Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums (1560–1945)

Projektbeschreibung

Das Projekt, das von September 2021 bis Ende September 2023 als Kooperationsprojekt (Universität Augsburg(Lehrprofessur Prof. Dr. Klaus Wolf)/Jüdisches Museum Augsburg Schwaben/Bayerische Staatsbibliothek) durchgeführt wurde, bezog sich örtlich auf Bayerisch-Schwaben. Ziel war es aus Bayerisch-Schwaben stammende Zeugnisse jüdischen Lebens und jüdischer Geschichte zu erforschen, erfassen und digitalisieren, um deren Erhalt und Nachnutzung sicherzustellen und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

 

Zu den von der Universität Augsburg (Dr. Ingvild Richardsen) und dem Jüdischen Museum Augsburg Schwaben (Natalie Jäger M.A.) fotografisch und digital erfassten und nach den Standards zur Inventarisierung jüdischen Kulturgutes und die 1600 beschriebenen Objekten gehören bauliche Überreste, Kult- und Ritualgegenstände, Handschriften und Druckwerke, Fotografien, Gemälde, weitere bildliche Darstellungen, Briefe, Urkunden und Akten sowie Kleidung und Alltagsgegenstände. Ergänzt wurde die Erfassung dieser Objekte durch 100 Biographien einzelner Persönlichkeiten und Familien jüdischer Herkunft.

 

Es wurden folgende vier virtuelle Ausstellungen kuratiert, die im Laufe des Jahres 2024 auf Bavarikon aufrufbar sein werden:

  1. Jüdisches Leben auf dem Land. Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinde in Ichenhausen (1541-1948) (Dr. Ingvild Richardsen)
  2. Frauen jüdischer Herkunft aus Bayerisch Schwaben (Dr. Ingvild Richardsen/Natalie Jäger M.A.)
  3. Jüdisches Unternehmertum in Bayerisch Schwaben (Dr. Ingvild Richardsen/Natalie Jäger M.A.)
  4. Jüdisches Schrifttum und Literatur aus Bayerisch Schwaben (Dr. Ingvild Richardsen/Natalie Jäger M.A.)

Der zeitliche Rahmen reichte von der Gründung der ersten Landgemeinden im 16. Jahrhundert bis zum Ende des 2. Weltkriegs. Der zeitliche Schwerpunkt der überlieferten und erfassten Objekte lag aufgrund der Quellenlage und der Überlieferung zwischen der Mitte des 18. Jahrhunderts und dem frühen 20. Jahrhundert. Die kulturelle Repräsentanz von Frauen wurde besonders berücksichtigt. Alle Texte wurden auf Deutsch und Englisch zur Verfügung gestellt.Das Projekt ist sowohl ein Beitrag zur Erinnerungskultur, als auch ein wichtiger Baustein für die Verankerung jüdischer Geschichte in der kulturellen Identität Bayerns und Bayerisch-Schwabens.

 

Die für das Projekt relevanten Objekte waren nicht in einer geschlossenen Sammlung überliefert. Folgende Sammlungen (und Objekte) wurden im Projekt dokumentiert:

  1. Die Sammlung des JMAS umfasst eine Judaica-Sammlung (teilweise Dauerleihgabe des Bayerischen Nationalmuseums), Objekte aus Nachlässen von Privatpersonen, Dauerleihgaben privater Sammler, Objekte aus Beständen des IKG-Archives Schwaben-Augsburg. Das JMAS verfügt über alle Bild- und Publikationsrechte.
  2. In Ichenhausen ist ein 1990 entdeckter Genisa-Fund erhalten, der bis heute nicht vollständig wissenschaftlich erforscht ist. Von größter Bedeutung ist die darunter befindliche Torawimpel-Sammlung, verschiedene in der Ehemaligen Synagoge Ichenhausen erhaltene Sammlungen und Nachlässe, sowie bedeutende erhaltene baulichen Denkmäler der ehemaligen jüdischen Gemeinde.
  3. Bauliche Zeugnisse jüdischen Lebens in den Landgemeinden Bayerisch-Schwabens (Synagogen, Mikwen, Wohnhäuser, Schulen etc. sowie verschiedene einzelne erhaltene Kult-, Ritual- oder Alltagsgegenstände in Archiven Museen, früheren Synagogen und bei Privatpersonen). Friedhöfe waren aufgrund laufender anderer Forschungsprojekte kein Teil des Projektes.
  4. Bayerisch-Schwaben betreffende Objekte aus Museen und Bibliotheken in Deutschland, Österreich, Israel und den USA

 

Das Projekt umfasste insgesamt:

  1. Erforschung und Erschließung der im Jüdischen Museum Augsburg Schwaben und in früheren jüdischen Landgemeinden Bayerisch Schwabens sowie in Bibliotheken und Archiven befindlichen bzw. aufbewahrten relevanten Objekte
  2. Anfertigung von Fotografien und Digitalisaten
  3. Anfertigung bzw. Überarbeitung/Redaktion und Zusammenführung von Erschließungsdaten, Objektbeschreibungen in die MuseumPlus Datenbank.
  4. Erstellen von 100 Biogrammen für das Literaturportal Bayern
  5. Kuratierung von vier virtuellen Ausstellungen anhand der vorliegenden Objekte

 

 

 

 

 

Dr. Ingvild Richardsen
Mitarbeiterin für das BAVARIKON Projekt: Das jüdische Erbe Bayrisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums (1560–1945).
Deutsche Literatur und Sprache in Bayern
  • Telefon: 08215985621
  • E-Mail:

Suche