Digitale Kinderzeichnung
Inhalt
Digitale Medien haben Einzug in die Alltagswelt von Kindern und Jugendlichen gehalten. Das Aufwachsen mit dem Computer führt u. a. zu einschneidenden Veränderungen im produktiven wie im rezeptiven ästhetischen Verhalten der Kinder. Forschungen zur digitalen Kinderzeichnung sind in zwei Richtungen relevant: Sie verändern einerseits den Blick auf die bisherige Kinderzeichnungsforschung, und sie geben andererseits Aufschluss über die Perspektiven der Kinderzeichnung im Medienzeitalter. Es zeigt sich bei der Untersuchung der digitalen Kinderzeichnung, dass die Prozessualität als Agens zeichnerischer und malerischer Handlung stärkere Beachtung in der bisherigen Theorie zur Kinderzeichnung finden müsste. Darüber hinaus sollten andere Formen ästhetischen Verhaltens wie das Gestalten am Computer, Bauen oder Formen, Bewegung und Aktion an Aufmerksamkeit gewinnen und in die Kinderzeichnungsforschung eingehen. Aufgetaucht sind außerdem Desiderate hinsichtlich des ungegenständlichen Malens und Zeichnens von Kindern, die unter Umständen ein ausgeprägtes Interesse an formalen bildnerischen Wirkungen haben oder die motorischen Aktivitäten zeichnerisch darstellen.
Perspektivisch wäre zu fragen, inwieweit beim Umgang mit Grafikprogrammen programmdeterminierte und computerspezifische Charakteristika in den Gestaltungsprozess eingehen und inwiefern sich diese Eigenheiten strukturell von jenen unterscheiden, die ohnehin - etwa im ästhetischen Prozess oder in der Bildsprache - beim Gebrauch verschiedener Techniken auftreten.
Ein Aspekt, der bislang noch kaum zum Tragen kam, der sich jedoch gravierender als alles andere auf die Entwicklung der Kinderzeichnung auswirken wird, ist der Gebrauch des Computers als ein Medium, das präformierte Bildvorlagen zur Verfügung stellt. Es ist eine Illusion zu glauben, Kinder arbeiteten ausschließlich mit Zeichen- und Malprogrammen, die herkömmliche Techniken lediglich virtuell zur Verfügung stellen. So stellt sich die Frage, ob der Computer ein Medium ist, mit dem vorrangig manipuliert wird statt kreativ gestaltet.
Publikationen
- Kirchner, Constanze/ Miller, Monika: Neue Forschungsperspektiven auf die Entwicklung und Förderung der Bildsprache. In: Schulz, Frank/ Seumel, Ines (Hg.): U20 Kindheit Jugend Bildsprache. München 2013, S. 332-344
- Kirchner, Constanze/ Kirschenmann, Johannes/ Miller, Monika (Hg.): Kinderzeichnung und jugendkultureller Ausdruck. Forschungsstand – Forschungsperspektiven. München 2010
- Kirchner, Constanze: Computer im Kunstunterricht der Grundschule – Möglichkeiten und Grenzen. In: Mitzlaff, Hartmut (Hg.): Internationales Handbuch Computer (ICT), Grundschule, Kindergarten und Neue Lernkultur. 2 Bände. Hohengehren 2007, S. 568 - 573
- Kirchner, Constanze: Digitale Kinderzeichnung im Übergang zum Jugendalter. Eine Studie zur digitalen Bildgestaltung von Zwölf- bis Vierzehnjährigen. In: Peez, Georg (Hg.): Handbuch Fallforschung in der Ästhetischen Bildung/ Kunstpädagogik. Qualitative Empirie für Studium, Praktikum, Referendariat und Unterricht. Baltmannsweiler 2007, S. 90 – 101
- Kirchner, Constanze: Kinderzeichnung im Wandel. In: Kirschenmann, Johannes/ Schulz, Frank/ Sowa, Hubert: Kunstpädagogik im Projekt der allgemeinen Bildung. München 2006, S. 82 - 97
- Kirchner, Constanze: Malen am Pc: (k)eine Kunst? Zu den Qualitäten konventioneller und computergestützter Bildgestaltung. In Computer Colleg – Kunst am Computer. Neue Medien auch im Musik- und Kunstunterricht einsetzen. München 2004
- Kirchner, Constanze: Kinder- und Jugendzeichnung. Kunst+Unterricht Sammelband. Seelze/Velber 2003
- Kirchner, Constanze: Experiment als Motor für zeichnerische Entwicklung? In: Kunst+Unterricht 271/2003, S. 39 - 40
- Kirchner, Constanze: Ästhetisches Verhalten im Kindes- und Jugendalter. In: Klaus-Peter Busse (Hg.): Kunstdidaktisches Handeln. Dortmund 2003, S. 76 - 109
- Kirchner, Constanze: Digitale Kinderzeichnung. Annotationen zum derzeitigen Forschungsstand. In: Kunst+Unterricht 246/247/2000
- Kirchner, Constanze: Jugendzeichnung. In: Kunst+Unterricht 246/247/2000