Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Go ahead! Gesundheitsförderung und Prävention interprofessionell gestalten“ haben Lehramt- und Medizinstudierende in der Teilprojektgruppe „Prävention riskanter Internetnutzung“ eine Intervention zur Reduzierung riskanter Internetnutzung geplant. Ziel des Seminars ist es gemeinsam Handlungskompetenz im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention für den späteren Berufsweg zu entwickeln. Nebenbei werden dabei gesundheitsförderliche Initiativen am Campus der Universität und in den Stadt- und Land-Regionen Augsburgs angestoßen. Das Projekt wird von der AOK gefördert.

 

Die Grundlage des Teilgruppen-Projektes „Prävention riskanter Internetnutzung“ basieren auf dem Interventionsmanual des Projektes Healthy Campus von der Freien Universität Berlin.

Die Teilgruppe hat eine Intervention für die Studierenden der Universität Augsburg auf der Plattform Instagram gestaltet. Interessierte, die aktiv an der Prävention teilnehmen wollen, können mit dem folgenden Link auf die dazu gestaltete Instagram Seite zugreifen.

 

 

Für diejenigen, die ohne Instagram an der Intervention teilnehmen wollen oder genauere Informationen zur Intervention suchen, haben die Studierende der Teilgruppe folgende Infos und Dokumente zusammengestellt. Die Inhalte der Webseite basieren zumeist auf dem  Interventionsmanual  des Projektes Healthy Campus von der Freien Universität.

 

 
 

Hintergrundinformationen zur riskanten Internetnutzung

Wie hoch sind die Zahlen der Studierenden mit einer Internetbezogenen Störung an der Universität Augsburg?

 

Eine Studierendenbefragung im Wintersemester 21/22 an der Universität Augsburg hat ergeben, dass 65,6 % der befragten Erziehungswissenschafts- und 41,0 % der Medizinstudierenden an der Universität Augsburg eine Internetbezogene Störung, also eine riskante, schädliche oder abhängige Nutzung des Internets, aufweisen. Der Fragebogentest kann keine Diagnostik ersetzen, gibt aber Hinweis darauf, dass für viele Studierende eine Intervention sinnvoll wäre.

 
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Internetabhängigkeit Pixabay

Welche schädigenden Wirkungen kann eine zu hohe Internetnutzung haben?

 

Die tägliche Internet-Nutzungszeit (18-29 Jahre) beträgt ca. 4,5 Stunden/ Tag. Wobei folgende Medien der Reihe nach am häufigsten genutzt werden:

  1. E-Mails
  2. Nachrichten
  3. Social Media
  4. Musik/ Videos streamen.
Diese Internetnutzung kann eine schädigende Wirkung mit sich bringen, wobei die Intensität der Schädigung je nach Art der Inhalte, der Häufigkeit, der Dauer und der Intention des Konsums variieren. Deswegen ist ein bewusster Internetkonsum so wichtig! Eine problematische Internetnutzung kann negative Einflüsse auf die psychische Gesundheit haben und bspw. zu Depressionen, Ängstlichkeit, sozialer Phobie und Einsamkeit führen. Zusätzlich können schädigende Einflüsse auf kognitiver Ebene entstehen, wie beispielsweise eine erhöhte Ablenkung, erschwerte Informations-verarbeitung und verminderte Lernleistung. Der Internetkonsum wirkt sich stark auf die Lernmotivation aus, v.a., wenn während dem Lernen auf das Internet zugegriffen wird. Eine Internetabhängigkeit lässt sich aber nicht allein über die Quantität, also die Nutzungszeitdauer bestimmen. Viel wichtiger hierbei ist das Konsumverhalten. Es wird also von einer problematischen Internetnutzung gesprochen, wenn das Verhalten unkontrolliert und impulsiv ist, wenn die Nutzung negative Auswirkung auf das Wohlbefinden, das soziale-, akademische-, oder berufliche Leben hat und, wenn bei Sorgen und zwanghaften Gedanken der Internetkonsum TROTZDEM nicht unterlassen wird. Hierbei impliziert der Internetkonsum nur Aktivitäten zum Vergnügen und zur Unterhaltung, was zudem ein hohes Abhängigkeitspotenzial mit sich bringt. Deswegen soll bei der Intervention der individuelle Internetkonsum in den Fokus genommen werden, um so einen bewussten Umgang damit entwickeln zu können.

Wann sollte man an einer Intervention zur Reduktion der Internetnutzung teilnehmen?

