Vortrag: Musik in der Medizin - Wirkmechanismen und Beispiele
1. Interdisziplinäre Ringvorlesung Musik in der Medizin / Wintersemester 2021/22
Online-Vortrag von Prof. Dr. E. Altenmüller am 27.10.2021 19 h
Musik ist Bestandteil aller Kulturen. Musik erzeugt und beeinflusst Emotionen, verstärkt zwischenmenschliche Bindungen und koordiniert Gruppenaktivitäten. Musik Hören und musikalische Aktivitäten können zahlreiche medizinische Wirkungen entfalten. Wesentliche Mechanismen kurzfristiger Musikwirkungen sind einerseits die direkte und indirekte Beeinflussung des autonomen Nervensystems, die motorische Aktivierung und sensomotorisch-emotionale Integration, sowie neurohormonale Umstimmung, die mit Stressreduktion und positiven Emotionen einhergeht. Langfristige Wirkungen von Musik betreffen neuroplastische Veränderungen,die zur Rehabilitation von Höreinschränkungen, Aphasien und von sensomotorischen Einbußen nach Schlaganfällen oder bei Morbus Parkinson genutzt werden können. Wirkungen auf Handlungssteuerung, emotional-motorische Integration und auf Gedächtnisfunktionen zeigen sich in Anwendungen in der Pädiatrie, z. B. bei Kindern mit ADHS oder Autismus-Spektrum-Störungen, aber auch bei von Demenz betroffenen älteren Patientinnen und Patienten.
In dem Vortrag werden zunächst hirnphysiologische Befunde zu den Musikwirkungen vorgestellt, dann die grundsätzlichen Wirkmechanismen in der Musiktherapie eingehend erläutert und schließlich anhand von mehreren Beispielen aus der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten mit Hemiparesen und Aphasien ausgeführt.
CV Eckart Altenmüller
geboren in Rottweil am Neckar erhielt seinen ersten Klavierunterricht mit 6 Jahren und Flötenunterricht mit 7 Jahren. Nach dem Medizinstudium in Tübingen, Paris und Freiburg und dem zeitgleichen Musikstudium an der Musikhochschule Freiburg promovierte er 1983 und legte 1985 die künstlerische Abschlussprüfung im Fach Querflöte (Klassen Aurèle Nicolet, André Jaunet und William Bennett) ab. Seither geht er einer Konzerttätigkeit als Kammermusiker und Solist im In- und Ausland nach und entwickelte verschiedene Formate für Gesprächskonzerte.
Von 1985 bis 1994 absolvierte Prof. Altenmüller an der Universität Tübingen die Facharztzeit für Neurologie und habilitierte sich 1992 im Fach Neurologie. Seit 1994 ist er Direktor des Institutes für Musikphysiologie und Musiker-Medizin der Hochschule für Musik Theater und Medien. Im Jahr 2005 wurde er zum Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften ernannt. Im Jahr 2013 erhielt er den Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen. Von 2015 bis 2021 war er Vizepräsident der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Im Jahr 2020 erhielt er den renommierten Betty und David Koetser Preis für Hirnforschung, 2021 den „Neuroscience of Music Award“ der Mariani-Foundation.
Prof. Dr. med. Dipl. Mus. Eckart Altenmüller,
Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin (IMMM)
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Neues Haus 1,
30175 Hannover
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