Roland Höhne (4.9.1936 Halle a. S. - 14.4.2022 Niedenstein / Nordhessen)

 

Landeswissenschaften, insbes. Geschichte, Sozialwissenschaften, Kultur der romanischen Länder

 

Abitur 1954; Stud. Romanistik, Geschichte, Politologie u. Soziologie in Greifswald, West-Berlin, Tübingen, Evanston/USA, Montréal u. Aix-en-Provenc; mehrere Abschlüsse (Master of Arts, Licence-ès-lettres, Dipl.-Politologe); 1961-64 Doktorand am Institut d’Études Politiques de Paris;1964-71 wiss. Mitarbeiter Otto-Suhr-Institut der FU Berlin, 14.2.1968 Prom.; 1964-71 Wiss. Mitarb. Inst. f. Sozialwiss. Forschung FU Berlin; 1971-77 Assistenz-Prof. f. Regionalstudien u. Landeskunde FU u. PH Berlin; Forschungsaufenthalt Madrid 1980; Prof. Bochum 1980/81; Professur f. Civilisation française (Landeswissenschaft) GHS Kassel, 1981; 2001 i. R.; 2001-2004 Vertretung der eigenen Professur.

 

Deutschlandbild und Deutschlandpolitik Pierre Lavals, besonders von 1942 bis 1944, Berlin, Freie Univ., Diplomarbeit, 1961; Faktoren des aussenpolitischen Meinungs- und Willensbildungsprozesses innerhalb der gemässigten Rechten Frankreichs in den Jahren 1934-1936, eine historisch-politologische Studie zum Verhältnis von Gesellschaftssystem und Außenpolitik, Berlin, West, Univ., Phil. Fak., Diss., 1968; Die romanistische Landeswissenschaft. Das ungeliebte Kind der deutschen Romanistik, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2007, https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1446.

 

Alexander Kather, Romanistik an einer Reformuniversität. Entstehung und Entwicklung eines neuen Modells der Fremdsprachenlehrerausbildung in Zeiten der Bildungsreform, Kassel: university press, 2020 (Studium u. Forschung, hrsg. vom Zentrum für Lehrerbildung der Universität Kassel; 33), 81-84.

 

„In jungen Jahren wechselte er über die innerdeutsche Grenze, lebte für ein Jahr in den USA und studierte Politikwissenschaften in Paris. 1968 wurde er an der FU Berlin mit einer historisch-politologischen Arbeit über das Verhältnis von Gesellschaftssystem und Außenpolitik im Frankreich der 1930er Jahre promoviert.

Dem Schwerpunkt Frankreich blieb er in der Folge treu, mit zunehmender Fokussierung auf politisch brisanten Fragen der Gegenwart wie dem Wiedererstarken des Rechtsextremismus, dem Spannungsverhältnis von multikultureller Gesellschaft und unteilbarer Republik, dem politischen Reformstau und der Distanz zwischen Bürger und Staat. Ein besonderes Augenmerk galt über die Jahre hinweg dem Elysée-Vertrag, der 1963 den Grundstein für die deutsch-französische Freundschaft gelegt hatte und seither in vielfältiger Weise Austausch und Dialog beförderte. Als Höhne 1981 auf die Professur für romanische Landeswissenschaft an die (damals noch) Gesamthochschule Kassel berufen wurde, stand die Befähigung zum Dialog im interkulturellen Austausch auch in der Lehre für ihn ganz obenan. Auf studentischer Seite kam dieses Engagement immer hervorragend an und motivierte nicht wenige, nach dem Studium in der Wissenschaft oder der Lehre tätig zu sein.

Bundesweit wegweisend für den Dialog zwischen verschiedenen Fächern und Fachgebieten war die von ihm zusammen mit Prof. Ingo Kolboom (TU Dresden) angestoßene Debatte über die Landeswissenschaft als Teildisziplin der Romanistik (Von der Landeskunde zur Landeswissenschaft, 1982), die dem interdisziplinären Kasseler Diplomstudiengang Wirtschaftsromanistik wertvolle Anregungen verdankte und ihn seinerseits weiter profilierte. Und als sich in den späten 1990er Jahren der deutsche Romanistenverband nach Sprach- und Kulturräumen zu differenzieren und untergliedern begann, gründete Höhne zusammen mit seinem Kasseler Kollegen Prof. Konrad Schoell den Frankoromanistenverband (FRV), der sofort regen Zulauf fand und bis heute eine wichtige Plattform für den fachwissenschaftlichen Austausch und die Debatte über Status und Bedeutung des Französischen in Politik, Kultur und Gesellschaft bietet“ (Franziska Sick).

 

Kürschner 1992, 1460; F. Sick, https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/ meldung/ 2022/05/10/trauer-um-roland-hoehne?cHash=d6ead8b0693cd27971d26bbb134ffc90).

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