 

Wenn Leidensdruck in Bezug auf die Internetnutzug verspürt wird, ist es hilfreich an der Intervention teilzunehmen. Symptome und negative Konsequenzen sind zum Beispiel, wie bereits oben erwähnt, Konzentrationsprobleme, sinkende Motivation und Leistung und negative Auswirkungen auf das Sozialleben. Dies muss persönlich eingeschätzt werden. Jeder kann an der Intervention teilnehmen, der durch seine persönliche Internetnutzung eine Form des Leidensdrucks erlebt und stattdessen reflektieren möchte und dadurch einen gesünderen Umgang damit entwickeln will.

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Mit welchen positiven Effekten kann während und nach der Intervention gerechnet werden?

 

Die Intervention basiert auf Konzepten von Zhou et al. (2021) und Yubo Hou et al. (2019). Bei einer bereits durchgeführten Intervention ließen sich folgende positive Effekte beobachten: eine geringere Handy-Nutzungszeit, eine bessere Schlafqualität, eine verringerte Abhängigkeitssymptomatik, eine verbesserte mentale Gesundheit, ein höherer Selbstwert, eine höhere Lernmotivation, mehr Lernzeit und ein höheres Wohlbefinden. Weitere positive Effekte, wenn aktiv anderen angenehmen Aktivitäten nachgegangen wurde sind Folgende: mehr Produktivität, sowie eine erhöhte Lebens- und Arbeitszufriedenheit. Ein kurzfristig negativer Effekt ist die Angst, etwas zu verpassen. Die Intervention ist besonders effektiv bei Personen, die eine eher ausgeprägte Symptomatik problematischer Internetnutzung aufweisen.

 

 

 

 

 

 

 

Interventionsinformationen: Tagebuch zur Reflexion der persönlichen Internetnutzung

Die Initiative healthy campus– gesund studieren von der Freien Universität Berlin empfiehlt die Intervention „Tagebuch zur Reflexion der persönlichen Internetnutzung“ in Bezug auf das internetbezogene Risikoverhalten und hat die Rahmenbedingungen sowie Evidenz der Intervention in einem Interventionsmanual zusammengefasst.

 

Worauf beruht die Intervention?

Die Intervention beruht auf einer kognitiven Verhaltenstherapie. Es sollen Methoden entdeckt werden, um einen gesunden und kontrollierten Umgang mit internetbasierten Aktivitäten zu etablieren. Die StudentInnen reflektieren für sich selbst, wie sich der Umgang mit dem Internet auf sie auswirkt und welche gesundheitsförderlichen Handlungsalternativen sie etablieren möchten.

 

Was ist das Ziel eines Tagebuchs zur Reflexion der persönlichen Internetnutzung?

Das Ziel eines Reflexionstagebuchs zur persönlichen Internetnutzung ist es, den persönlichen Umgang mit internetbasierten Aktivitäten (in Bezug auf die eigenen Gedanken-, Gefühls- und Handlungsmuster):

  1. kritisch zu reflektieren
  2. diese Aktivitäten zu reduzieren
  3. gesundheitsförderliche Handlungsalternativen zu explorieren.

Durch das Führen eines solchen Tagesbuchs werden die Vorteile eines bewussteren Umgangs erlebt und eigenverantwortlich umgesetzt.

 

Ein Verzicht auf das Internet wird nicht als sinnvoll erachtet, da Studierende auf das Internet angewiesen sind. ABER internetbasierte Aktivitäten sollten zeitlich begrenzt und reflektiert werden, um sich so eine kontrollierte Nutzung anzueignen. Hierfür ist es notwendig die Anwendungsbereiche zu identifizieren, die für den Alltag zwingend notwendig sind. (z.B.: E-Mails versenden, Suchmaschine, oder Plattformen für Arbeits- und Lernroutinen nutzen).

 

Wie ist die Intervention aufgebaut?

Die Intervention ist in folgende drei Abschnitte aufgebaut.

  1. Die Messung (Arbeitsblatt zur Reflexion & Selbsteinschätzung zur Internetnutzung)
  2. Die Reflexion (Tagebuch)
  3. Die Verhaltensänderung.

Zudem wird diese auf die Smartphone-Internet-Nutzung beschränkt, da die Internetnutzung dann automatisch per App getrackt werden kann. (Bei anderen Geräten, wie z.B. Laptops, Computern, usw. werden die Nutzungszeithandschriftlich im Tagebuch dokumentiert.)

Phasen der Intervention

Um die ganze Intervention vollständig nachvollziehen zu können, werden im Unteren kurz die einzelnen Phasen vorgestellt, die dafür durchlaufen werden.

