation (hoch vs. gering) sowie deren wechselseitige Konsistenz (konsistent vs. inkonsistent). Zusätzlich werden Einstellungen, Überzeugungen und Selbstwirksamkeit betrachtet. In einer dritten Studie soll durch metakognitive Prompts und den Einsatz von Muster- und Fehllösungen der Umgang mit Dokumenten gefördert werden, die eine geringe Passung zur unterrichtlichen Problemsituation und eine hohe Inkonsistenz zueinander aufweisen. Ziel ist es, evidenzorientiertes Denken und Handeln systematisch weiterzuentwickeln und praktische Unterstützungsansätze zu evaluieren.

 

Beschreibung

Das Projekt baut auf den Erkenntnissen des Vorgängerprojekts „Analyse und Förderung evidenzorientierten Denkens und Handelns von Lehramtsstudierenden“ (KO 3462/3-1) auf. Ausgangspunkt waren bildungspolitische und -wissenschaftliche Forderungen, denen zufolge Lehrpersonen in ihrem Alltag unterrichtliche Problemsituationen weniger auf Basis von (oft fehlerbehaftetem) Erfahrungswissen (Menz et al., 2021; Thomm et al., 2021), sondern unter Einbezug wissenschaftlicher Evidenz aus der Pädagogischen Psychologie und anderen bildungswissenschaftlichen Disziplinen bewältigen können sollten (z.B. Bromme et al., 2014). Zahlreiche Studien (z.B. Csanadi et al., 2021; Hetmanek et al., 2015; Wekerle & Kollar, 2023) zeigen, dass Lehrpersonen bei der Konfrontation mit unterrichtlichen Problemen oft Schwierigkeiten haben, evidenzorientiert zu denken und zu handeln. Dieses Projekt knüpft an neuere Arbeiten an, die die Forschung zur Integration multipler Dokumente auf das evidenzorientierte Denken und Handeln von Lehrpersonen übertragen (z.B. Hartmann et al., 2021; vgl. auch Renkl, 2022). Dabei ist es unumstritten, dass evidenzorientiertes Denken und Handeln (Böttcher-Oschmann et al., 2021; Wenglein et al., 2015) und der kompetente Umgang mit multiplen Dokumenten wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Quellen und die hierauf begründbare Auswahl pädagogisch wirksamer Handlungen bei Lehramtsstudierenden einer systematischen Förderung  bedürfen (Bauer et al., 2017).

 

Das Projekt verfolgt zwei Hauptziele: Erstens sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, inwieweit Lehramtsstudierende bei der Analyse unterrichtlicher Problemsituationen dazu in der Lage sind, Informationen aus multiplen Dokumenten wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Quellen unter Einbezug von Kontextinformationen reflektiert zu integrieren, um Handlungskonsequenzen abzuleiten. Dabei soll in zwei Studien untersucht werden, inwieweit sich die Nutzung und Integration der in den Dokumenten enthaltenen Informationen bei der Ableitung von Handlungskonsequenzen verändern, wenn diese Informationen eine hohe bzw. geringe Passung zur vorliegenden Unterrichtssituation aufweisen (Studie 1) sowie wenn sie zueinander in einem konsistenten bzw. inkonsistenten Verhältnis stehen (Studie 2). Zudem soll die Rolle von Eingangsvoraussetzungen wie den eigenen Einstellungen, Überzeugungen und Selbstwirksamkeitserwartungen in den Blick genommen werden. Zweitens soll im Rahmen von Studie 3 untersucht werden, inwieweit Lehramtsstudierende in einem kompetenten Umgang mit unterrichtlichen Problemsituationen gefördert werden können, für die lediglich Dokumente wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Quellen mit geringer Passung und wechselseitiger Inkonsistenz vorliegen. Wir nehmen an, dass hierbei metakognitive Promptingmaßnahmen zum Umgang mit einer geringen Passung in Kombination mit ausgearbeiteten funktionalen und dysfunktionalen Lösungsbeispielen, d.h. Muster- und Fehllösungen, zum Umgang mit einer geringen Konsistenz effektiv sind. 

 

Finanzierung:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, KO 3462/3-)

 

Publikationen:

Wekerle, C., Kiemer, K., Wagner, K., Trempler, K., Krause-Wichmann, T., Greisel, M., Stark, R. & Kollar, I. (im Druck). Comparing pre-service teachers‘, in-service teachers‘ and educational researchers’ evidence-informed reasoning about authentic classroom situations – results from a mixed methods investigation. Journal of Educational Research Online.

 

Özbek, T., Greisel, M., Wekerle, C., Gegenfurtner, A. & Kollar, I. (2024). How do different goals affect the configuration of pre-service teachers’ internal collaboration scripts on how to analyze classroom situations? Results of an epistemic network analysis study. Frontiers in Psychology, 15, 1410152.

 

Bauer, J. & Kollar, I. (2023). (Wie) kann die Nutzung bildungswissenschaftlicher Evidenz Lehren und Lernen verbessern? Thesen und Fragen zur Diskussion um evidenzorientiertes Denken und Handeln von Lehrkräften. Unterrichtswissenschaft, 50(1), 123-147. 

 

Greisel, M., Wekerle, C., Wilkes, T., Stark, R. & Kollar, I. (2023). Pre-service teachers’ evidence-informed reasoning: Do attitudes, normative beliefs, and self-efficacy facilitate the use of scientific theories while analyzing teaching problems? Psychology Learning and Teaching, 22(1), 20-38. 

 

Kollar, I., Greisel, M., Krause-Wichmann, T. & Stark, R. (2023). Editorial: Evidence-informed reasoning of pre- and in-service teachers. Frontiers in Education, 8.

 

Krause-Wichmann, T., Greisel, M., Wekerle, C., Kollar, I. & Stark, R. (2023). Promoting future teachers‘ evidence-informed reasoning scripts: effects of different forms of instruction after problem-solving. Frontiers in Education, 8.

 

Wekerle, C. & Kollar, I. (2022). Using technology to promote student learning? An analysis of pre- and in-service teachers’ lesson plans. Technology, Pedagogy and Education, 31(5), 597-614. 

 

Csanadi, A., Kollar, I., & Fischer, F. (2021). Pre-service teachers' evidence-based reasoning during pedagogical problem-solving: better together? European Journal of Psychology of Education, 36(1), 147-168.  

 

Kiemer, K. & Kollar, I. (2021). Source selection and source use during evidence-informed reasoning: Do pre-service teachers‘ beliefs regarding the utility of (non-)scientific information sources matter? Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 35(2-3), 127-141.  

 

Wekerle, C. & Kollar, I. (2021). Fostering pre-service teachers’situation-specific technological pedagogical knowledge – Does learning by mapping and learning from worked examples help? Computers in Human Behavior, 115, 106617.  

 

Ansprechpersonen

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