Dissertationsprojekt
KI in der Klinik: Macht und Wissen (Arbeitstitel)
1963 beschrieb Michel Foucault mit „Naissance de la Clinique“ die Geburt der Klinik und die damit einhergehende Transformation der Medizin. Der ärztliche Blick, das Verständnis von Individuum und Krankheit, Tod und Leben wandelt sich durch die Entstehung eines neuen Diskurses.
Heute, rund 60 Jahre später, stehen viele Kliniken vor wirtschaftlich herausfordernden Situationen. Hoffnungsvoll wird auf die fortschreitende Digitalisierung geschaut, vor allem auf den Entlastung versprechenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Der Einsatz von KI erstreckt sich auf verschiedene medizinische Fachgebiete und Aspekte der klinischen Praxis wie Verwaltung und Organisation, Diagnostik, Therapie und Pflege.
KI kann als diskursives Phänomen betrachtet werden, das in verschiedene Diskurse eingebettet ist und verschieden argumentativ bearbeitet wird. Im medizinischen Diskurs, so zeigt sich, wird KI als äußerst vielversprechend und erfolgreich betrachtet. Dabei wird in Anlehnung an die Kritische Theorie die Annahme zurückgewiesen, KI sei ein neutrales Werkzeug, vielmehr zeigt sich, dass KI in bestimmten Logiken besonders gut funktioniert und damit bestimmte Wissensformen reproduziert und andere ausschließt.
Warum also funktioniert KI besonders gut in in der von Foucault beschriebenen anatomisch-pathologischen Medizin, im ersten wissenschaftlichen Diskurs über das Individuum? Wie wirkt sich der Einsatz von KI auf medizinisches Wissen aus? Kurz: Inwiefern verändert der Einsatz von KI die medizinische Praxis?