Christina Pauls M.A.
Projektskizze
Die Arbeit an kollektiver Erinnerung hat unmittelbar friedensethische und konflikttransformatorische Implikationen, insofern, dass es bei Erinnerung nicht nur um Erinnerung, sondern vermittelt um vieles Anderes, so auch das ‚friedliche‘ und anerkennende Zusammenleben geht, um die Aufarbeitung von kolonialen Gewaltverbrechen, und gar die Transformation kolonialer Verhältnisse in der Gegenwart. Vor diesem Hintergrund untersuche ich in meiner Dissertation mit einem aktivistischen Zugang Zusammenhänge zwischen Frieden und Erinnerung in ihrer Einbettung in die Kolonialität des Friedens. Die Kolonialität des Friedens ist ein Analysekonzept dekolonialer Theoriebildung und wird im Rahmen der Dissertation über Analysen dekolonialer Interventionen genauer untersucht. Wie theoretisieren dekoloniale Perspektiven ‚Frieden‘ in der kolonialen Moderne? Welche Reibungspunkte gibt es mit konventionellen Friedenstheorien? Welche Zusammenhänge werden zwischen Frieden und Gewalt hergestellt, und wie wird Gewalt verstanden? Auf welche Weisen werden aktuelle Kämpfe um postkoloniale Erinnerung ausgetragen? Welche Strategien, Haltungen und Ansprüche liegen diesen Kämpfen zugrunde und wie reagieren die Adressat*innen auf erinnerungspolitische Aktivismen? Solche Fragen prägen meinen Zugang einer kritisch-reflexive Prüfung der Wechselwirkungen zwischen theoretischer Arbeit, welche die Zusammenhänge zwischen Kolonialität, Frieden, Erinnerung und Gewalt aufdeckt, und empirischen Zugängen, die diese Zusammenhänge im in konkreten soziopolitischen Kämpfen lokalisieren.
Akademischer Lebenslauf
Seit März 2019
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politikwissenschaft/Friedens- und Konfliktforschung
Augsburg
10/2020 - 03/2022
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Politische Theorie der Hochschule für Politik
München (TUM)
09/2015 - 12/2018/
M.A. Frieden, Entwicklung, Sicherheit und Internationale Konflikttransformation
Innsbruck
03/2014 - 04/2015
Studentische Hilfskraft in der Hochschulpartnerschaft "Tunesien im Wandel"
Passau
09/2013 - 02/2014
Auslandsstudium an der Kigali Independent University (International Relations)
Kigali
07/2013 - 08/2013
Praktikum bei der ruandischen Nationalen Commission für den Kampf gegen Genozid (CNLG) im Research and Documentation Center on Genocide (RDCG)
Kigali
10/2011 - 08/2015
B.A. Staatswissenschaften - Governance and Public Policy
Passau
Forschungsschwerpunkte und Interessensgebiete
- Friedensforschung
- Erinnerungsforschung
- dekoloniale Theorien
- Transgenerationale Traumatisierung
- Partizipative Konfliktforschung
- soziale Bwegungsforschung
- Aktionsforschung
Publikationen
Pauls, Christina (2023): Performing Cracks in Public Memory: Undoing Epistemic Violence Through Artistic Interventions. In: Journal für Entwicklungspolitik XXXIX, 1/2-2023, S. 50 -74 (i.E.)
Weber, Nicki/ Oppelt, Martin/ Pauls, Christina 2023: Von der Provinz zum Planeten. Dipesh Chakrabarty zur Einführung, ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie 13: 1+2, 283-288. https://doi.org/10.3224/zpth.v13i1-2.15
Krohn, Juliana/ Pauls, Christina (2023): Modern/koloniale Frieden – eine dekoloniale Perspektive auf Friedensforschung und -bildung. In: Friedensakademie Rheinland-Pfalz Blog. Online: https://rptu.de/friedensakademie/blog/alle-beitraege/modern/koloniale-frieden-eine-dekoloniale-perspektive-auf-friedensforschung-und-bildung
Pauls, Christina/Oppelt, Martin/Weber, Nicki K. (2022): Staat und Postkolonie zwischen Einbruch und Aufbruch, in: Oppelt, Martin/Pauls, Christina/Weber, Nicki K. (Hrsg.): Postkoloniale Staatsverständnisse, Baden-Baden: Nomos, S. 9 - 28.
Oppelt, Martin/Pauls, Christina/Weber, Nicki (Hrsg.) (2022): Postkoloniale Staatsverständnisse, Baden-Baden: Nomos (Reihe Staatsverständnisse, Band 170).
Pauls, Christina/ Oppelt, Martin/ Weber, Nicki (Hrsg.) 2022: Das Planetarische Politisch(e) Denken — Eine Debatte mit Ninawa Inu Huni Kui, Claus Leggewie et al., Dipesh Chakrabarty, Breny Mendoza und Miranda Schreurs, in: Politische Vierteljahresschrift 63: 4, https://doi.org/10.1007/s11615-022-00433-3.
Pauls, Christina und Charlotte Rungius (2022): „Reflexivität als methodologischer Imperativ: Herausforderungen und Grenzen für die Friedens- und Konfliktforschung“ in: Gulowski, Rebecca/Zöhrer, Michaela (Hrsg.): Forschungen für Frieden. Perspektiven sozialwissenschaftlicher Konfliktforschung, S. 89-111.
Pauls, Christina (2022): "Neokolonialer Frieden?! Die koloniale Unterseite modern-liberaler Friedensvorstellungen". In: Wissenschaft und Frieden 2/2022: Kriegerische Verhältnisse. Reflexionen zur Ukraine / Neokolonialismus, S. 42 – 45
Lustig, Sylvia/Pauls, Christina/Weller, Christoph/Zöhrer, Michaela 2021: Wenn es knallt. Konfliktforschung und Konfliktberatung im Dialog, in: Großmann, Katrin/Budnik, Maria/Haase, Annegret/Hedtke, Christoph/Krahmer, Alexander (Hrsg.): An Konflikten wachsen oder scheitern? Beiträge zur Reflexion eines komplexen Phänomens. Erfurt, S. 173-190.
Pauls, Christina 2021: Re-storying a past that lies between us. An exploration of the legacies of German-Russian family histories in the Soviet Union. Masters of Peace 20. Innsbruck: innsbruck University Press.
Preise und Stipendien
2013: PROMOS Stipendium für Auslandsaufenthalt in Washington, D.C.
Sonstiges
seit 09/2022
Ausbildung zur Beraterin für gewaltfreie Konflikttransformation und soziale Bewegungen
04/2016 - 06/2016
Freiwilligeneinsatz mit Shalom Educating for Peace (Ndera, Kigali/Ruanda)
03/2013-05/2013
Praktikum bei Genocide Watch (Washington, D.C.)