Miriam Riegger
Am meisten profitiere ich in meinem Arbeitsalltag heute von den Didaktikmodulen. Da ich während des Studiums immer ehrenamtlich Deutsch unterrichtet habe, konnte ich Vieles gleich ausprobieren und hatte so schon bald einen Pool an Materialien und Methoden, auf die ich heute noch zurückgreifen kann. Ohne meinen Masterabschluss wäre ich heute nicht da, wo ich bin.

Miriam Riegger
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Sprachen und Interkulturelle Kommunikation an der TH Augsburg

Wichtige Karriereschritte

 

Seit 2019              Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Deutsch als Fremdsprache, Technische Hochschule Augsburg

2019                      Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutsch als Zweitsprache / Fremdsprache, Universität Passau
2017 - 2019           Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Hilfskraft am Lehrstuhl für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und seine Didaktik, Universität Augsburg
2016/2017             12 Monate DAAD-Sprachassistentin an der Universidad Nacional in Bogotá, Kolumbien
2014 - 2016           Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Hilfskraft am Lehrstuhl für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und seine Didaktik, Universität Augsburg
2014                      1 Monat Lehrpraktikum an der German Jordanian University in Amman, Jordanien
2012 - 2019           Freiberufliche / ehrenamtliche Deutschdozentin für Geflüchtete, ausländische Studierende und Austauschschüler*Innen
2013 - 2015           Studium Anwendungsorientierte Interkulturelle Sprachwissenschaften (M.A.) an der Universität Augsburg
2012                      3 Monate Praktikum bei Experiment e.V.
2010/2011             Auslandssemester an der Universidad de Monterrey, Mexiko
2008 - 2012           Studium Spanische Studien und Soziologie (B.A.) an der Universität Konstanz

Interview vom 03.11.2023

Frau Riegger, Sie sind als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Deutsch als Fremdsprache, Integration und Internationalisierung tätig. Können Sie kurz beschreiben, wie Ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Aufgaben dazu gehören?

Meine Tätigkeit umfasst unterschiedliche Bereiche: Zum einen gebe ich Deutschunterricht auf B2/C1-Niveau für internationale Studierende, die an unserer Hochschule eingeschrieben sind. Zum anderen betreue ich auch die Lehrbeauftragten im Bereich Deutsch als Fremdsprache und muss hier sowohl Verwaltungsaufgaben übernehmen, als auch inhaltlich begleiten. Ich bin außerdem die Ansprechpartnerin für internationale Studierende, die für ein oder zwei Auslandssemester bei uns studieren und Deutsch lernen möchten. Vor allem zu Beginn jedes Semesters kommen hier viele Fragen auf. Im Moment leite ich noch ein DAAD-Projekt, mit dem wir Geflüchtete in studienvorbereitenden Deutschkursen unterstützen. Mein Alltag besteht sehr häufig darin, dass ich E-Mails beantworte, mich mit anderen Mitarbeitenden der Hochschule zu anstehenden Themen und Projekten austausche und an zwei Tagen pro Woche unterrichte sowie den Unterricht vor- und nachbereite. Ich habe viel Gestaltungsfreiheit und für mich ist es die perfekte Kombination aus Lehre, Koordination und Konzeptionsarbeit!
 
Strebten Sie von Anfang an eine Tätigkeit an einer Universität an oder hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufsweg geplant?
Nach meinem Bachelorabschluss bin ich völlig ungeplant als ehrenamtliche Dozentin in einem Deutschkurs für Geflüchtete gelandet. Ein damaliger Freund, dessen Zimmer ich zwischengemietet hatte, hat mir seinen Kurs kurzerhand „übergeben“. Diese Erfahrung war so prägend und erfüllend, dass danach für mich klar war, dass ich mich in diesem Bereich weiterqualifizieren möchte. Danach habe ich während des Studiums in unterschiedlichen Kontexten unterrichtet und Praktika gemacht, welche mich immer wieder darin bestätigt haben, dass ich mein Berufsfeld gefunden hatte. Dass ich nach meinem Master an der Uni geblieben bin, hat sich eher zufällig ergeben und hätte auch anders kommen können. Der Bereich Deutsch als Zweit- und Fremdsprache ist mittlerweile sehr vielfältig und ich hätte mir auch gut eine Tätigkeit außerhalb des Hochschulkosmos vorstellen können. 
 
