Jana Schwindel
Ein Netzwerk ist im Kulturbereich wirklich unablässig und Kenntnisse, die man sich anhand unterschiedlicher Tätigkeiten aus verschiedenen Bereichen aneignen kann, helfen einem bei der flexiblen Lösung von Problemen.

Jana Schwindel
Assistenz und Projektkoordination bei den Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungen

Wichtige Karriereschritte

seit April 2024                   Lehrauftrag am Lehrstuhl für Kunstpädagogik, Universität Augsburg

seit 2021                            Assistenz und Projektkoordination, Fürstlich und Gräflich Fuggersche Stiftungen, Augsburg

2018-2020                          Wissenschaftliches Volontariat, H2 – Zentrum für Gegenwartskunst und Neue Galerie im Höhmannhaus, Kunstsammlungen und Museen Augsburg

2016                                   Aufsicht in Teilzeit, Haus der Kunst, München

2016-2018                          Zertifizierung an der Bayerischen Museumsakademie, München

2015-2018                          M.A., Kunst- und Kulturgeschichte, Universität Augsburg

2014-2015                          Studentische Hilfskraft und Tutorin in der Druckwerkstatt, Lehrstuhl für Kunstpädagogik, Universität Augsburg

2011-2015                          Mitarbeiterin Galerie Noah und Kunstmuseum Walter, Augsburg

2011-2015                          B.A., Kunst- und Kulturgeschichte (HF), Kunstpädagogik (NF), Universität Augsburg

 

 

Interview vom 31.07.2024

Frau Schwindel, Sie sind als Assistenz und Projektkoordinatorin bei der Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungs-Administration in Augsburg tätig. Würden Sie bitte kurz beschreiben, wie Ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Aufgaben dazu gehören?

Meine aktuelle Position ermöglicht es mir, in einer wichtigen Schnittstellenfunktion zu arbeiten. Ich bin in alle Belange der Stiftungsarbeit und in das Tagesgeschäft eingebunden. Es wird wirklich nie langweilig und es ist ein abwechslungsreicher Arbeitsalltag zwischen administrativen Aufgaben in der Assistenzfunktion des Administrators Graf von Hundt, der Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen, mit der eigenen Forstverwaltung in Laugna sowie dem Stiftungs- und Familienarchiv in Dillingen, und der Projektarbeit. Beispielsweise betreue ich „Die Fugger GmbH“, den jährlichen Christbaummarkt, aber auch kreative Projekte wie Ausstellungen und Veranstaltungen und vieles mehr.

 

Wie sind Sie in diesen Bereich gekommen und was begeistert Sie daran?

Der Job bei den Fuggerschen Stiftungen kam ganz unverhofft auf Zuruf über eine Bekannte. Mein ursprünglicher Plan war dauerhaft eine Stelle im Museumsbereich zu finden. Am liebsten bei der zeitgenössischen Kunst. Doch meine aktuelle Stelle ermöglicht mir eine ganz neue Perspektive und Einblick in die Arbeit von Stiftungen. Ein wirklich spannendes und vielfältiges Tätigkeitsfeld, bei dem ich jeden Tag Neues lerne. Stiftungen sind in der Regel gemeinnützig und arbeiten zweckgebunden. Es ist wirklich schön und befriedigend am Ende eines Arbeitstages zu wissen, an einer sinnhaften Aufgabe zu arbeiten.

 

Was sind die wichtigsten Kompetenzen/Softskills, die in ihrem Beruf gefragt sind?

Die bekannteste Stiftung der Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungen ist die Fuggerei. Sie ist die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt und bietet seit 1521 Wohn- und Lebensraum zur selbstständigen Entfaltung und Hilfe zur Selbsthilfe für bedürftige Augsburgerinnen und Augsburger. Die Fuggerei ist auch gleichzeitig mein Dienstort. Die Arbeit mit Menschen, sowohl mit den BewohnerInnen, als auch KollegInnen und PartnerInnen erfordert hohe Sozialkompetenz und Empathie. Darüber hinaus sind strukturiertes Arbeiten und der nötige Pragmatismus für diese Tätigkeit unabdingbar.

 

Welche Schwerpunkte hatten Sie im Studium gesetzt? Wie hat Sie das Studium auf Ihre jetzige Tätigkeit vorbereitet? Welche Fähigkeiten haben Sie sich zusätzlich aneignen müssen?

Während meines interdisziplinären und pädagogischen Studiums erlangte ich strukturiertes und analytisches Denken sowie die Fähigkeit, mir eigenständig methodisches und theoretisches Wissen anzueignen und dieses an vielfältige Zielgruppen weiter zu geben.

