Projekt AMYGDALA

 

 

Von 2021-2025 förderte die VW-Stiftung mit dem europaweit einzigartigen AMYGDALA-Projekt die strukturelle Verankerung des sog. Kleinen Faches Musiktherapie in der Augsburger Universitätsmedizin (Fördervolumen € 944.500). Konzipiert und durchgeführt wurde es von Professorin Dr. Susanne Metzner, der inzwischen ehemaligen Leiterin des Studien- und Forschungsbereiches Musiktherapie, und ihren wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Petra Burzlaff und Carmen Ding. In mehreren Teilprojekten zur klinischen Praxis von Musiktherapie bei ausgewählten Krankheitsbildern sowie zur Lehre und Forschung kooperierten sie mit Professor*innen der Medizinischen Fakultät sowie mit Klinikleiter*innen und Ärzt*innen am Universitätsklinikum.

 

Der übergeordnete Ansatz und das innovative Potenzial von AMYGDALA resultierten daraus, dass Prozesse und Wirkungen der Musik-Interventionen jeweils mehrperspektivisch adressiert werden können. So fungierte Musik, aus einer musikmedizinischen Perspektive betrachtet, als ein Non-Pharmakon, um (neuro-)physiologische oder endokrinologische Wirkungen zu erzielen. Einem psychotherapeutischen Verständnis entsprechend, wurde Musik wiederum als ein subjektiver Wahrnehmungsgegenstand verstanden, mit dem musik(psycho-)therapeutische Prozesse angestoßen und Ressourcen zur Krankheitsbewältigung sowie Selbstheilungskräfte geweckt werden können.

 

Der Projektname AMYGDALA ist das Akronym für: Associating music-therapy's progress and medical research. Dieser Begriff wurde bewusst gewählt, denn bei der Amygdala handelt es sich um ein Hirnareal, das eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen oder der Einschätzung sozialer Situationen spielt und Fehlfunktionen bei verschiedenen Krankheitsbildern aufweist. 

 

Mitwirkende in AMYGDALA-Teilprojekten wurden mit Preisen ausgezeichnet: Pilsook Cha erhielt 2023 den DAAD-Preis für ihr ehrenamtliches studentisches Engagement im Teilprojekt VIMUD, Christine Eichele den 2024 vom Zentrum für interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) ausgelobten Preis für die beste Masterarbeit im Gesundheitsbereich (Teilprojekt MUSKIS) und OA Dr. med. Philipp Deetjen, Klinik für Anästhesiologie und op. Intensivmedizin des Uniklinikums Augsburg, den Dr. Wolfbauer-Stiftungspreis (ebenfalls Teilprojekt VIMUD).

 

Eine systematisch nach AMYGDALA-Teilprojekten geordnete Liste der Publikationen finden Sie

 

Kontakt: susanne.metzner@uni-a.de. 

Forschungsprojekte  

© Universität Augsburg

TRIO - Musiktherapie bei EndomeTRIOse

Endometriose ist eine chronische Schmerzerkrankung, von der überwiegend Frauen betroffen sind. Neben der medizinischen Behandlung gibt es nur wenige Therapieangebote, die den Umgang mit dem Schmerz im Alltag und die Auswirkungen der Erkrankung auf das Selbstbild, auf Partnerschaft und Familie und/oder auf den Arbeitsplatz einbeziehen. In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Augsburg wurde im Rahmen eines zweistufigen Forschungsdesigns ein ambulantes Gruppenmusiktherapieangebot entwickelt. In der ersten Phase wurden mittels partizipativer Forschung die Grundlagen für das Therapieangebot erarbeitet. Anschließend wurde in der zweiten Phase die Machbarkeit des Angebots anhand von zwei Musiktherapiegruppen überprüft.

 

 

 

 

© Universität Augsburg

VIMUD - Vibroakustische Musiktherapie bei postoperativem Delir auf der Intensivstation

Nach einem chirurgischen Eingriff kann sich innerhalb kurzer Zeit ein postoperatives Delir (POD) entwickeln. Diese oft schwerwiegende Komplikation tritt bei rund einem Drittel der älteren Patient*innen (> 70 J.) auf. Das POD betrifft das Bewusstsein, die Aufmerksamkeit und die Orientierung in Zeit und Raum, geht mit Angst und Schmerz einher und ist pharmakologisch nur sehr begrenzt zu beeinflussen. In Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Augsburg wurde im ersten Schritt eine neuartige vibroakustische Musiktherapieintervention (VIMUD) entwickelt und im zweiten Schritt als Bestandteil eines multimodalen Delirmanagements auf der Intensivstation in Form einer randomisiert-kontrollierten Studie auf ihre Wirksamkeit überprüft.

 

 

 

 

© Universität Augsburg

MGRB - Musiktherapie gegen Stress

Weltweit gibt es seit mehr als 40 Jahren Bemühungen, in medizinischen Anwendungsfeldern, Ängste und Schmerzen mit Hilfe von Musik zu reduzieren. Wie die Forschungslage zeigt, werden den Patient*innen meist Musikstücke oder Playlists zur eigenen Auswahl per Kopfhörer angeboten. Im Rahmen von AMYGDALA wird ein anderer Weg beschritten: statt passiv Musik zu hören, werden die Patient*innen mit Hilfe einer vom Komponisten Peter Michael von der Nahmer speziell komponierten Musik angeregt, aktiv ihren Atemrhythmus zu verlangsamen: Music-Guided Resonance Breathing (MGRB). Dies wirkt sich auf die Regulation des autonomen Nervensystems aus, wodurch Anspannung und Stress reduziert werden können. Vor der klinischen Anwendung wurde MGRB in einer Pilotstudie mit gesunden Proband*innen getestet.

