Auftaktveranstaltung des Altertumswissenschaftlichen Kolloquiums im Sommersemester 2023

Hermupolis Magna in Mittelägypten, Verwaltungssitz des 15. oberägyptischen Gaus und zentraler Kultort des Gottes Thot, blickt auf eine unglückliche Forschungsgeschichte zurück.Während Ägyptologen das dort vor allem aus griechisch-römischer Zeit stammende
Quellenmaterial in der Regel als zu spät für ihre Interessen einschätzten, hieltenAltertumswissenschaftler der griechisch-römischen Zeit den Ort oftmals für zu ägyptisch, um sich ihm näher zu widmen. An Hermupolis lässt sich aufgrund der für Ägypten seltenen Kombination aus archäologischen und papyrologischen Quellen allerdings das Leben einer ägyptischen Metropolis so gut studieren, wie an kaum einem anderen Ort dieser Provinz. Der Vortrag setzt hier an und zeigt am Beispiel von Hermupolis, wie griechisch-römische Konzepte städtischen Selbstverständnisses im Verlauf des 2. und 3. Jhs. n. Chr. allmählich Einzug in Ägypten hielten und die Hermopoliten ihre Heimat im Zuge dessen nicht nur als griechische Polis in Szene setzten, sondern auch aktiv den Wettbewerb mit den übrigen Zentralorten der Provinz suchten.