Michaela Zöhrer und Christoph Weller bei der Sommertagung der DGS-Sektion "Politische Soziologie"

Inwieweit sind Politik und Politisches (k)ein der eigenen Forschungspraxis äußerlicher Gegenstand? Diese Fragen fokussierte die von Michaela Zöhrer initiierte Fishbowl bei der Sektionstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie am 14./15. Juni in Heidelberg. Christoph Weller präsentierte ein Konzept wertegeleiteter Konfliktforschung.

Mit der Fishbowl „Soziologie der Politik, politische Soziologie oder gar politisierte Sozialwissenschaften?“ waren die Teilnehmenden der Sektionstagung am Freitagabend dazu eingeladen, offen und kontrovers zu diskutieren, wie sich das Verhältnis von Soziologie und Politik/Politischem in aktueller sozialwissenschaftlicher Praxis darstellt und zukünftig gestaltet werden kann. Titelgebend ist die Beobachtung unterschiedlicher Präferenzen der Selbstbeschreibung der soziologischen Subdisziplin: So favorisieren einige Forscher*innen „Soziologie der Politik“ mit der Begründung, dass somit „Politik“ klar als Gegenstand einer Bindestrich-Soziologie ausgewiesen würde, während „politische Soziologie“ mutmaßlich Gefahr laufe, als politisierte Soziologie missverstanden zu werden. Unter interdisziplinären Vorzeichen und unter Berücksichtigung eines (neuerlichen) Trends zu mehr Gesellschafts- und Herrschaftskritik, stellt sich die Frage der Selbstbezeichnung, vor allem aber des Selbstverständnisses nochmals neu und anders, so die Annahme, die zur Organisation der Fishbowl bewegte. Raum bekam damit sowohl die Sorge vor Politisierung als auch die quasi spiegelbildliche ‚Sehnsucht‘ nach einer selbstbewusst-politischen Forschungspraxis.

Am Samstag machte
mit seinem Beitrag zu „Konfliktbearbeitung“ ein interdisziplinäres Diskussionsangebot über die Möglichkeiten und Herausforderungen einer wertegeleiteten Konfliktforschung. Zwar gilt Frieden vor allem für die zwischenstaatlichen Beziehungen als breit anerkannte, wertegeleitete Orientierung für den Umgang mit Konflikten, aber auch für das gesellschaftliche Zusammenleben und nicht zuletzt auch für zwischenmenschliche Beziehungen kann sich konfliktives Handeln wertegeleitet am - gesellschaftlichen - Frieden orientieren. Die Friedens- und Konfliktforschung betrachtet Konflikte vor allem unter diesem normativen Aspekt und hat dabei den Begriff der „Konfliktbearbeitung“ etabliert, der auf den intentionalen Umgang mit Konflikten abhebt und diesen unterschiedlich qualifizieren kann (z.B. konstruktive, deeskalative, zivile Konfliktbearbeitung, etc.). Inwiefern „Konfliktbearbeitung“ einen konzeptionellen Rahmen bereitstellt, um den Umgang mit Konflikten theorie- wie praxisorientiert zu erforschen, präsentierte Wellers Beitrag als interdisziplinäres Diskussionsangebot aus der Perspektive der Friedens- und Konfliktforschung für die Politische Soziologie.

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