Deutschlands Seekabel bis zum Ersten Weltkrieg
Das deutsche Seekabel bis zum Ersten Weltkrieg
Unter den führenden Kabelmächten der Welt stand das deutsche Reich mit seinem Seekabelbestand an vierter Stelle. Deutsche Kabelaktivität richtete sich auf die Räume Nord- und Ostsee, Nordatlantik, Südamerika, Afrika (Westküste) sowie Ost- und Südostasien. Der Anteil Deutschlands am Weltseekabelbestand betrug vor dem Ersten Weltkrieg ca. 6 Prozent.
Die Deutsche Kabelaktivität konzentrierte sich im 19. Jahrhundert auf Nord- und Ostseeraum. Hier wurden bilateral finanzierte Kabel mit den Nachbarstaaten verlegt. Seekabel in anderen Räumen wurden seit der Jahrhundertwende realisiert.
Kabel im wirtschaftlich wichtigen nordatlantischen Raum konnten erst kurz vor der Jahrhundertwende verlegt werden. Aufgrund der Entfernung zwischen Deutschland und der US-amerikanischen Ostküste und der begrenzten technischen Reichweite der Kabel war es nicht möglich, direkte Kabel zwischen Deutschland und der US-amerikanischen Ostküste zu verlegen. Kurz vor der Jahrhundertwende konnte Deutschland in den Besitz einer Konzession zur Anlandung von Kabeln auf den Azoren gelangen. Mit dieser technisch erforderlichen Zwischenlandung war die Verlegung leistungsstarker Atlantikkabeln möglich. Vor der Herstellung dieser Kabel war Deutschland darauf angewiesen, Telegramme in die USA über britische Kabelverbindungen befördern zu lassen.
Die Kabel zur afrikanischen Westküste und nach Südamerika wurden seit 1910 verwirklicht. Die Kabel nach Südafrika waren wichtige Hilfsmittel für den Handelsverkehr. Die Kabel zur afrikanischen Westküste dienten der Kommunikation mit den Kolonien Togo und Kamerun. Eine kabeltechnische Anbindung von Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika wurde nicht verwirklicht. Zur Anbindung dieser Räume wurde vor dem Ersten Weltkrieg Funktelegraphie eingesetzt.
Die deutschen Kabel in Ost- und Südostasien dienten der Kommunikation des deutschen Kolonialraums in Ostasien und wurden am Beginn des 20 Jahrhunderts realisiert. Es bestand keine direkte Anbindung an Deutschland. Hierzu bestand aufgrund der Entfernung und der fehlenden Möglichkeiten, Kabel anlanden zu können" die Routen nach Ostasien wurden britisch dominiert " absolut keine Aussicht. Die deutschen Telegramme aus diesem Raum wurden über das US-amerikanische Pazifikkabel über die USA und die USA nach Europa übertragen.
Literaturhinweise:
- Kunert, Arthur: Telegraphen-Seekabel, Köln 1962.
- Neutsch, Cornelius: Erste "Nervenstränge des Erdballs": Interkontinentale Seekabelverbindungen vor dem Ersten Weltkrieg, in: Teuteberg, Hans-Jürgen/ Neutsch, Cornelius (Hrsg.) Vom Flügeltelegraphen zum Internet. Geschichte der modernen Telekommunikation, Stuttgart 1998, 47-66.
- Wobring, Michael: Die Globalisierung der Telekommunikation im 19. Jahrhundert. Pläne, Projekte und Kapazitätsausbauten zwischen Wirtschaft und Politik. Frankfurt/M 2005.
- Röper, August: Unterseekabel, Leipzig 1910.
- Roscher, Max: Die Kabel des Weltverkehrs hauptsächlich in volkswirtschaftlicher Hinsicht, Berlin 1911.