 

 

 

 

© Universität Augsburg

BASS-MR  - Beeinflussbarkeit von Angst und Schmerz bei einer Schlingenkonisation der Zervix uteri

Eine Schlingenkonisation der Zervix Uteri unter Teilnarkose geht für die Patientinnen mit erhöhtem Angst- und Stresserleben einher. Um die im Rahmen von AMYGDALA entwickelte Musik-Intervention Music-Guided Resonance Breathing (MGRB) klinisch zu prüfen, wurde eine randomisiert-kontrollierte Pilotstudie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe durchgeführt. Die Datenerhebung unter naturalistischen Bedingungen beinhaltete subjektive und objektive Messungen. Berechnungen zufolge zeigte sich eine signifikante Reduktion des Angsterlebens sowie des Cortisolspiegels bei der Interventionsgruppe im Vergleich zu TAU. 

 

 

 

 

© Universität Augsburg

MUSIAS - Musikgeleitete Imagination und Digitaler Sprachassistent

MUSIAS war anders als die anderen Teilprojekte ein Kooperationsprojekt mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Gegenstand war die Entwicklung und Überprüfung einer digital gestützten Musikintervention zur ambulanten Nachsorge oder Überbrückung von Therapiepausen. Nach der psychologischen und technischen Entwicklung eines modularisierten Skills zur Musik-Imagination ging das interdisziplinäre Team in einer Mixed-Method-Studie im randomisierten Crossover-Design mit gesunden Proband*innen der Forschungsfrage nach: Wie erleben gesunde Proband*innen eine interaktive musikgeleitete Imagination durch einen digitalen Sprachassistent im Vergleich zur nicht interaktiven Anleitung? Die Antworten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und mit Blick auf eine klinische Anwendung interpretiert.

 

 

Klinische Projekte  

 

 

 

© Universität Augsburg

MusKiS - Musiktherapie für Kinder und Eltern bei Strahlenbehandlung 

An der Klinik für Strahlenmedizin des UKA werden auch Kinder mit Tumorerkrankungen behandelt. Wenn Kinder unter 8 Jahren besonders unruhig sind, wird eine Vollnarkose veranlasst, damit der Tumor punktgenau und effektiv bestrahlt werden kann. Um die Eltern-Kind-Beziehung von Ängsten und Sorgen zu entlasten wurde als Projekt einer Masterarbeit MusKiS entwickelt (2022-2023). Es wurde einem das Kind begleitenden Elternteil achtsamkeitsbasierte Musiktherapie angeboten. Anschließend wurde ein für das Kind bedeutsames Lied (oder eine Geschichte) ausgesucht, gesungen und audiografiert. MUSKIS diente der Förderung von Selbstwirksamkeitserleben und Mentalisierungsfähigkeit („parental reflective functioning“) sowie der Anregung von Kreativität und Zuversicht in der Familie bei der Problembewältigung.

 

 

 

 

© Universität Augsburg

KALLIOPE - Musiauf der Palliativstation für Patient*innen und ihre Angehörigen

Die palliativmedizinische Behandlung unheilbar erkrankter Patient*innen umfasst auch die Mitbetreuung ihrer Angehörigen. Die medizinischen und psychoonkologischen Maßnahmen wurden in KALLIOPE (2021-2022) durch eine musikbasierte Intervention ergänzt, die sich auf die Beziehungssituation zwischen Patient*in und ihrem/r Angehörigen mit dem Ziel richtete, der Verlustangst, Unsicherheit und/oder Sprachlosigkeit etwas entgegenzusetzen. Angeleitet durch das medizinische Personal konnten Patient*in und Angehörige*r selbst gewählte Musik gemeinsam mithilfe des sog. SoundPad® auditiv und zugleich vibratorisch wahrnehmen. Aussagen der Betroffenen zufolge entlastete die sinnliche Aktivität vom Sprechen-Müssen und lenkte die Aufmerksamkeit auf die gemeinsam erlebte Zeit in Gegenwart und Vergangenheit.

 

 

 

 

© Universität Augsburg

Musik im Rahmen integrierter Traumatologie im Alter 

Das Projekt "Musik zur Guten Nacht" (2022-2023) für Patient*innen auf der sog. VITA-Station des Universitätsklinikums bildete den Brückenschlag zwischen Medizin und künstlerischer Ausbildung am Leopold-Mozart-College of Music, indem den behandelten Patient*innen Live-Musik vorgespielt wurde, sowohl im Gruppenraum als auch individuell am Krankenbett. Davon ausgehend wurde der Bedarf erkannt, ein musiktherapeutisches Angebot auch für delirante oder demente Patient*innen zu implementieren. Das Projekt wurde in Form einer Bachelor-Thesis dokumentiert.

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