Gallizismen bei Karl May (Frank Paulikat)
Forschungsprojekt Gallizismen bei Karl May
Amo Schmidt bemerkt über die Französischkenntnisse Mays „dass diese schwebelnden Sprachbilder speziell viel Contrebande an Gallicismen bergen, dürfte daran liegen, dass Französisch die Sprache scheint, die May noch am besten – beziehungsweise am wenigsten schlecht – beherrschte“ (Sitara und der Weg dorthin 1985, 28).
Karl May verwendet in seinem Werk sowohl integrale Entlehnungen (adroiteurs, ameublement, attaque), phonetisch/orthographisch/morphologisch mehr oder weniger stark integrierte Lehnwörter (afanziert, assentiert, präcedenzieren ) und sogar hybride Formen (boudinsgeruch, sammetcauseuse). Gallizismen dienen bei Karl May einerseits der Charakterisierung von Figuren mit frankophonem Hintergrund sowie deutscher Dialekte, die durch eine Vielzahl von Entlehnungen aus dem Französischen geprägt sind (etwa dem Sächsischen). Andererseits verwendet Karl May vor allem im Frühwerk auch in narrativen Textabschnitten häufig Gallizismen. In den nach dem Tod Karl Mays vom Karl-May-Verlag herausgegebenen und überarbeiteten Ausgaben wurden diese Entlehnungen meist getilgt und durch deutsche Entsprechungen ersetzt.
Das Projekt beabsichtigt erstmalig eine systematische Untersuchung des Hauptwerks Karl Mays auf Gallizismen. Hierbei kann auf die elektronische Fassung der Werke Karl Mays in der Urfassung zurückgegriffen werden, die von der Karl-May-Gesellschaft angefertigt wurde. Die Belege werden systematisiert und mit den Angaben in der deutschen und französischen Lexikographie verglichen. Hierdurch wird nicht nur ein Beitrag zur Erforschung der Sprache Karl Mays geleistet sondern auch die deutsche Fremdsprachenlexikographie um eine weitere Quelle ergänzt.