Bericht über die Lesung
"Gleichstellung als Lebensaufgabe"
Am Mittwoch, den 4. Juni 2025, fand die Lesung „Gleichstellung als Lebensaufgabe – Eine funktionale wissenschaftsbiografische Erzählung“ mit Prof. em. Dr. Hildegard Macha statt. Angeboten und organisiert wurde die Veranstaltung von der Beauftragten für die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Kunst, Frau Prof. Dr. Susanne Kinnebrock, von Frau Prof. Dr. Martina Benecke, der Ansprechperson an der Universität Augsburg für Fälle sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt und vom Büro für Chancengleichheit.
Frau Macha war viele Jahre Professorin für Pädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Augsburg. Sie war zudem Dekanin der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Frauenbeauftragte, Gründerin des „Gender Zentrums Augsburg“ sowie Beraterin für Unternehmen, die Bundeswehr, die Kirchen und weitere Organisationen bei der Umsetzung der Gleichstellungspolitik. Sie ist Autorin des Buches „Gleichstellung als Lebensaufgabe“, in dem sie in Form einer wissenschaftsbiographischen Erzählung Einblicke in verschiedenste Bereiche ihres Lebens gewährt.

Die Veranstaltung fand in Form einer moderierten Lesung statt. Rund 30 Teilnehmer*innen, die sich für die Biografie von Hildegard Macha interessierten, hatten die Möglichkeit, der Autorin Fragen zu stellen. Frau Macha kombinierte freie Erzählungen mit der Lesung ausgewählter Buchpassagen und beantwortete Fragen aus dem Publikum.
Die Lesung hatte dadurch einen dialogischen Charakter, der einen intensiven Austausch zwischen der Autorin und dem Publikum ermöglichte. Die Lesung zeichnete zentrale Lebensstationen von Hildegard Macha nach – beginnend mit prägenden Kindheitserfahrungen, die durch sexuellen Missbrauch überschattet waren, über ihre akademische Ausbildung und den Aufbau einer wissenschaftlichen Karriere bis hin zu Elternschaft, Partnerschaft und dem gesellschaftlichen Widerstand. Dabei ist ihr Buch weit mehr als eine persönliche Rückschau. Es ist ein Zeitdokument, das tiefe Einblicke in die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte bietet und ein Schlaglicht auf die Bedeutung von Bildung und Unterstützung für Frauen wirft. Die Autorin teilte Erfahrungen der alternativen Lebens- und Familienformen wie Wohngemeinschaften mit Freunden, die ihr halfen, familiäre Verpflichtungen mit der wissenschaftlichen Tätigkeit zu vereinbaren – ein innovatives Modell zur damaligen Zeit.
Hildegard Macha betonte die zentrale Rolle kontinuierlicher Unterstützung, die ihr im Laufe ihres Lebens zuteilwurde. Diese habe wesentlich dazu beigetragen, dass sie sich zu einer selbstbestimmten, emanzipierten Frau entwickeln konnte. Die Vorstellung von Prof. Dr. med. Nina Ditsch Stellv. Beauftragte für die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Kunst Ressort Mentoring Female High Potentials „Gleichstellung als Lebensaufgabe“ versteht Macha als lebenslanges Engagement für Geschlechtergerechtigkeit und gesellschaftlichen Respekt gegenüber Frauen. Im Rahmen der Lesung wurde auch ein historischer Rückblick vorgenommen, um gegenwärtige Entwicklungen im Bereich Gleichstellung kritisch einordnen zu können. Dabei wurde deutlich, dass Frauen in der Wissenschaft noch vor wenigen Jahrzehnten enorme Anstrengungen leisten mussten, um Anerkennung zu erlangen. Heutzutage sieht die Situation besser aus, allerdings ist weiterhin mühsame Arbeit nötig.
Hildegard Macha unterstrich die Bedeutung frühzeitiger Bildung und Stärkung junger Frauen. Empowerment und Zugang zu Bildung seien essenziell, um Selbstbestimmung zu erlangen und das eigene Leben aktiv und frei zu gestalten.
Für die Fertigstellung ihres Buches benötigte die Wissenschaftlerin drei Jahre sowie unzählige Stunden intensiver Reflexion über ihr eigenes Leben. Viele der beschriebenen Passagen basieren auf Einträgen aus verschiedenen Tagebüchern, die sie im Laufe ihres Lebens geführt hatte, um prägende Erlebnisse festzuhalten. Diese persönlichen Aufzeichnungen halfen ihr nicht nur dabei, die Ereignisse im Nachhinein besser zu verarbeiten, sondern ermöglichten es ihr auch, sich an die damaligen Emotionen und inneren Zustände zu erinnern.
Das Publikum war sich einig: Geschichte von Hildegard Macha ermutigt dazu, in schwierigen Lebensphasen nicht aufzugeben. Denn oft zeigt sich erst im Rückblick, dass gerade die tiefsten Krisen den Weg für persönliche und berufliche Entwicklung sowie neue Lebensperspektiven ebnen können. Solche Erfahrungen stärken die eigene Resilienz und verdeutlichen, wie viel man bereits bewältigt hat – eine Kraftquelle für zukünftige Herausforderungen.
Auch wenn innere Stärke entscheidend ist, braucht es in Wendepunkten des Lebens oft die richtigen Menschen – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Es sind diese Begegnungen, die Mut schenken und neue Wege sichtbar machen. Umso wichtiger ist es daher, dass Frauen auf ihrem Berufs- und Lebensweg bestärkt werden. Unterstützung, Sichtbarkeit und echte Chancengleichheit sind heute ebenso notwendig wie damals – denn Gleichstellung ist kein abgeschlossener Zustand, sondern ein fortlaufender gesellschaftlicher Auftrag.