Die Nationalsprache der Juden oder eine jüdische Sprache?
Allgemeine Informationen
Das Forschungsprojekt „Die Nationalsprache der Juden oder eine jüdische Sprache? Die Fragen zur Czernowitzer Sprachkonferenz in ihrem zeitgeschichtlichen und räumlichen Kontext“ unserer Mitglieder Prof. Dr. Bettina Bannasch und Prof. Dr. Alfred Wildfeuer untersucht die Fragen der Czernowitzer Sprachkonferenz von 1908 in ihrem zeitgeschichtlichen und räumlichen Kontext.
- Projektleitung: Prof. Dr. Bettina Bannasch, Prof. Dr. Alfred Wildfeuer
- Koordinatorin: Carmen Reichert
- Kooperationspartner: Bukowina-Institut, Jun.-Prof. Dr. Maren Röger, Abteilung für jüdische Kultur und Geschichte an der LMU München, Evita Wiecki
- Laufzeit: 2018 – 2020
Zum Forschungsprojekt
Der Moment, in dem die Teilnehmer – und wenigen Teilnehmerinnen – der ersten internationalen Sprachkonferenz für Jiddisch sich im Herbst 1908 in Czernowitz darauf verständigten, Jiddisch zu einer nationalen Sprache der Juden zu erklären, gilt als wichtiger Durchbruch für die Entwicklung des Jiddischen. Diese Erklärung ist zugleich einer der Höhepunkte in der Frage, die sich in Österreich-Ungarn und seinen Nachbarstaaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte: Waren die Juden eine Nation? Besaßen sie eine oder mehrere nationale Sprachen? Gab es eine jüdische Nationalliteratur und wenn ja, in welche(n) Sprache(n) war sie verfasst?
Das interdisziplinäre Projekt wird geleitet von den literatur- und sprachwissenschaftlichen Professuren von Bettina Bannasch und Alfred Wildfeuer an der Universität Augsburg in Kooperation mit der Juniorprofessur für Ostmitteleuropäische Geschichte (Maren Röger), dem Bukowina Institut Augsburg und der Jiddisch-Dozentur der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München (Evita Wiecki). Projektpartner sind die germanistischen Institute der Universitäten Tscherniwzi (in Kooperation mit dem dort angesiedelten Zentrum GEDANKENDACH) und Plzeň (in Kooperation mit dem dortigen Zentrum für Interregional-Forschung) sowie das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk. Das Projekt wird gefördert von der Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Frage nach den/der jüdischen Sprache(n) und Literatur(en) wurde auf Jiddisch wie auf Hebräisch, Deutsch und in zahlreichen anderen Sprachen Europas diskutiert. Ziel des Projekts ist es, die in der Forschung zumeist getrennt betrachteten Diskurse um nationale (jüdische) Sprachen im Europa des frühen 20. Jahrhunderts zusammenzubringen. Dieser neue, interdisziplinäre Blick auf ein Ereignis in der Bukowiner Hauptstadt Czernowitz erlaubt es außerdem, das Zusammenwirken jiddischer und deutschprachiger Intellektueller bei der Veranstaltung der Konferenz nachzuvollziehen. Auch zentrale Argumente und Ideen in der Debatte zeugen von einem regen Ideenaustausch über die Sprachgrenzen hinweg. In den Literaturen ist die Mehrsprachigkeit Österreich-Ungarns nicht nur Zeit- und Lokalkolorit, sondern ein zentrales Thema, das sich durch die verschiedenen Sprachen und literarischen Gattungen zieht. Ein besonderer Fokus des Projekts liegt auf den deutsch- und jiddischsprachigen literarischen Arbeiten von Autorinnen, die in den öffentlichen Debatten unterrepräsentiert sind, sich aber in ihren literarischen Werken auf unterschiedlichste Weise positionieren und auf diese Weise in die Diskurse einschreiben.
Geplant sind eine Podiumsdiskussion, drei Workshops und eine Abschlusstagung. Gasthörerinnen und -hörer sind bei allen Veranstaltungen willkommen.