Hebron – Die Höhle der Patriarchen
Beitrag von Alexandra Hohenester
Abb. 1: Die Höhle der Patriarchen bzw. der Machpela in Hebron.
Beschreibung
Hebron liegt rund 37 Kilometer südlich von Jerusalem in einer Höhe von 930 Meter über dem Meeresspiegel im judäischen Bergland. Von Juden wird es „Hevron“ (Zusammenschluss) und von Arabern „el-Khalil“ (Freund Allahs) genannt. Die Höhle Machpela oder „Haram el-Khalil“ (Gruft der Familie Abrahams) ist eine der wichtigsten heiligen Stätten der Juden neben Jerusalem, Zefat und Tiberias. Dort verehren sie die Gräber ihrer drei Erzväter und deren Frauen. Ebenso verehren auch Muslime diese heilige Stätte, denn die drei Erzväter gelten im Islam als bedeutende Propheten und Abraham, im Speziellen, als Ahnherr Mohammeds. Dort wird Abraham als „Ibrahim“, „Khalil Allah“ (Freund Gottes) oder „Khalil er-Rahman“ (Freund des Barmherzigen) bezeichnet. Neben dem Felsendom ist die Höhle Machpela das einzige muslimische Heiligtum Palästinas, das die Haramswürde trägt. Selbstverständlich ist dieser Ort auch eine heilige Stätte für Christen, die ebenfalls dorthin pilgern.
Das rechteckige Hauptgebäude wird von einer 2,65 Meter dicken, 34 Meter breiten, 59 Meter langen und 20 Meter hohen, unten glatten und oben mit Lisenen geschmückten Mauer eingerahmt. Die aus herodianischer Zeit stammende Mauer umschließt eine Fläche von 53,8 Meter auf 28,6 Meter. Der zinnenbewehrte Mauerabschluss stammt aus der mameluckischen Zeit des 13./14. Jahrhunderts. Die Ecken des Komplexes weisen in die vier Himmelsrichtungen. Von den ursprünglich vier quadratischen zwölf Meter hohen Minaretten sind heute noch zwei an der westlichen und östlichen Ecke erhalten.
Der nördliche Treppenaufgang führt zum Eingang an der nordöstlichen Längsseite. Daran anknüpfend befindet sich die Jawuliya Moschee von 1318-20. Gekrönt wird der Mittelteil des Bauwerks von einer Kuppel. Zudem soll sich auch das Grab Josephs in dieser Moschee befinden. Der Innenbereich teilt sich in ein kleines und großes Rechteck auf. Vom Eingang aus kommt man direkt in den großen rechteckigen jüdischen Innenhof. Dort stehen sich die Kenotaphe (Leergräber) Leas und Jakobs, sowie Saras und Abrahams, gegenüber. Der feie Raum zwischen den Kenotaphen wird als Synagoge genutzt. In dem kleinen dahinterliegenden rechteckigen muslimischen Raum befinden sich die Kenotaphe von Isaak und seiner Frau Rebekka aus dem Jahr 1331. Alle Kenotaphe wurden von mamelukischen Künstlern im 14. Jahrhundert aus farbigem Marmor gefertigt und reich bestickte Decken darübergelegt. Die Gräber der Erzväter sollen sich angeblich direkt unter den Kenotaphen in zehn Metern Tiefe befinden. Vom Hof aus erreicht man die Ibrahimsmoschee, ehemals Abrahamskirche. Der dreischiffige Innenraum umfasst eine Breite von 28 Meter und Länge von 24 Meter. Getragen wird die Decke von vier Säulen. Die Seitenschiffe sind mit einem gotischen Kreuzrippengewölbe ausgeschmückt. Auf der Mitte der Südostseite steht der Mihrab. Rechts daneben wird unter den alten Bodenfließen der ursprüngliche Eingang zur Höhle vermutet. Links vom Mittelausgang ist eine vergitterte Öffnung in die Wand angebracht, durch die dem Besucher ein Blick in die dunkle Höhle gewährt wird. Im Westen, an die Hauptmoschee angrenzend, befindet sich auf dem breiten Gang die Frauenmoschee. Unter den Teppichen soll sich ein Fußabdruck Adams vorfinden lassen. Die Höhle darf nicht betreten werden.
