„Konflikt schafft Kunst - Kunst schafft Konflikt“: Peace Summer School 2023 leistet Beiträge zum Friedensfestprogramm
Am 21. Juli 2023 um 16 Uhr fiel der Startschuss für ein inspirierendes Peace Summer School-Wochenende, das mit Theater, Workshops und viel kreativem Austausch ganz im Zeichen des Friedensfest-Mottos 2023 „Kreativität. Kunst schafft Frieden?“ stand. Aus den Lautsprechern erklingen die Töne John Lennons „Give Peace a Chance“. Das Lied soll, neben noch zwanzig weiteren Songs, als Quelle der Inspiration dienen, um der Frage „Was bedeutet Frieden für dich?“ künstlerisch und kreativ nachzugehen. Einige Teilnehmenden der Peace Summer School 2023 sitzen malend vertieft vor ihrem Blatt, wieder andere sind im regen Austausch mit anderen, um ihre Vorstellung von Frieden zu teilen. Am Ende entstand ein großes Kunstwerk - eine Patchworkdecke, die verdeutlicht, wie vielfältig Frieden verstanden werden kann. Ein schöner Start in das gemeinsame Wochenende, das in den darauffolgenden Stunden und Tagen geprägt durch eine gemeinschaftliche, offene und kreative Atmosphäre war. „Ich bin inspiriert, meine Kreativität wieder mehr zu benutzen und aktiv zu werden“ schreibt eine Teilnehmerin auf das Feedback-Plakat. Dass das Wochenende eine so inspirierende und motivierende Wirkung auf die Teilnehmer:innen hatte, war einem sehr engagierten PSS-Orga-Team und nicht zuletzt den aufmerksamen und kompetenten Personen zu verdanken, die ihre Expertise zum Thema „Konflikt schafft Kunst - Kunst schafft Konflikt“ teilten. So zeigte uns Daniele Gancheva am Freitagabend in ihrem dokumentarischen Theaterstück „Die Badewanne. Frauen im Krieg“, wie für sie Theater ein Medium sein kann, sich anders mit dem Thema Krieg auseinanderzusetzen. Begleitet von den Musiker:innen Arezou Rezaei und Hans Könnecke führte sie uns bildreich durch verschiedene Kriege und ermöglichte uns, die unterschiedlichen Erfahrungen nachzuvollziehen, denen Frauen* während dieser Zeit ausgesetzt waren und sind. Dass Kunst eine transformative Kraft innerhalb von Konflikten haben kann, verdeutlichte die anschließende spannende Diskussion auf dem Podium zwischen der Schauspieler Daniele Gancheva, dem Regisseur Elias Emmert, der Friedensforscherin Christina Pauls und der Popkulturbeauftragen der Stadt Augsburg Maria Trump. Auch das Publikum bereicherte die Diskussion mit seinen Fragen und Kommentaren. Kunst kann aber auch problematisch sein, wenn diese nicht ausreichend reflektiert betrieben wird, betonte Christina Pauls. Gekonnt und mit interessanten Fragen führte die Moderatorin Nora Schröder durch diesen zweiten Teil des ersten Abends der diesjährigen Peace Summe School. Am Samstag erhielten die Teilnehmenden in einem von drei ganztägigen Workshops die Gelegenheit, sich aktiv und kreativ mit dem Verhältnis von Kunst, Konflikt und Frieden auseinanderzusetzen. Wie kann ich Zugang zu meiner Kreativität finden? Wie kann Kunst mir helfen, mein Gegenüber im Konflikt besser zu verstehen und wie kann Verborgenes, Verdrängtes oder gewollt unsichtbar Gehaltenes durch Kunst sichtbar und kritisierbar gemacht werden? Für all diese Fragen zeigte Layla Zami und Oxana Chi in ihrem Workshop verschiedene Methoden auf. Die Teilnehmenden schnitten Buchstaben aus Zeitungen aus, um diese inspiriert durch Herta Müller zu Gedichten zusammenzufügen. Sie schrieben eigene Texte, tanzten, reflektierten über Kunstrezeption und betrachteten und diskutierten gemeinsam die Performance der beiden Workshopleiterinnen. In ihrem Schreibworkshop regten Fabian Lutz und Martin Jank durch zahlreiche Beispiele aus der Literatur dazu an, intensiv darüber nachzudenken und sich auszutauschen, wie Schreiben und Konflikt miteinander verknüpft sind und wie Schreiben als Werkzeug zur Konfliktbewältigung dienen kann. Während des Tages führten die Teilnehmenden nicht nur lebhafte Diskussionen, sondern verfassten auch eine Vielzahl eigener, sehr unterschiedlicher Texte. Dabei nutzten sie den gesamten Annahof, um inspirierende und ruhige Orte für das Schreiben ihrer eigenen Texte zu finden. Im Theaterworkshop unter der Leitung von Hannah Reich erfuhren die Teilnehmenden theoretisch, aber vor allem praktisch am eigenen Leib, wie interaktives Theater, insbesondere das Forumtheater, bei Konflikten und Friedensprozessen eingesetzt werden kann. Nicht nur lautes Lachen, auch eine sprühende Energie drangen aus dem Workshopraum. Die Teilnehmenden spielten unter anderem selbstgewählte Konfliktsituation nach, in welche die Zuschauenden im Laufe des Spiels eingreifen konnten. Damit können neue Handlungsmöglichkeiten im gespielten Konflikt ausprobiert werden, um zu erfahren, wie sich verschiedene Verhaltensweise auf das Geschehen auswirken. Bei einem gemeinsamen Abendessen konnten sich die Teilnehmenden auch über die einzelnen Workshops hinaus näher kennenlernen, den Workshop-Tag Revue passieren und den lauen Sommertag ausklingen lassen. Mit großer Begeisterung teilten die Teilnehmer:innen am Sonntag ihre Erlebnisse aus den Workshops. Wer wollte, las die selbstgeschriebenen Texte vor. Einige präsentierten die aufgeklebten Gedichte und die Gruppe aus dem Theaterworkshop führte ein Statuen-Theaterstück vor. Im anschließenden Plenum-Austausch wurde deutlich, dass sich drei Schlüssel-Erkenntnisse für die Teilnehmer:innen aus den Workshops herauskristallisierten: Kunst und Kreativität eröffnen neue und alternative Perspektiven auf Konflikte, sie ermutigen zur Pause und zur Reflexion innerhalb von Konfliktsituationen und sie bringen Themen ans Licht, die sonst im Verborgenen bleiben. Wenn Konflikte Kunst schaffen, tragen Kunst und Kreativität offenbar zur konstruktiven Konfliktbearbeitung bei - womit die Teilnehmenden der Peace Summer School nochmal die Verbindung zum bevorstehenden Augsburger Hohen Friedensfest und dessen gleichzeitig startenden Kulturprogramm herstellten. Und die Veranstalter - der ASKA e.V. und der Augsburger Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung - freuen sich über eine sehr erfolgreiche Peace Summer School 2023 und die nächsten Veranstaltungen, in denen der Augsburger Stadtgesellschaft die Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung nähergebracht werden können.