Fritz Nies

 

(13.2.1934 Ludwigshafen – 9.10.2023 Düsseldorf)

 

Nies wuchs in Ludwigshafen a. Rh. auf und studierte in Heidelberg, Dijon und Paris Romanistik und Germanistik. Im Jahr 1961 wurde er, von Gerhard Hess (1907-1983) betreut, in Heidelberg promoviert und 1969/70 auch habilitiert. Von 1960 bis 1970 war er Deutschlektor in Rennes bzw. Akad. Rat am Romanischen Seminar Heidelberg. Zum WS 1970/71 wurde er als o. Professor für romanische Literaturwissenschaft an die Univ. Düsseldorf berufen, wo er bis zur Emeritierung im Jahr 1999 blieb. Von 1980 bis 1984 leitete er in der DFG Bonn-Bad Godesberg den Ausschuß Sprach- und Literaturwissenschaften; 1983 wurde er zum 1. Vorsitzenden des Deutschen Romanistenverbandes (DRV) gewählt. Er bekleidete Gastprofessuren in Aix-en-Provence, Paris-Nanterre, University of California (Davis), Nantes, an der École normale supérieure de Paris sowie am Collège de France. Er war Mitglied zahlreicher Kommissionen seiner Universität und wirkte als Organisator von Tagungen sowie Ausstellungen zum Kultur- und Wissenstransfer zwischen Frankreich und Deutschland. Bis 2013 amtierte er als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates am Frankreichzentrum Freiburg. Auch der 1988 eingerichtete Diplom-Studiengang ,Literaturübersetzen‘ an der Universität Düsseldorf ist auf seinen Einsatz zurückzuführen. Gleiches gilt für die Stiftung des DVA-Übersetzerpreises und des Paul-Celan-Preises des Deutschen Literaturfonds. Nies wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. Commandeur de l‘Ordre des Palmes Académiques, Officier de l‘Ordre des Arts et Lettres u. a. mehr.

 

Poesie - in prosaischer Welt. Untersuchungen zum Prosagedicht bei Aloysius Bertrand und Baudelaire, Heidelberg: Winter, 1964 (Studia Romanica; 7), Diss. 1964.

 

Offene Gefüge: Literatursystem und Lebenswirklichkeit; Festschrift für Fritz Nies zum 60. Geburtstag / hrsg. von Henning Krauss in Verbindung mit Louis van Delft ..., Tübingen: Narr, 1994.

 

Gattungspoetik und Publikumsstruktur. Zur Geschichte der Sévignébriefe, München: Fink, 1972 (coll. Theorie und Geschichte der Literatur und der schönen Künste, 21) [Habil.-Schr. - franz. Übers. Les Lettres de Madame de Sévigné, Paris: Champion, 2001]; Bahn und Bett und Blütenduft. Eine Reise durch die Welt der Leserbilder, Darmstadt, Wiss.Buchges.,1991; trad. fr.: Imagerie de la lecture, Paris: PUF, 1995; Schnittpunkt Frankreich: Ein Jahrtausend Übersetzen, Tübingen: Narr, 2009; Kurze Geschichte(n) der französischen Literatur - für Deutsche, Münster: LIT Verlag et al., 2013.

 

„Außenwirkungen französischer Literatur und Kultur wurden oft untersucht. Dagegen fehlt eine übergreifende Geschichte des Übersetzens ins Französische. Der vorliegende Entwurf einer solchen Geschichte strebt an, den Transfer - über Spitzenliteraten und Großübersetzer hinaus - auch in der Breite zu erfassen und Variable ebenso herauszustellen wie Langzeit-Konstanten. Skizziert wird eine sozialhistorische Übersetzer-Typologie (Konfession, Stand und Beruf usf.), neben Vernetzungen und Affinitäten, nationalkulturellen Auslesefaktoren (Spenderliteraturen, Genres) und typischen Anpassungsprozessen. Zielgruppen oder Intensität und Art der Wirkung sind ebenso angesprochen wie graduell unterschiedliches Aktualitätsstreben, die Theorie und Praxis der Sprachbereicherung, die Spannung zwischen Übertragungs-Polen wie Treue und Freiheit, Verderb oder angepeilte Überbietung des Originals usf. In einer Fülle von Facetten wird das wohl wichtigste Instrument interkultureller Kommunikation erstmals in seiner ganzen historischen Tiefe anschaulich gemacht“. ( https://www.narr.de/schnittpunkt-frankreich-16505/).

 

Bibl.: Kürschner 1992, 2605-2606; Fritz Nies, „Passion oder Notwendigkeit, Wahl oder Zufall?“, in: Romanistik als Passion. Sternstunden der neueren Fachgeschichte II, hrsg. Klaus-Dieter Ertler, Wien-Berlin: LIT, 2011, 328-337 (mit Photo u. Auswahlbibl.).

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