Ferner absolvierte ich den Zertifizierungskurs der Bayerischen Museumsakademie in München. Diese Zusatzqualifikation ermöglichte einen spannenden Einblick in unterschiedliche Institutionen und gab mir eine gute Basis für die praktische Arbeit an einem Museum. Darüber hinaus wurde gutes Selbst- und Zeitmanagement von einem gefordert, was mir heute zu Gute kommt.

Vor allem kaufmännische Fähigkeiten musste ich mir zusätzlich aneignen. Dabei hilft es einem ungemein, offen und wissbegierig zu bleiben und Lust auf lebenslanges Lernen zu haben.

 

Wie schätzen Sie ehrenamtliche Tätigkeiten und Nebenjobs in Hinblick auf die eigene Karriere ein?

Über dreieinhalb Jahre war ich nebenberuflich am Kunstmuseum Walter und in der Galerie Noah tätig und konnte auf diese Weise erste Erfahrungen als Kunsthistorikerin und im Kunsthandel machen. Auch meine Nebenjobs in Gastronomie und Verkauf bereicherten meinen Erfahrungsschatz. Die Organisation von Veranstaltungen geht einem da wirklich leichter von der Hand und die nötige Stressresistenz konnte ich mir auch zulegen.

Seit einigen Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich im Vorstand der Künstlervereinigung Augsburg Die Ecke e.V. und im Vorstand der Rhomberg Stiftung. Ehrenämter ließen mich Verantwortung für eine Sache übernehmen und erweitern das eigene Netzwerk.

Netzwerk ist im Kulturbereich wirklich unablässig und Kenntnisse, die man sich anhand unterschiedlicher Tätigkeiten aus verschiedenen Bereichen aneignen kann, helfen einem bei der flexiblen Lösung von Problemen. Mir ging es zumindest so!

 

Wie unterscheidet sich die Arbeit bei einer Stiftung im Vergleich zur Arbeit bei einer Behörde?

Mein wissenschaftliches Volontariat am H2 – Zentrum für Gegenwartskunst ermöglichte es mir die Kunstsammlungen und Museen intensiv kennen zu lernen und mich in allen Aufgabenbereichen eines Museums sowie der klassischen Kommunalverwaltung aktiv einzubringen. Ich konnte an zahlreichen Ausstellungen mitarbeiten, aber auch eigene Projekte selbstverantwortlich kuratieren. Das war schon eine tolle Chance. Der größte Unterschied zu meiner jetzigen Tätigkeit ist für mich, dass man in der freien Wirtschaft vor allem Handlungsfähig bleibt. Entscheidungen können unkompliziert getroffen und Aufträge ohne überbürokratisierte Vergabeverfahren beauftragt werden. Auch Gehälter sind oftmals nicht tarifgebunden und können anders verhandelt werden, dafür kommt es auch schneller dazu, Überstunden aufzubauen oder außerhalb der regulären behördlichen Arbeitszeiten ran zu müssen.

 

Wie wichtig ist es in Ihrem Beruf über ein gutes Netzwerk zu verfügen?

Es ist total wichtig über ein überregionales Netzwerk und Kontakte, nicht nur im Kultursektor, sondern auch in Politik und Gesellschaft, zu verfügen. Es hilft einem, auf dem aktuellen Wissensstand und im Austausch mit Gleichgesinnten zu bleiben und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Ein Netzwerk baut sich nicht von heute auf morgen und auch nicht von alleine auf. Voraussetzung ist natürlich, Lust daran zu haben, offen auf Menschen zu zugehen und neue Kontakte zu knüpfen und diese auch zu pflegen. Um seine Kontakte auszubauen braucht man zudem auch etwas Geduld.

 

Welche Tipps möchten Sie den Studierenden für den erfolgreichen Berufseinstieg mitgeben?
  • Sammelt Erfahrungen! Aus jedem Job oder Praktikum kann man seine „Learnings und Skills“ mitnehmen.
  • Macht als Ergänzung zur Theorie an der Uni auch Erfahrungen in der Praxis!
  • Bleibt neugierig und wissbegierig!
Was tun Sie für eine gute Work-Life-Balance?

Meine eigene künstlerische Tätigkeit kann ich zur Zeit leider nur nebenberuflich und in meiner Freizeit betreiben. Ich kann dabei total abschalten und meine vielen und kreativen Ideen in etwas Haptisches umsetzen. Wenn nicht Kunst, dann: Freunde und Familie, Wald, Pilze suchen, Kochen, Fahrrad, Basketball, Yoga, Sofa.

 

Mehr über die Person und die Möglichkeit, sich zu vernetzen: LinkedIn

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