 

Die Vorbereitungssitzung beginnt mit einer Einführung in die Intervention der StudentInnen bzw. TeilnehmerInnen. Es wird auf die Wirkmechanismen, sowie die Vorteile und Schwierigkeiten, wie z.B. Entzugssymptome eingegangen. Zudem wird sichergestellt, dass die TeilnehmerInnen eine App für die Messung der Internetzeit haben und wissen, wie diese genutzt wird. Eine geeignete App dafür wäre beispielsweise „stay free“. Bei der Intervention wird die Häufigkeit des Einschaltens des Smartphones, die Tageszeit und die Dauer der Nutzung (global, oder bei spezifischen Apps) gemessen. In einem Arbeitsblatt zur Reflexion  werden die Gedanken und Gefühle zu Beginn und im Verlauf der Intervention festgehalten.

Die Beantwortung der folgenden Leitfragen, können eine Einschätzung über die eigene Internetnutzung geben.

 

  • Wie viel Zeit verbringe ich pro Tag und pro Woche im Internet?
  • Wie viel der Nutzungszeit ist zwingend erforderlich? Wie viel Zeit verbringe ich mit anderen Aktivitäten?
  • Wie schränken diese Aktivitäten meinen Alltag ein, oder schädigen mich?
  • Welche sinnvollen Dinge könnte ich stattdessen in dieser Zeit tun?
  • Warum verbringe ich Zeit mit diesen bestimmten internetbasierten Aktivitäten?
  • Welche Bedürfnisse möchte ich damit erfüllen?
  • Was sind alternative, mir langfristig wohltuendere Wege, diese Bedürfnisse zu erfüllen?

Während der Intervention sollen zudem fünf Nachteile von Internetnutzung sowie fünf Vorteile alternativer Aktivitäten notiert werden. Letztere sollen als Hintergrundbild gespeichert werden. Dies dient zur Erinnerung.

 

Die Dauer der Intervention ist selbst wählbar. Empfehlenswert sind ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit soll die Internetnutzung auf eine bestimmte Zeit reduziert werden. Es soll selbst beurteilt werden, welche Art und welcher Umfang der Nutzung erlaubt sind. Es gibt zwei Möglichkeiten. Beispielsweise kann ein Zeitlimit von 2 Stunden festgelegt werden, in dem Social Media genutzt werden darf. Stattdessen könnten aber auch sogenannte „Offline Perioden“ festgelegt werden. D.h. nachdem das Internet genutzt wurde, darf es anschließend 2,5 Stunden nicht mehr genutzt werden, usw... Als Hilfestellung bietet es sich auch an bestimmte Apps herunterzuladen. Für die Dokumentation soll jeden Abend ein Screenshot von der Nutzungszeit erstellt werden und online unter dem #Internetreduktion gepostet werden. Die Studierenden führen ein Tagebuch  über ihre Gefühle und Gedanken. Sie reflektieren ihr Verhalten in Bezug auf internetbasierte Aktivitäten und halten diese schriftlich fest. Hierbei bieten die oben genannten Leitfragen Orientierung. Der Fokus kann auf den Vergleich zwischen On- und Offline-Perioden gesetzt werden und konkrete Handlungsabsichten für den nächsten Tag sollten notiert werden. Als äußerst hilfreich hat sich erwiesen sogenannte “Wenn-Dann Pläne“ zu formulieren, z.B.: „Wenn ich abends nach Hause komme, dann lege ich mein Handy in ein anderes Zimmer, mache mir einen Tee und lese mein neues Buch weiter.“ Dies ist eine effektive Methode zur Verhaltensänderung. Jeder soll sich für sich passende alternative Aktivitäten ausdenken.


 

Das Ziel der Abschlusssitzung ist es, die letzten zwei Wochen zu reflektieren. Hier wird dazu eingeladen Schwierigkeiten, Herausforderungen, positive Erfahrungen und Tipps weiterzugeben und ins Gespräch mit den anderen TeilnehmerInnen zu kommen.

Zusätzlichsollen die StudentInnen für sich spezifische Absichten formulieren, wie sie ihre Erkenntnisse und ihr persönliches Verhaltensinventar nutzen wollen, um langfristig einen für sich gesunden Umgang mit internetbasierten Aktivitäten aufrechtzuerhalten.

 

Hier findest du das Material für die Durchführung deiner eigenen Intervention zur Reduktion deiner Internetnutzung!

Arbeitsblatt zur Reflexion & Selbsteinschätzung zur Internetnutzung

 


 

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