Dr. Jakob Graf ist von Februar bis Anfang April 2024 mit einem CALAS-Stipendium in Guadalajara, Mexiko

Tianguis de Tonalá, Guadalajara, aufgenommen am 10.03.2024 © privat

 

Forschungsprojekt zur Prekarität von Privathaushalten und ihrer politischen Mobilisierung in Chile

In Chile haben die großen Massenproteste im Oktober 2019 und den Folgemonaten drei tiefe Krisen offenbart. Erstens eine Krise der politischen Repräsentation, da die traditionellen Parteien, sowohl die rechten als auch die Mitte-Links-Parteien, jegliche Zustimmung verloren haben; zweitens eine soziale Krise, die durch soziale Ungleichheit und die sozioökonomischen Probleme der mehrheitlich prekären chilenischen Haushalte verursacht wurde, die durch hohe Privatverschuldung, steigende Lebenshaltungskosten und dem Fehlen eines öffentlichen Sozialstaats entstanden sind; drittens eine tiefgreifende ökologische Krise, die sowohl durch den Klimawandel als auch durch den chilenischen Extraktivismus verursacht wird. Mein Forschungsprojekt fragt, ob es in den sozial-ökologischen Konflikten in Chile, einen verbindenden Antagonismus zwischen prekären Haushalten und der dominanten besitzenden Klasse gibt. Meine Hypothese ist, dass es zumindest ein gemeinsames Interesse des chilenischen „pueblos“ gibt, das darin besteht, die Bedingungen der allgemeinen sozialen Reproduktion der Privathaushalte zu verbessern. Da dieses Thema in jüngster Zeit vor allem in feministischen Debatten diskutiert wird, geht das Forschungsprojekt der Frage nach, welchen Beitrag aktuelle feministische Debatten der sozialen Reproduktionstheorie zum Verständnis sozial-ökologischer Konflikte und ihrer zentralen Akteure und Identitäten in Chile leisten können.

Das Merian Centre CALAS (Centro Maria Sibylla Merian de Estudios Latinoamericanas Avanzados), basiert auf der inter- und transnationalen Kooperation und Forschung von vier deutschen und vier lateinamerikanischen Universitäten und ist Teil des internationalen Netzwerks der BMBF-geförderten Merian Centres in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Es hat seinen Hauptsitz in Guadalajara, in Mexico, und unterhält daneben Regionalzentren in Argentinien, Costa Rica und Ecuador. Die deutschen Universitäten BielefeldKasselHannover und Jena sind für die Projektleitung verantwortlich. Darüber hinaus kooperieren zahlreiche weitere Universitäten und Forschungseinrichtungen aus ganz Lateinamerika mit CALAS (http://www.calas.lat/).

 

Suche