Tansania war 1885 - 1918 Teil der Kolonie "Deutsch-Ostafrika". Bei einer Reise nach Tansania begegnen sich die miteinander verflochtenen Kollektive Deutschland und Tansania, eingebettet in ambivalente, konfligierende, heterogene Diskurse und Debatten um Erinnerung um das geteilte Kolonialerbe. In diesem Promotionsprojekt soll empirisch erforscht werden, welche diskursiven Verhandlungen es über den Umgang mit dem kolonialen Erbe in Tansania gibt - im Tourismusbereich. Welche Haltungen haben die verschiedenen Akteur*innen auf deutscher und tansanischer Seite zu transnationaler Erinnerungsarbeit und Tourismus? Wird - und wenn ja wie, wo und warum - die deutsch-tansanische Kolonialgeschichte in Tansania im Kontext Tourismus rezipiert, reflektiert, erinnert und/oder touristisch genutzt? Und welche Argumentationsmuster und Deutungskonflikte der verschiedenen Akteur*innen ergeben sich daraus? Anhand bestimmter Erinnerungsorte (Pierre Nora) soll der Diskurs nachgezeichnet und rekonstruiert werden. Die empirische Arbeit verfolgt das Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (Reiner Keller), die auf der Ebene institutioneller Akteur*innen Wirklichkeitskonstruktionen, Deutungen und Wissenspolitiken erforscht. Außerdem wird an einigen Ideen der Gedächtnissoziologie angeschlossen, die mit Erinnern und Vergessen zwei Praktiken in den Fokus stellt, die mit ihrem Vergangenheitsbezug handlungsleitend und identitässtiftend für die Gegenwart sind. Methodisch wird die sinnverstehende Interpretationsarbeit mit hermeneutischer, sequenzanalytischer Textanalyse sowie qualitativen problemzentrierten Expert*inneninterviews geleistet. Das Promotionsprojekt begann im Januar 2022 und wird von Prof. Dr. Reiner Keller (Soziologie, Universität Augsburg) betreut.

- Tansania

- (Post-)Kolonialismus

- Rassismus

- Entwicklungspolitik

- Tourismus

- Wissenssoziologie

- Diskursforschung

Seydel, Henriette (2021): Rezension: Wolfgang Geier und Henning Melber (2021): "Kritik des deutschen Kolonialismus - Postkoloniale Sicht auf Erinnerung und Geschichtsvermittlung", erschienen in Habari 2021/4 "Partnerschaftsarbeit", S. 55 - 56.

Seydel, Henriette (2020): Wachstumsnarrative entwicklungspolitischer Bildungsarbeit im Globalen Norden am Beispiel von "Brot für die Welt" im zeitlichen Vergleich, in Roos, Ulrich (Hrsg.): Nachhaltigkeit. Transformation. Postwachstum. Eine Rekonstruktion wesentlicher Arenen und Narrative des globalen Nachhaltigkeits- und Transformationsdiskurses. Wiesbaden: Springer, S. 357 - 388.

Seydel, Henriette (2020): Rezension: Geißler, Gerrets, Kelly, Mangesho (2020): "Amani - Auf den Spuren einer kolonialen Forschungsstation in Tansania", erschienen in Habari 2020/2 "Menschenrechte" (Tanzania-Network), S. 61 - 64.

Seydel, Henriette (2019): Rezension: Heiko Wegmann (2019): "Vom Kolonialkrieg in Deutsch-Ostafrika zur Kolonialbewegung in Freiburg. Der Offizier und badische Veteranenführer Max Knecht (1874 - 1954)", erschienen in Habari 2019/4 "Freiwilligendienste" (Tanzania-Network), S. 59 - 60.

Seydel, Henriette (2019): Wir und die Anderen: Werbung für Volontourismus auf dem Prüfstand, erschienen in Habari 2019/4 "Freiwilligendienste" (Tanzania-Network), S. 5 - 10.

Seydel, Henriette (2016): Bachelorarbeit: Reproduktion globaler Ungleichheiten durch Voluntourismus - eine postkoloniale Analyse von Otheringmechanismen in Werbekatalogen am Beispiel Tansania, online abrufbar unter Tourismus Watch (Tourismus Gerechtigkeit Entwicklung - Brot für die Welt): www.tourismus-watch.de/de/abschlussarbeit/reproduktion-globaler-ungleichheit-durch-voluntourismus-eine-postkoloniale-analyse (Stand: 10.01.2022)

Seit 05/2022

Promotionsstipendiatin

beim evangelischen Studienwerk Villigst

04/2017 - 09/2018

Förderung durch Deutschlandstipendium

(Universität Augsburg)

2016

netzwerk.preis für Ehrenamtliches Engagement der KUWI Uni Passau

(Universität Augsburg)

Vorstandsmitglied Tanzania-Network.de e.V. (seit 2021)

Gründungsmitglied von "Augsburg Postkolonial - Decolonize Yourself" (seit 2017)

Alumni- & Studierendenverein Konfliktforschung Universität Augsburg (ASKA e.V.): Organisation der Peace Summer School (2018, 2019)