Interview mit Prof. Christoph Weller: "Frieden wird uns nicht geschenkt!“

Was verstehen wir unter „Ziviler Konfliktbearbeitung“? Wo kann und muss sie zum Einsatz kommen? Und was bedeutet der Krieg gegen die Ukraine für die Zukunftsfähigkeit der Zivilen Konfliktbearbeitung? Zu diesen Fragen gibt Christoph Weller im Gespräch mit dem Forum Ziviler Friedensdienst Auskunft, erschienen im Magazin 1/23 des forumZFD.

Frieden wird uns nicht geschenkt

 
forumZFD-Interview mit dem Friedensforscher Christoph Weller
 
Was verstehen wir eigentlich genau unter „Ziviler Konfliktbearbeitung“, von der wir im forumZFD so häufig sprechen? Wo kann und wo muss sie zum Einsatz kommen, damit sie wirken und überzeugen kann? Und was bedeutet der Krieg gegen die Ukraine für die Zukunftsfähigkeit der Zivilen Konfliktbearbeitung? Darüber haben wir mit dem Augsburger Friedens- und Konfliktforscher Christoph Weller gesprochen. 
Prof. Dr. Christoph Weller leitet den der Universität Augsburg. Er ist seit 30 Jahren in der Friedensforschung tätig, aktuell unter anderem in einem
 
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Wo sieht der Forscher in Ihnen bis heute die Defizite oder unentdeckten Potenziale der Zivilen Konfliktbearbeitung?
Mit Blick auf die Zivile Konfliktbearbeitung in der Außen- und Entwicklungspolitik müssen wir uns die selbstkritische Frage stellen: „Ist diese Form der Zivilen Konfliktbearbeitung im Ausland nicht einfach eine neue Form von Kolonialismus?“ Wir tun so, als wenn wir den Umgang mit Konflikten irgendwie besser könnten als der Rest der Welt. Das gilt es immer wieder zu hinterfragen und das passiert ja nach meiner Wahrnehmung auch. Darum halte ich es für so wichtig, dass wir uns auch hier in Deutschland für die Zivile Konfliktbearbeitung einsetzen; da gibt es noch große unentdeckte Potenziale.

Was ist Ihnen daran so wichtig?
Frieden und Demokratie werden uns nicht geschenkt, sondern wir müssen jeden Tag daran arbeiten, dass sie erhalten bleiben. Das genau steckt so wunderbar im Begriff der Konflikt-„Bearbeitung“. Das müssen wir in den nächsten Jahren in unserem Land noch viel stärker deutlich machen, dass Konfliktbearbeitung fundamental mit dem Erhalt unserer Demokratie und dem gesellschaftlichen Frieden zusammenhängt.

 
 

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