Dynamiken sexualiserter Gewalt unter Jugendlichen
Projektbeschreibung
Wie wirken soziale Dynamiken unter Peers in Bezug auf sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen? Und wie können wir Jugendliche dabei begleiten, sichere, respektvolle Begegnungen zu gestalten?
Die Adoleszenz ist eine Hochrisikophase für sexualisierte Gewalt, in der mehr als die Hälfte der Jugendlichen entsprechende Erfahrungen machen und rund 70% Übergriffe in ihrem Umfeld beobachten. Täter*innen stammen meist aus dem direkten Umfeld – etwa aus Schule, Freundeskreis oder Beziehungen.
Mit diesem aktuellen und gesellschaftlich relevanten Thema beschäftigt sich das Projekt „Dynamiken sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen“. Der Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg kooperiert hierfür mit der Technischen Hochschule Augsburg (Prof. Janine Linßer) in der Entwicklung, Konzeption und Verbreitung des offenen Online-Kurses „Dynamiken sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen: Erkennen, Verstehen und Handeln“ im Rahmen der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb).
Der Kurs basiert auf Ergebnissen mehrerer bundesweiter, vom BMBF geförderter Forschungsprojekte wie CHAT, SP:PAS und PAD, durchgeführt unter anderem vom DJI, BIÖG, DGfPI und SoFFI F., die sich mit der Prävention sexualisierter Gewalt im Jugendalter befassen. Diese Projekte zeigen: Jugendliche erkennen sexualisierte Gewalt häufig als Problem und sehen sich in der Verantwortung – aber sie tun sich in konkreten Situationen schwer mit der Einschätzung, und es fehlt ihnen an Handlungssicherheit. Vorbilder und Ansprechpersonen spielen hier eine zentrale Rolle als Begleiter*innen, um sichere Räume und Handlungsmöglichkeiten für die Jugendlichen anzubieten. Genau hierfür wurden im Projekt CHAT praxisorientierte Inhalte wie Fallvignetten, Rollenspiele und Reflexionsanregungen entwickelt und als wirksam evaluiert.
Diese fließen in den Kurs ein, ergänzt durch Kapitel zu rechtlichen und digitalen Aspekten sowie durch Hinweise auf Anlaufstellen und aktuelle Forschung. Ziel ist es, Fachkräfte, Studierende, Interessierte und Begleitpersonen im Umgang mit Jugendlichen zu diesem Thema zu stärken.
Kursprofil und Zielgruppe
Der Kurs wird im Rahmen der vhb gefördert – einer gemeinsamen Plattform bayerischer Hochschulen für hochwertige, digitale Lehre. Die Kurse der open vhb sind offen zugänglich, kostenlos und erfordern keine Einschreibung. Der Kurs richtet sich insbesondere an Studierende und Praktiker*innen aus Bereichen wie Sozialer Arbeit, Erziehungswissenschaften, Lehramt, Psychologie, Sozialwissenschaften sowie an Lehrkräfte, Fachkräfte und Ehrenamtliche verschiedener Felder, etwa Bildungsträger oder die (stationäre) Kinder- und Jugendhilfe, Jugendverbands- und Vereinsarbeit. Darüber hinaus steht der Kurs allen Interessierten offen.
Der Kurs versteht sich als Einstieg in das Thema sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen. Er soll wissenschaftlich fundiertes Wissen vermitteln, eine Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen, Handlungssicherheit fördern, Strategien reflektieren und dazu beitragen, dass sich Teilnehmende in ihrer pädagogischen Praxis sicherer fühlen. Ziel ist es auch, eigene Grenzen besser wahrzunehmen und Schutzstrategien zu entwickeln. Der Kurs wird niedrigschwellig und kostenfrei zugänglich sein über die Plattform open vhb (https://open.vhb.org/). Eine Einschreibung oder Prüfungsleistung ist nicht erforderlich.
Wichtig: Der Kurs ist keine therapeutische Maßnahme oder Beratungsstelle. Bei eigenen Betroffenheiten oder Anzeichen psychischer Belastung wird empfohlen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
In akuten Fällen:
Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530
(Mo., Mi., Fr.: 9.00 bis 14.00 Uhr & Di., Do.: 15.00 bis 20.00 Uhr), bundesweit, kostenfrei und anonym erreichbar.
https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite,
Ausblick, Transfer in die Praxis und Dissemination
Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einer praxisnahen Wissenschaftskommunikation. Ziel ist es, Erkenntnisse aus der Forschung nicht nur in der Wissenschaft zu diskutieren, sondern gezielt in die Fachpraxis, die Hochschullehre und den öffentlichen Diskurs zu bringen.
So leistet der Kurs auch einen Beitrag zur Friedens- und Konfliktforschung, wie sie am Lehrstuhl für Politikwissenschaft in Augsburg verstanden wird: reflexiv, gesellschaftsorientiert und handlungsbezogen. Durch den Dialog mit der Praxis kann Forschung dazu beitragen, Schutzprozesse weiterzuentwickeln, pädagogische Handlungssicherheit zu fördern und Jugendlichen stärkende Strukturen im Alltag zu bieten.
Aktuelles
In Planung sind die Durchführung von Informationsveranstaltungen zum Kurs sowie weiterer Transferformate. Erste Einblicke gibt es beim Forschungstag der Fakultät am 23. April 2025 ab ca. 14 Uhr sowie beim 30. Deutschen Präventionstag zum Thema „Prävention und gesellschaftlicher Frieden“ in Augsburg.
Das TFA und der Lehrstuhl sind mit einem Stand bei der Ausstellung im Messezentrum Augsburg am 23. und 24. Juni 2025 vertreten.
Weiterführende Ressourcen
Allgemeine Informations-Websites zu dem Thema
- https://beauftragte-missbrauch.de/
- https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite
- https://www.was-ist-los-mit-jaron.de/
Website der Vorgängerprojekte CHAT, SP:PAS und PAD:
Podcast der UBSKM:
https://open.spotify.com/show/2WhsmQ0YgeScdUvoz6BGoT?si=0b9a1ea747904685
Literatur
Gulowski, R./Holz, M. (2024). Jugendliche gegen sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen stark machen. FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung: Informationsdienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 1, 99–102.https://www.sexualaufklaerung.de/fileadmin/user_upload/02_FORUM/FORUM_deutsch/2024/Ausgabe_1/Forum_2024-1_Beitrag_16_jugendliche-gegen-sexualisierte-gewalt.pdf
Gulowski, R./Oppelt, M. (2021). Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher. Expertise im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung, Expertise, 43). Köln: BZgA. https://doi.org/10.17623/BZgA_SRH:exp_praevmissbrauch_jugendliche
Ansprechpartner
- Telefon: 0821-598-5590
E-Mail: rebecca.gulowski@uni-auni-a.de ()
E-Mail: magdalena.holz@uni-auni-a.de ()
- Telefon: 0821-598-5614
E-Mail: weller@phil.uni-augsburgphil.uni-augsburg.de ()
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