Wie wichtig ist ein Masterabschluss für Ihre jetzige Tätigkeit und inwieweit hat dieser Sie zusätzlich qualifiziert?
Das Hauptfach meines Bachelorstudiums (Spanische Studien) fand ich zugegebenermaßen sehr ernüchternd. Ich hatte das Gefühl, von allem ein bisschen was gelernt zu haben, aber in keinem Bereich fundiertes Wissen zu haben. Also habe ich nach meiner positiven ersten Lehrerfahrung (siehe oben) überlegt, welche Seminare mich im Bachelor am meisten begeistert haben. Ich habe dann gezielt nach einem Master in Deutsch als Fremdsprache gesucht, dessen Fokus auf Sprachwissenschaften und Didaktik lag. Dass ich das im Studiengang ANIS noch mit Spanisch verbinden konnte, war eher ein „nice to have“. Am meisten profitiere ich in meinem Arbeitsalltag heute von den Didaktikmodulen. Da ich während des Studiums immer ehrenamtlich Deutsch unterrichtet habe, konnte ich Vieles gleich ausprobieren und hatte so schon bald einen Pool an Materialien und Methoden, auf die ich heute noch zurückgreifen kann. Ohne meinen Masterabschluss wäre ich heute nicht da, wo ich bin.
 
Was sind die 3 wichtigsten Kompetenzen/Softskills, die in Ihrem Beruf gefragt sind?
Freude am Austausch und der Kommunikation mit anderen, organisiertes Arbeiten, Gelassenheit.
 
Welchen Tipp können Sie Studierenden zur Berufsorientierung geben? Wie sind Sie dabei vorgegangen/was hat Ihnen geholfen? Welche Zusatzqualifikationen sind wichtig bzw. hilfreich in Ihrem Tätigkeitsbereich?
Probiert euch aus und findet so heraus, was euch liegt. Lasst euch auf Neues ein und verlasst auch mal eure Komfortzone. Der erste Job nach dem Studium muss nicht der letzte sein. Ich war sowohl vor als auch nach meinem Bachelorabschluss beruflich noch eher „orientierungslos“. In den Semesterferien musste ich meist arbeiten, um mein Studium zu finanzieren, zur konkreten Berufsfindung konnte ich diese Zeit also kaum nutzen. Trotzdem würde ich diese Phase meines Lebens nie missen wollen. Vor allem mein Auslandssemester in Mexiko ist eine Station, an die ich heute noch häufig und gern zurückdenke. Rückblickend hat sich bei mir vieles eher zufällig und über Kontakte, die ich durch Praktika etc. geknüpft habe, ergeben. Für meine Masterarbeit habe ich in Sprachschulen in Augsburg hospitiert und Interviews geführt, so hatte ich einen sehr guten und realistischen Einblick in den Arbeitsbereich. Die Abschlussarbeit ist eine sehr gute Gelegenheit, in ein bestimmtes Tätigkeitsfeld hineinzuschnuppern.
Da ich in meinem Arbeitsalltag sehr viel mit unterschiedlichen Menschen zu tun habe, helfen mir vor allem meine Auslandserfahrungen weiter. In meinem Arbeitsalltag in Kolumbien haben sich ständig die Gegebenheiten geändert. Heute kommt niemand zum Unterricht, weil Starkregen vorhergesagt ist, übermorgen streiken die Studierenden und nächste Woche unterrichtest du vielleicht schon wieder in einem ganz anderen Kurs – all das hat mich gelehrt, gelassen zu bleiben und Lösungen zu finden. Ich glaube, in diesem Bereich kommt es häufig auf die Soft Skills an, bestimmte Zusatzqualifikationen sind sehr berufsspezifisch und hängen vom jeweiligen Arbeitgeber ab. Möchte man beispielspeise in einem Integrationskurs unterrichten, muss man sich um die entsprechende Zulassung bemühen etc.
Es muss auch nicht immer alles perfekt laufen: Für eines meiner ersten Online-Vorstellungsgespräche von Kolumbien aus hatte ich vorab einen Platz an einem Computer mit stabiler Internetverbindung organisiert und musste es letztlich mit dem Smartphone von einem Hostel-Balkon aus führen, während unten auf der Straße die LKWs vorbeigedonnert sind. Und es lief super!
 
Welche Begegnungen/Ereignisse haben Sie während Ihrer Studienzeit gelenkt/geprägt bzw. welche Erfahrung(en) aus dem Studium sehen Sie rückblickend als die wertvollste(n) an?
Konstruktives Feedback von Lehrenden hat mir immer sehr geholfen. Vor allem im Kontext meiner Masterarbeit hatte ich sehr wertvolle Gespräche mit meinem Betreuer und mit den Lehrenden, die ich interviewt habe.
 
Welchen Tipp, Empfehlung oder Nachricht würden Sie Ihrem jüngeren Ich gerne zukommen lassen?
Du findest deinen Weg schon!

 

 

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