Biblische Geschichte
Der biblischen Überlieferung nach wurde Hebron um 1727 v. Chr. gegründet und war die Hauptstadt der Erakiter. Nachdem Abraham von Ägypten nach Kanaan zurückkehrte siedelten er und seine Sippe sich in Mamre an. Zu dieser Zeit kannte man die Stadt Hebron unter dem Namen „Kirjat Arba“ (Stadt der Vier). In Genesis 23,17 wird erzählt, dass nach dem Tod Saras, der Frau Abrahams, dieser für 400 Silberstücke von einem hethitischen Kaufmann Efron ein Grundstück mit einer Höhle am östlichen Stadtrand kaufte. Die Höhle diente zuerst als Grablege für Sara. Danach wurden auch Abraham, sein Sohn Isaak mit Rebekka und sein Enkel Jakob mit Lea dort beigesetzt. Die Stadt spielte in der weiteren Geschichte immer wieder eine bedeutende Rolle. So wurde David in der Stadt zum König gesalbt und er residierte dort rund sieben Jahre bevor er Jerusalem als neue Hauptstadt eroberte. Hebron blieb aber weiterhin die Hauptstadt Judas. Nach altjüdischer Überlieferung sollen sich auch Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies nahe Hebron angesiedelt haben.
Stadt-/Baugeschichte
Herodes der Große (31–4 v.Chr.) baute die Stadt großflächig aus. In diesem Zuge errichtete er auch die bis heute erhaltene Mauer, die als gutes Beispiel für die herodianische Baukunst gilt und Ähnlichkeiten zu dem Tempel in Jerusalem haben soll. Seit dem 4. Jahrhundert suchen christliche Pilger die Gräber auf. Im ersten jüdischen Krieg gegen Rom äscherte der römische Feldherr Celarius die Stadt und das gesamte Gebiet ein. Unter Kaiser Justinian wurde im 6. Jahrhundert n.Chr. über der Höhle eine Basilika mit vier Säulenreihen und ungedecktem Atrium erbaut, welche wiederum im 7. Jahrhundert, nach der Eroberung Palästinas durch die Omajjaden, in eine Moschee umgewandelt wurde. Erst als 1100 die Kreuzfahrer Hebron eroberten wurde aus der Moschee wieder eine Kirche. Das Bauwerk von 1115 bestimmt zu großem Teil das heutige Erscheinungsbild. Ebenso gaben die Kreuzfahrer der Stadt den Namen „Castel St. Abraham“ und 1168 wurde die Stadt zum Bischofssitz ernannt. 1187 nach der Schlacht bei den Hörnern von Hattin wurde die Stadt wieder arabisch. Richard Löwenherz gewann die Stadt 1192 zwar kurz zurück, allerdings fiel sie wieder in die Hand der Araber, welche die Moschee erneuerten. 1215 wurden die Gräber durch die Kreuzfahrer geöffnet und Berichten zu Folge seien die Überreste gut erhalten gewesen. Nach der Öffnung mauerten sie den Eingang zur Höhle zu und während der Regentschaft Sultan Baibars gab es 1266 ein umfassendes Verbot das Heiligtum zu betreten. 1318–20 erbaute Sanjar al-Jawili die zweite Moschee am nordöstlichen Ausgang. Erst im 16. Jahrhundert erkauften sich die Juden das Recht, sich bis auf die siebte Stufe der Außentreppe nähern zu dürfen.
1929 erlebte die Stadt die bisher größte Auseinandersetzung, wobei die jüdische Bevölkerung evakuiert werden musste. 1960 wurde die Höhle auch für die nicht muslimische Bevölkerung geöffnet. Im Sechstage Krieg 1967 besetzten jüdische Truppen das Gebiet. Bis heute liegt die Stadt in mitten des palästinensischen Autonomiegebietes und befindet sich unter israelischer Verwaltung. Die muslimische Bevölkerung hat trotz der israelischen Herrschaft freien Zugang zu den Heiligtümern. Das Stadtgebiet und die Machpela sind heutzutage Zentrum anhaltender Konflikte zwischen Palästinensern und Juden, wobei es immer wieder zu Ausschreitungen kommt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und -kontrollen zum Alltag gehören.
Öffnungszeiten: 4.00 – 21.00 Uhr
Literatur
- Gorys, Erhard und Andrea: Heiliges Land. Ein 10000 Jahre altes Kulturland zwischen Mittelmeer, Rotem Meer und Jordan. 2009.
- Hirschberg, Peter: Israel und die palästinensischen Gebiete. Leipzig 2011.
- Pearlman, Moshe/Yannai, Yaacov : Historische Stätten im Heiligen Land. Wiesbaden 1983.
Abbildungen
- Abb. 1: © Alexandra Hohenester, 2018.